Wie hast Du es geschafft, als Neuling gleich ins Präsidium aufzusteigen?
Ich habe für die Vollversammlung kandidiert und bin gewählt worden. Dann hat mich Klaus Lutz (IHK-Präsident Klaus Josef Lutz, die Red.) angerufen und mir gesagt, dass er für seine Kandidatur als Präsident ein Team zusammenstellt. Ich dachte mir: wenn schon IHK-Ehrenamt, dann gleich richtig. Ich habe für das Präsidium kandidiert und bin gewählt worden. Und nach über zwei Jahren kann ich sagen: Das ist ein großes Glück.
Das klingt richtig begeistert.
Es macht einfach Spaß, sich im Präsidium zu engagieren. Wir sind ein super Team: Tradition und KI, Konzern, Mittelstand und eine Solo-Unternehmerin wie Karin. Es sitzen keine Lobbyisten und Funktionäre in dem Gremium, sondern Unternehmerinnen und Unternehmer, die wissen, was in ihrer Branche und Region läuft. Ich finde es zum Beispiel spannend, was mir Ingrid (Ingrid Obermeier-Osl, Holzwerk-Chefin und Vorsitzende des Regionalausschusses Altötting-Mühldorf) über die Chemie-Industrie Südostbayerns erzählt. Von Georg (Spediteur Georg Dettendorfer) und Otto (Otto Heinz, Chef eines Moosburger Entsorgers) erfahre ich aus erster Hand, was andere Wirtschaftszweige bewegt.
Hat Dir das zu neuen Einsichten in die Wirtschaft veholfen?
Ja, absolut. Das sind Unternehmer, mit denen ich meine Leidenschaft fürs Unternehmertum teile. Ich höre gerne zu, wenn mittelständische Unternehmen erklären, wie sie auf die aktuellen Herausforderungen reagieren. Und ich mag es auch, wenn man bei der IHK mit Familienunternehmern diskutiert – und in den Tagen danach auf der Straße oder am Flughafen Fahrzeuge sieht, die die Logos „Heinz“ oder „Dettendorfer“ tragen. Da wird Wirtschaft sichtbar und greifbar. Gerade wenn man, wie ich, viel im Digitalen unterwegs ist, ist es wichtig, ein Gespür für klassische Industriezweige zu behalten.
Mit welchen Inhalten beschäftigt sich das Präsidium?
Neben IHK-internen Dingen geht es um die großen Themen der Wirtschaft: KI, Digitalisierung, zu Beginn der Legislatur hatten wir noch die Corona-Krise, dann kamen Ukraine-Krieg, Energieprobleme und Inflation dazu. Wir diskutieren, keiner nimmt sich zu wichtig, weil es um das Gesamtinteresse der Wirtschaft geht. Wir überlegen, ob wir eine gemeinsame Position formulieren oder zu einer Lösung beitragen können. Das ist genau mein Ding. Ich genieße diesen Austausch, weil er meinen Blick schärft.
Welche Rolle spielst Du in diesem Präsidium?
Dagmar (Dagmar Schuller, CEO von AudEERING) und ich tauschen uns viel über digitale Themen aus, weil wir beide aus der digitalen Welt kommen. In diesem Kontext sind natürlich auch die Datenschutz-Regelungen und unser Umgang damit ein großes Thema. Es ist gut, wie intensiv und offen wir über diese Themen im Präsidium diskutieren. Schließlich geht es nicht um spezifische Lösungen für eine Branche, sondern um Lösungen, die alle weiterbringen.
Das macht die IHK ja inzwischen auch dort, wo immer mehr entschieden wird: in Brüssel.
Ja, und auch dort bin ich gerne bereit, mein Wissen und meine Erfahrungen einzubringen. Wir hatten zum Beispiel in Brüssel gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich eine Veranstaltung zur ePrivacy-Verordnung, an der auch Bayerns Datenschutz-Präsident Michael Will teilgenommen hat. Bei diesen Diskussionen kann man Einfluss nehmen auf Themen, für die gerade der gesetzliche Rahmen verhandelt wird. In Brüssel hatten wir einen sehr guten, praxisnahen Austausch, das fand ich erfrischend und ermutigend.