Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde die Handelskammer „gleichgeschaltet“. Im April schloss der Sonderkommissar Georg Sturm die jüdischen Vollversammlungsmitglieder aus der IHK aus. ( Artikel im IHK-Magazin 5/22
; ausführlicher: Eva Moser, Im Schatten des Hakenkreuzes: Jüdische Mitglieder der Industrie- und Handelskammer München 1932-1933, in: Archivalische Zeitschrift 99 / 2022: Festschrift für Margit Ksoll-Marcon, hrsg. von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, 2. Teilband, S. 733 – 742)
Seit 1934 unterstand die Kammer der Aufsicht des Reichswirtschaftsministers, der auch den Kammerpräsidenten ernannte. An die Stelle der frei gewählten Vollversammlung trat ein vom Präsidenten berufener „Beirat“. Die Geschäfte führte ab 1933 Dr. Hans Buchner, Parteimitglied und seit über zehn Jahren Wirtschaftsredakteur des „Völkischen Beobachters“.
Als Präsident amtierte Albert Pietzsch, Vorstandsmitglied der Elektrochemischen Werke München AG, Höllriegelskreuth. Er war NSDAP-Mitglied und zählte zu den frühen Unterstützern der Partei.
Zu den neuen der IHK zugewiesenen Tätigkeitsfeldern im NS-Staat gehörte auch die Mitwirkung an der sog. „Arisierung“, der Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus Gewerbe und Handel. Die Kammer war mit systematischen Umfragen zur Herkunft von Firmeninhabern, mit der Bewertung jüdischen Geschäftsvermögens, der Überprüfung der fachlichen Qualifikation „arischer“ Geschäftsnachfolger, aber auch mit Gutachten zur Firmenstilllegung befasst.
(Literaturhinweise: Wolfram Selig, „Arisierung“ in München. Die Vernichtung jüdischer Existenz 1937-1939, Berlin 2004; Eva Moser, „...geht damit in arischen Besitz über.“ Die Verdrängung der Juden aus der Münchner Wirtschaft, in: Andrea Baresel-Brand (Bearb.): Entehrt. Ausgeplündert. Arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden (Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste 3), Magdeburg 2005, S. 131-146