Es klärt sie auch niemand auf.
Wenn ein Bekleidungsstück zehn Euro und weniger kostet, stimmt etwas nicht – das sollte heute eigentlich jeder wissen. Da müssen entweder die Natur oder Menschen dafür bezahlen. Wir versuchen, das den Leuten klarzumachen. Seit 2015 sind wir Mitglied der Fair Wear Foundation, eine Non-Profit Organisation, die sich für faire Produktion in der Textilindustrie einsetzt. Für uns ist es ein absolutes Muss, dass wir nur Produkte anbieten, die fair hergestellt wurden.
Setzen Sie auf die Macht des Verbrauchers?
Die Kaufmacht gibt es tatsächlich. Die sollte nur noch viel stärker eingesetzt werden. Die Kunden sollten viel häufiger die Händler fragen: Wo kommt denn das Produkt her? Wie ist es produziert worden?
Halten Sie das Sorgfaltspflichtengesetz für gut?
Wir sind ein absoluter Befürworter des Lieferkettengesetzes. Wir freuen uns, dass das endlich umgesetzt worden ist. Wir freuen uns auch auf die europäische Richtlinie, die noch kommen wird. Wir sind der Überzeugung, dass das der richtige Weg ist für alle Unternehmen, die Verantwortung übernehmen wollen.
Andere Unternehmen kritisieren das Gesetz. Es erzeuge nur Bürokratie.
Da machen es sich einige etwas zu einfach. In einer Fabrik irgendwo in Thailand oder Indien Hemden fertigen lassen, ohne über die Produktionsbedingungen Bescheid zu wissen, das geht einfach nicht mehr. Es ist Aufgabe der Firmen, nur dort zu produzieren, wo man das moralisch verantworten kann. Dazu trägt dieses Gesetz bei.
Wie kam es zu Ihrem Engagement für die IHK?
Seit rund vier Jahren bin ich im IHK-Arbeitskreis Unternehmensverantwortung, weil ich der Meinung bin, dass Unternehmer viel stärker leben sollten, was die bayerische Verfassung als Ziel vorgibt: Die Wirtschaft ist dem Gemeinwohl verpflichtet. Alle Unternehmen tragen die Verantwortung, die Gesellschaft mitzugestalten – zum Schutz der Umwelt und im Interesse unserer Kinder.
Meint Verantwortung nicht das Gleiche wie Nachhaltigkeit?
Ich finde die Bezeichnung Unternehmensverantwortung viel besser als Nachhaltigkeit. Das ist ein Begriff, der nicht mehr zu verwenden ist, der völlig verwässert und für alles Mögliche eingesetzt wird, und den Kern nicht mehr trifft. Es hilft uns nichts, das Etikett nachhaltig auch auf Produkte zu kleben, die zu keiner Verbesserung führen. Es geht um die Frage, wie sich unsere Konsum-Gesellschaft weiterentwickelt.