Produktverpackungen
Beispiel Tütensuppe
Aktuelle Verpackung: Einzeln verpackte Tüten mit farbigem Aufdruck, Multimaterialverbindung aus
Papier, Aluminium (AI) und Polyethylen (PE). Dieses Material ist schwer zu recyceln, die Materialien können nur teilweise voneinander getrennt werden. Aus dem Verbund wird die Aluminiumfraktion abgetrennt, d. h., das Aluminium wird recycelt; Papier und Kunststoff gehen als Wertstoff verloren und werden verbrannt.
Lösungsansatz: Mehrere Kunststofftüten aus Monomaterial, z. B. Polypropylen (PP) oder PE, mit
einer Barriereschicht aus Aluminiumoxid oder Ethylen-Vinylalkohol-Copolymer
(EVOH), hell eingefärbt und wenig bedruckt. Diese sind in einer Multiportionspackung
aus bedrucktem Pappkarton enthalten. Der Kunde kann die Tüten (Kunststoff)
von der Multifunktionsbox (Pappe) leicht trennen und in den passenden
Materialstrom (Papier bzw. Kunststoff) geben.
Beispiel Waschmittel
Aktuelle Verpackung: Kunststoffflaschen mit fest verklebten Etiketten oder großen bedruckten Banderolen aus Kunststoff. Die Etiketten können in der Sortieranlage nur schwer abgetrennt werden. Bedrucktes Kunststoffsubstrat erschwert das Recycling. Wird es recycelt, kann es nur für dunkle Farben eingesetzt werden, da ein erneutes Einfärben des Regranulats schwierig ist.
Lösungsansatz: Ein vollständig recycelbarer Standbodenbeutel mit abnehmbarer Banderole. Nach Gebrauch kann die äußere Banderole vom Innenteil der Verpackung durch den Kunden „entkleidet“ werden, sodass die farblose und die bedruckte Komponente geschreddert und in separate Recyclingströme sortiert werden können. Damit ist die Beutelverpackung aus Polyethylen zu 100 % recycelbar. Auf Haftvermittler und Klebstoffe wird verzichtet. Dazu bestehen die Ausgießöffnungen und der Deckel ebenso aus Polyethylen. Nach dem Recycling erhält man im Endeffekt ein Rezyklat in der nahezu gleichen Qualität wie das Ausgangsmaterial.
Beispiel Pflanztopf
Aktuelle Verpackung: Pflanztöpfe sind in der Regel ein Wegwerfprodukt. Nach dem Umtopfen landet der zumeist aus Kunststoff bestehende Topf normalerweise direkt im Müll.
Lösungsansatz: Das Unternehmen meinwoody.de aus der Nähe von Coburg in Oberfranken hat
einen Pflanztopf auf der Basis eines nachwachsenden Rohstoffs (Hanffasern) entwickelt,
der innerhalb weniger Jahre rückstandsfrei im Boden verrottet, und produziert
diesen regional in Oberfranken. Die Pflanze kann so samt Topf eingepflanzt
werden. Das Pflanzenwachstum wird zudem durch den Verbund von Hanffaser
und Wurzelballen begünstigt.
Mehr Informationen zum Pflanztopf
Serviceverpackungen
Weglassen oder auf Mehrweg umstellen
In vielen Fällen ist die Serviceverpackung nicht unbedingt notwendig. Oft hilft es bereits, beim Kunden nachzufragen, ob er eine zusätzliche Verpackung wünscht (z. B. bei Blumen, Backwaren). Auch werden im Einzelhandel immer mehr Alternativen (z. B. Mehrwegtragetaschen, Mehrwegdosen) angeboten.
Tip: Die Initiative „Einmal ohne, bitte“ unterstützt Händler dabei, in den verpackungsfreien
Verkauf einzusteigen. Käufer können eigene Verpackungen (Beutel, Tüten, Dosen) mitbringen,
wenn sie frische Ware zum Beispiel an der Bäcker, Fleisch- oder Käsetheke einkaufen. Mehr Informationen zur Initiative hier Link zur Initiative "Einmal ohne, bitte"
Verpackungsmaterial und Verpackungsgröße prüfen
Da die Serviceverpackungen oft eine kurze Lebensdauer haben, sollte überprüft werden, ob das Material und die Verpackungsgröße zum Produkt passen. Es kann sinnvoll sein, verschiedene Verpackungsgrößen z. B. bei Backwaren oder bei To-go-Behältern zu nutzen. Eventuell kann die Verpackung auch dünner und somit materialsparender gestaltet werden. Serviceverpackungen sollten aus nur einem Material bestehen und nicht mit Etiketten beklebt werden.
Weiternutzen
Serviceverpackungen (vor allem aus Papier) eignen sich oft zur Weiternutzung. So kann die Brötchentüte, wenn nicht vermeidbar, z. B. den Müllbeutel im Bioabfall-Eimer ersetzen. Ein Hinweis für den Verbraucher, z. B. direkt auf der Serviceverpackung, kann hier helfen.
