Finanzierungsalternativen
A) Merkblatt-Eigenkapital-Beteiligungskapital
Beteiligungskapital kann von neuen Investoren oder den bisherigen Eigentümern eingezahlt werden. Die Eigenkapitalerhöhung mittels Beteiligungskapital hat in der Regel eine Veränderung der Beteiligungsverhältnisse am Unternehmen zur Folge. Durch die Eigenkapitalerhöhung wird das haftende Kapital Ihres Unternehmens erhöht, was positive Auswirkungen auf die Bonität und die spätere Aufnahme von Fremdkapital, z.B. durch ein Bankdarlehen, hat.
Insbesondere auf die Finanzierung von vielversprechenden Start-Ups sind sog. Venture Capital Gesellschaften (VCG) ausgerichtet. Diese VCG zahlen Start-Ups, die für eine klassische Bankenfinanzierung nicht in Frage kommen, sog. Risikokapital (auch Wagniskapital oder Venture Capital genannt). VCG verfolgen in den meisten Fällen eine Exit-Strategie und mit dem Fokus einer gewinnbringenden Veräußerung der Beteiligung nach der Start-Up-Phase.
B) Merkblatt Leasing
Das Leasing wird in der Regel bei Mobilien, wie Fahrzeugen und Maschinen, angewandt. Heutzutage wird Leasing jedoch auch bei Immobilien genutzt (z.B. „Sale-and-lease-back“). Das Leasing bietet insbesondere steuerliche Vorteile, da die Leasinggebühren als Aufwand erfasst werden und wirkt sich zudem positiv auf die Bonität Ihres Unternehmens aus, da die Finanzierung nicht bilanziert wird.
C) Merkblatt Factoring (Forderungsverkauf)
Beim Factoring handelt es sich um den Verkauf von Forderungen an eine Factoringgesellschaft (auch Factor genannt). Durch das Factoring werden Forderungen schnell in liquide Mittel umgewandelt, der Mahnungsprozess und Ausfallrisiko werden vom Factor übernommen.
D)
Crowdfunding (Schwarmfinanzierung)
Beim Crowdfunding finanzieren viele Personen mit jeweils kleinen Geldbeträgen gemeinsam ein Projekt oder Vorhaben über das Internet. Die Finanzierung funktioniert nach dem „Alles-oder-Nichts“-Prinzip. Das heißt, wird die Zielsumme, die zur Umsetzung des Vorhabens benötigt wird, innerhalb des gesetzten Zeitraums nicht erreicht, geht das Projekt komplett leer aus. Meist erhalten die Geldgeber eine Gegenleistung, die ideeller, materieller, aber auch finanzieller Art sein kann. Spezielle Online-Plattformen fungieren als Vermittler zwischen Projektinitiatoren und Geldgebern. Immer mehr Startup-Unternehmen, aber auch die ersten mittelständischen Unternehmen entdecken Crowdfunding als alternative Finanzierungsart für sich. Man unterscheidet je nach Gegenleistung verschiedene Formen von Crowdfunding.
E) Finetrading (Einkaufs-/ Warenfinanzierung)
Beim Finetrading handelt es sich um ein Handelsgeschäft und nicht um ein klassisches Finanzinstrument. Dabei schaltet sich zwischen Käufer und Verkäufer ein Finanzintermediär, der sog. Finetrader. Der Finetrader kauft im ersten Schritt die Ware vom Verkäufer und übernimmt die Rechnung, wobei die Ware an den eigentlichen Käufer geliefert wird. Zwischen Finetrader und Käufer wird ein weiterer Vertrag geschlossen, der dem Käufer in der Regel ein erweitertes und individuell verhandelbares Zahlungsziel einräumt.
F) Mitarbeiterbeteiligung
Die Mitarbeiterbeteiligung ähnelt einer Beteiligungskapitalfinanzierung. Mitarbeiter erhalten somit gegen eine entsprechende Kapitaleinlage eine Beteiligung am Unternehmen, z.B. via Belegschaftsaktien oder GmbH-Anteile, und sind entsprechend am Erfolg des Unternehmens beteiligt. Darüber hinaus ist auch eine Fremdkapitalbeteiligung der Mitarbeiter z.B. mittels Mitarbeiterdarlehen oder Mitarbeiterschuldverschreibungen möglich. Dabei sind die Mitarbeiter nicht am Erfolg des Unternehmens beteiligt, erhalten allerdings wie bei einem klassischen Bankdarlehen Zins- und Tilgungszahlungen über eine vertraglich festgelegte Laufzeit vom Unternehmen. Das Mitarbeiterdarlehen dient dabei vordergründig der Liquiditätsbeschaffung wohingegen die Mitarbeiterbeteiligung auf die Unternehmensnachfolge und Übertragung von Verantwortung auf die Arbeitnehmer abzielt.
G) Schuldscheindarlehen
Das Schuldscheindarlehen vereint die Eigenschaften vom klassischen Bankkredit und Unternehmensanleihen und dient der Fremdkapitalbeschaffung. Das Schuldscheindarlehen stellt einen mittel- bis langfristigen Großkredit dar, der von Kapitalsammelstellen (z.B. Investmentfonds und Versicherungen) an Unternehmen gegen einen Schuldschein gewährt wird. Der Schuldschein stellt dabei lediglich den Beweis der Schuld des Unternehmens gegenüber der Kapitalsammelstelle dar und ist kein Wertpapier. Im Gegensatz zu Anleihen werden Schuldscheindarlehen nicht an der Börse sondern nur im Interbankenmarkt („over the counter“ (OTC)) gehandelt.
H) Merkblatt Liquiditätsoptimierung
zum Erhalt der Zahlungsfähigkeit
Eine der Aufgaben des Unternehmers ist die Sicherstellung der Liquidititä, um Krisensituationen vorzubeugen. Lernen Sie die Instrumente zur kurz- und mittelfristigen Liquiditätsoptimierung kennen. Schwerpunktmäßig werden die Möglichkeiten der Innenfinanzierung betrachtet.
I) IPO (Initial Public Offering - Börsengang)
Ein IPO bietet bei der Unternehmensfinanzierung den Vorteil, dass frisches Eigenkapital an öffentlichen Kapitalmärkten beschafft werden kann. Ein IPO ist allerdings auch mit vielen Verpflichtungen (u.a. Aufstellung, Prüfung und Veröffentlichung eines Jahresabschlusses) und rechtlichen Voraussetzungen des Wertpapierprospektgesetzes (WpPG), dem Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG) und dem Aktiengesetz (AktG) verbunden.
I) IBO (Initial Bond Offering - Fremkapitalbeschaffung über den Kapitalmarkt)
Ein IBO bezeichnet das erstmalige, öffentliche Angebot einer Anleihe (auch Mittelstands- oder Unternehmensanleihe (engl. Corporate Bond) genannt) mit anschließender Einbeziehung der Anleihe in den Börsenhandel. Beim IBO handelt es sich um eine neue Art der Fremdkapitalbeschaffung über den organisierten Kapitalmarkt. Welche Voraussetzungen sowie Anforderungen Ihr Unternehmen für ein IBO an der Bayerischen Börse erfüllen muss und welche Kosten auf Sie zukommen, erfahren Sie auf der Website zur Mittelstandsfinanzierung der Bayerischen Börse: Fremdkapital über die Börse - Finanzierung über Anleihen.
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