Herr Horstmann, schön, dass Sie heute hier in der IHK als Aussteller dabei sind. Was führt Sie hierher?
Wir sind eviom aus München. Wir sind seit 14 Jahren am Markt. Wir unterstützen deutsche B2B-Unternehmen dabei, internationale Märkte zu erschließen. Wir arbeiten aktuell für 60 deutsche Firmen in 40 Ländern. Wir haben ein Framework für das digitale Wachstum erstellt. Angefangem von der Evaluierung neuer Märkte, kulturelle digitale Unterschiede, was machen die Wettbewerber, wo steht man selbst? Strategien aufbauen, Workshops machen, das Marketing unterstützen, Sichtbarkeit über Suchmaschinen – da gibt es große länderspezifische Unterschiede.
Warum sind Sie heute hier mit einem eigenen Stand präsent?
Wir sind IHK- und AHK-Mitglied und sind mit Unterstützung der AHK in China aktiv. Wir haben dazu auch Webinare gemacht. Aktuell sind wir jetzt mit der IHK München in Kontakt und werden für die IHK auch Webinare erstellen. Unser Fokusthema ist eben internationales B2B. Dieses Event heute passt da hervorragend dazu – auch weil wir uns auf das Digital-Marketing konzentrieren.
Wie ist denn die Resonanz der Teilnehmer?
Der Bedarf ist eindeutig da. Die ersten Resultate heute bestätigen das sehr gut. Wir haben sehr spannende Gespräche mit Unternehmen gehabt, die Unterstützung brauchen. Es gab auch erste Kontakte zu möglichen Partner-Unternehmen, mit denen wir gemeinsam neue Lösungen für deutsche Firmen entwickeln könnten.
Welche Länder sind für Sie besonders interessant?
Für unsere Kunden sind das drei Kernregionen. Die europäischen Anreiner-Staaten, Spanien, Italien, UK und so weiter, dann haben wir die zwei großen Player China und USA. Wir haben dafür in München ein eigenes China-Team im Einsatz. Sie wissen, in China sind viele Plattformen blockiert, dort braucht es also andere Lösungen. Es gibt große kulturelle Unterschiede.
Die Spannungen zwischen USA und China werden unter Trump wohl noch steigen. Hat das Einfluss auf Ihre Geschäftsstrategie?
Wir stellen tatsächlich fest, dass viele Unternehmen nach alternativen Wachstumsmärkten suchen. Dazu gehören etwa Brasilien und Indien. Wir betreuen deutsche Firmen in Indien, die dort mit ihrer Produktion starten, neue Vertriebswege eröffnen, da ist viel in Bewegung.
Sie haben vorhin auch das beeindruckende Titelbild des Magazins Economist gesehen: Trumps Golfschläger trifft die Welt. Was bedeutet das für Sie?
Ich habe da eine ganz klare Meinung dazu … Wir sollten mehr unternehmerisch und weniger politisch agieren. Ich sehe eine riesige Diskrepanz zwischen dem, was politisch gewünscht ist und dem, was die unternehmerische Realtität ist. Ein schönes Beispiel ist China. Das ist ein riesiger Markt. Wir reden da über 1,6 Milliarden Menschen. China hat seine eigene Kultur, seine eigenen Landschaften. Wenn wir da mitspielen wollen, müssen wir China auch entsprechenden Respekt zollen. Wir haben ein gemeinsame Verantwortung für die Zukunft des Welthandels.
Wie sehen das Ihre Kunden?
Das sehen auch die meisten Unternehmen so. Die denken pragmatisch. Die gehen einfach dorthin, wo sie den größten Erfolg haben können. Es wäre auch für unsere Bundesregierung ratsam, das Ganze mehr aus unternehmerischer Sicht zu betrachten. Das ist das, was wir uns selbst als "Purpose" zuschreiben. Das ist der Lebenszweck von uns, dass wir deutsche Unternehmen unterstützen wollen, sich international gut zu positionieren.
Fürchten Sie sich dabei nicht vor dem neuen Duo Infernale Trump und Elon Musk?
Auch hier eine ganz klare Ansage: Abgesehen von Trump ist Elon Musk ein extrem erfolgreicher Unternehmer. Ich hätte gerne jemanden in unserer Regierung, der die Dinge unternehmerisch sieht, der erfolgreich und ein Macher ist. Einen der durchgreift und dafür sorgt, dass unsere Unternehmen weniger Bürokratie haben. Unsere Regierung bräuchte auch dringend jemand, der schnellere Entscheidungen trifft. Das ist ein Problem, das wir in Deutschland haben.
Sie sehen trotz Trump also keinen Grund, Schwarz zu sehen?
Im Gegenteil. Trump könnte eine große Chance für Europa sein. Er zwingt uns, europäischer zu denken. Wenn die USA und China sich streiten, kann das Europa auch nutzen. Das bringt uns mehr Möglichkeiten, in China und in den asiatischen Ländern Geschäft zu machen. Wenn Trump die Einfuhr chinesischer Waren blockiert, können möglicherweise wir mit den USA besser interagieren.
Machen Ihnen Trumps Drohungen keine Sorgen?
Wir Europäer sollten da selbstbewusster auftreten. Momentan sehe ich nur Angst, Duckmäuserei. Wenn die USA uns mit Zöllen kommen, haben wir als EU schon die Macht zu sagen, okay, Trump, kannst Du haben. Zölle einführen, das können auch wir.
Was versprechen Sie sich von der neuen Bundesregierung?
Ich wünsche mir vor allem mehr europäisches Denken. Natürlich auch weniger Bürokratie, mehr Unternehmertum. Wir müssen die Abwanderung von Unternehmen stoppen. Ich bin gerade dabei, einen Post für LinkenIn zu erstellen unter dem Titel "Make German Economy Great again." Wir müssen wieder in der Erfolgsspur kommen.
Der französische Ökonom Nicolas Baverez sagt: "Deutschland hat furchtbare Angst." Sehen Sie das auch so?
Das sehe ich leider absolut genauso. Das ist ein deutsches Dilemma. Man sieht alles negativ. Man packt nicht gemeisam an. Man sollte auch in der Kommunikation offensiver und selbstbewusster rausgehen. Das tut jetzt Not. Für Unternehmer sind Krisen auch immer neue Chancen. Die müssen wir entschlossen nutzen.