Das Problem ist doch, dass die Unternehmen das nicht allein in der Hand haben. Dafür muss sich die ganze Gesellschaft verändern.
Das ist der Punkt. Leider ist in der Struktur Deutschlands einiges so verkorkst, dass es in der Tat schwierig ist, Frauen zu fördern. Wir reden alle davon, wie wichtig das ist, einen Platz im Kindergarten zu bekommen, dennoch tut sich zu wenig, wir sollten schon so viel weiter sein.
Was fehlt? Brauchen wir mehr Kita-Plätze und Erzieherinnen?
Ja, sicher, aber wir brauchen auch ein anderes Denken. Ein Vater mit wichtigem Job sieht seine Kinder selten. Das wird akzeptiert, das ist normal. Eine Frau mit Kindern in der gleichen Position muss auch die perfekte Mutter sein. Wenn sie es erst um 16 oder 18 Uhr zum Hort schafft, um ihr Kind abzuholen, kassiert sie vernichtende Blicke. Auch von anderen Müttern. Dann hat sie das Stigma „Rabenmutter“
Sie waren lange in den USA. Wie läuft das dort?
Ich war dort jeweils drei Monate in Mutterschutz, bin dann zurück in Vollzeit. Erst hatten wir eine Nanny, dann einen Kindergarten von 7:30 Uhr bis 18 Uhr. Gut, das ist vielleicht das andere Extrem. Aber meine Jungs sind extrem stabil, haben gute Werte, Spaß am Leben, starke Vorbilder. Sie werden sicher die Karrieren ihrer zukünftigen PartnerInnen unterstützen.
Haben die Jahre in den USA Ihren Blick für diese Probleme geschärft?
Zumindest weiß ich heute, dass es auch anders als bei uns geht. Solange wir diese kulturellen Barrieren haben mit diesem mangelhaften Kita-Angebot, wird es sehr schwierig, da etwas zum Positiven zu verändern.
Haben Sie Verständnis für Frauen, die bewusst zuhause bei ihren Kindern bleiben wollen?
Aber natürlich. Letztendlich geht es doch darum, dass Frauen eine ECHTE Wahl haben – zwischen Vollzeit, Teilzeit, Karriere auf Führungsebene oder eben auch nicht arbeiten. An dem Punkt sind wir noch lange nicht.
Als Mann komme ich in Bayern bisher gut klar.
Oh, ja, Chefpositionen und Schlüsselministerien sind nach wie vor Männersache. Ich stand neulich vor der IHK-Ahnengalerie und habe mir die Porträts angeschaut. Die Bilder zeigen nur ältere Männer.
Ich bin auch einer. Ich werde 60.
Das ist doch prima. Aber wenn ich als Frau nur ältere Männer als Vorbilder sehe, stellt sich spontan nicht das Gefühl ein, Teil dieses Teams zu sein. Wenn ich mich nicht optisch repräsentiert sehe, wie kann ich dann glauben, dass ich es als Frau an die Spitze schaffe?