Transport- und Versandverpackungen
Für Verpackungen, die dem Transport oder Versand von Produkten dienen, gelten hinsichtlich des Materialeinsatzes ähnliche Kriterien wie bei anderen Verpackungen. Es sollte möglichst angepasstes oder Monomaterial verwendet werden. Auf große Kunststoffetiketten sollte verzichtet werden. Beim Füllmaterial gilt es, zu überprüfen, ob die Menge der Befüllung mit den Anforderungen an den Produktschutz übereinstimmt – vielleicht kann teilweise oder ganz auf Füllmaterial verzichtet werden.
Was das Füllmaterial angeht, gibt es eine große Palette an Materialien zur Auswahl. Neben Kunststoffen und Styropor gibt es gute Alternativen z. B. aus recyceltem Papier, auf Holz- oder Strohbasis, auf Basis von alten Jutesäcken oder Alttextilien.
Beispiel Transportbox
Aktuelle Verpackung: Im Onlinehandel werden die Produkte überwiegend in Kartonage verpackt und an den Endkunden versendet. Die Kartons landen meist nach einmaligem Gebrauch im Müll.
Lösungsansatz: Für den Versandhandel bieten sich daher Mehrwegsysteme an. Die memo AG aus Greußenheim in Unterfranken hat mit der „memo Box“ bereits seit zehn Jahren ein Mehrwegversandsystem im Einsatz. Die Behälter aus recyceltem Kunststoff gibt es in drei unterschiedlichen Größen. Für die Kunden entstehen keine extra Versandkosten, und beigelegte Rücksendescheine erleichtern den Kunden die Rückgabe der „memo Box“ an den Händler. Zusätzlich kann das System z. B. für Retouren oder die Rücksendung von Wertstoffen genutzt werden.
Weitere Informationen zur Transportbox
Beispiel angepasste Versandverpackungen
Aktuelle Verpackung: Versandverpackungen ermöglichen oder unterstützen den Transport und Versand von Waren. Die Versandverpackungen sind jedoch häufig nicht auf das zu befördernde
Produkt abgestimmt. Die Folge sind zu große Verpackungen, viel Füllmaterial, Retouren
wegen Transportschäden und damit hoher Transportaufwand und Ressourcenverbrauch.
Lösungsansatz: Die Firma Manyfolds, ein Start-up aus München, bietet ein System aus App und
Produktionsmaschine zur maßgeschneiderten Erstellung von Versandverpackungen an. Geschäfte, Onlinehändler oder Paketdienstleister können eine kompakte Maschine mieten und die größenoptimierten Verpackungen vor Ort produzieren. Bei nicht zeitkritischen Versendungen ist eine externe Produktion per Onlinebestellung möglich. Die Verpackungen werden automatisch an die zu versendenden Waren angepasst. Neben der Optimierung der Umverpackungsgröße werden die Waren durch spezielle Einlagen sicher fixiert, sodass Füllmaterial nicht mehr notwendig ist. Außerdem wird durch die individuelle Anpassung der Verpackung der Aufwand für Transport, Lagerung und Retouren aufgrund von Transportschäden deutlich vermindert.
Weitere Informationen zur angepassten Verpackung
Pfand- und Mehrwegsysteme
Immer mehr Unternehmen setzen statt auf Einweg- auf Mehrwegverpackungen. Diese werden nach Gebrauch zurückgenommen, gereinigt und wieder befüllt. Die Vorteile liegen im geringeren Rohstoff- und Energieverbrauch bei der Herstellung – da weniger Verpackungen produziert werden – sowie geringeren Abfallmengen in Unternehmen und Haushalten. Mehrwegsysteme sind bekannt für Getränke- und Molkereiprodukte, bieten sich aber auch für andere Produkte in der Industrie oder für Transportverpackungen an. Europaletten, Gitterboxen und Kunststoffkisten mit und ohne Deckel sind gute Beispiele für Mehrwegbehälter in der Industrie. Die Umstellung auf Mehrwegsysteme erfordert eine Anpassung der Logistik sowie Investitionen für Reinigung und
Wiederbefüllung. Dieser Aufwand kann sich aber lohnen.
Beispiel Mehrweg für Industriesalze
Aktuelle Verpackung: Wasserenthärtungsanlagen benötigen viel Regeneriersalz, das überwiegend in Plastiksäcken verpackt und nach einmaligem Gebrauch entsorgt wird.
Lösungsansatz: Die Firma PK Watertech UG mit Sitz in Freilassing verfolgt schon seit Längerem
Ansätze, um Verpackungsmengen zu reduzieren. Ab sofort liefert die Firma deshalb ihre Regeneriersalztabletten in Mehrwegeimern. Die Behälter sind zu 100 % recycelbar und werden gegen ein Pfand an die Kunden geliefert und direkt durch die Firma zurückgenommen. Neben den eingesparten Entsorgungskosten für die Plastiksäcke sind Vorteile für die Kunden eine platzsparende Lagerung (Stapeleimer), bessere Handhabbarkeit für die Mitarbeiter (20-kg-Eimer statt unhandlicher 25-kg-Säcke) und auch weniger Ausschuss (z. B. durch Einreißen der Säcke).
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