Anwendungsfelder, Potenziale und Grenzen des autonomen Fahrens
Die allgemeine Diskussion rückt insbesondere den PKW in das Blickfeld des autonomen Fahrens. Jedoch auch für andere Straßen- und Schienengebundene Verkehre stellt autonomes Fahren eine mögliche Anwendung dar.
Anwendungsfelder des autonomen Fahrens
Autonomer Individualverkehr
Die Autos von morgen sollen ohne Fahrer auskommen. An der Kategorie der Fahrzeuge, ihrer Wesensart, ändert sich nur wenig. Die Hersteller gehen davon aus, dass der Fokus zukünftiger Designs auf dem Innenraum und damit der Aufenthaltsqualität, die das Fahrzeug bietet, liegen wird. Grundsätzlich wird es sich aber auch in Zukunft um nach Straßenverkehrsrecht zu qualifizierende Fahrzeugtypen handeln.
Sämtliche Automobilhersteller arbeiten am Einsatz und der Gestaltung von autonomen Fahrzeugen. Darunter führend auch die bayerischen OEMs BMW und Audi.
Autonome Fahrzeuge zur individuellen Nutzung können als Mobilitätsdienstleistung auch als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr fungieren und so die Effizienz des ÖV stärken, bestehende Lücken schließen und neue Angebote schaffen. Es ist zu erwarten, dass in diesem Bereich auch neue Mobilitätsangebote entstehen werden.
Autonomer Güter- und Wirtschaftsverkehr
Auch die Beförderung von Gütern und sowie Dienstleistungen stellt ein Anwendungsfeld für autonomes Fahren dar, sowohl auf der ersten und letzten Meile, als auch im Schwerlast- und Fernverkehr. Autonome LKWs würden keine Fahrer benötigen wodurch gesetzliche Pausenzeiten wegfallen und Fahrzeuge, bzw. Anhänger, in sogenannten Platoons längere Ketten bilden könnten. Strecken können aufgrund der Automatisierung theoretisch besser getaktet und geplant werden. Im Hinblick auf den herrschenden Fahrermangel in der Branche stellt autonomer Transport eine vielversprechende Zukunftsoption dar.
MAN, als erster Deutscher Hersteller, testet seit April 2024 autonome LKW auf der A9 zwischen München und Nürnberg.
Autonomer Öffentlicher Verkehr
Autonom Fahrender ÖV ist in Deutschland bereits seit mehr als zehn Jahren Realität: 2008 ging die erste selbstfahrende U-Bahn in Nürnberg ( Stadt Nürnberg) in Betrieb. Der alltägliche, großvolumige Einsatz in Deutschland beschränkt sich bislang allerdings auf dieses Beispiel.
Der Verband der Deutschen Verkehrsunternehmen sieht autonomes Fahren dennoch als Chance für den öffentlichen Nahverkehr. Insbesondere im Straßenverkehr. Ridepooling in on demand Angeboten, sprich die Bündelung spontaner individueller Beförderungswünsche von Passagieren, wird als sinnvolle Ergänzung im ÖV gesehen.
Straßengebundener autonomer ÖV unterliegt den gleichen gesetzlichen Regulierungen wie private PKW, damit gibt es bislang maximal hochautomatisierte Fahrzeuge. Erste Pilotprojekte mit Pendel- und Kleinbussen, wie beispielsweise das Projekt ALIKE in Hamburg, KELRIDE im Landkreis Kelheim oder die Shuttle Modellregion Oberfranken, erproben aktuell die Praxistauglichkeit autonomer on-demand Angebote. Insgesamt gibt es über 70 Projekte in Deutschland, die in der ein oder anderen Form, autonome Angebote für den öffentlichen Raum erproben ( VDV).
Potenziale des autonomen Fahrens
In der Entwicklung autonomer Fahrzeuge sowie Transport- und Mobilitätsangeboten werden unmittelbare Potenziale für Verkehrssysteme, Lebensräume und Akteure gesehen.
Sicherheit
Autonome Fahrzeuge können die Straßenverkehrssicherheit erheblich verbessern. Pro Jahr geschehen rund 2,5 Millionen Unfälle auf deutschen Straßen, die von der Polizei registriert werden ( Statistisches Bundesamt). Über 90% diese Unfälle sind auf menschliches Fehlverhalten, von zu schnellem Fahren, über zu geringem Abstand, alkoholisiertem Fahren bis hin zu Nichtbeachten von Verkehrsregeln, zurückzuführen. Der menschliche Faktor beim Fahren verschwindet bei autonomen Fahrzeugen vollständig. Es ist zu erwarten, dass mit dem Grad der Autonomisierung des Gesamtsystems, die Zahl der Unfälle stark abnimmt.
Bündelung
Autonome Fahrzeuge können im Straßenverkehr verstärkt gemeinschaftlich genutzt werden. Die Straßenverkehrsinfrastruktur, insbesondere im Stadtgebiet München, stößt bereits heute an die Leistungsgrenze. Während in den letzten Jahren eine Abnahme des motorisierten Individualverkehrs zu verzeichnen ist ( Statistik LHM), nimmt beispielsweise der Wirtschaftsverkehr mit wachsender Bevölkerung auch in Zukunft zu. Durch Bündelung von Verkehren, durch „Platooning“ von Fahrzeugen (mehrere Anhänger/Laster fahren autonom in Kolonne) und die bessere Planbarkeit von Fahrten, kann der Straßenraum effizienter genutzt und so mehr Verkehr auf gleicher Fläche abgewickelt werden.
Grenzen des autonomen Fahrens
Während autonomes Fahren schnell als Musterlösung heutiger Verkehrsprobleme gehandelt wird, unterliegt auch der Einsatz dieser Technologie klaren Grenzen.
Flächeneffizienz
Die Automatisierung des Fahrens muss mit der gleichen begrenzten verfügbaren Fläche auskommen, wie der Verkehr heute auch. Der begrenzte Straßenraum und dem vielerorts allgemeinen fehlenden Potenzial zum Ausbau weiterer Infrastruktur erfordert neben einem effizienteren Gesamtsystem auch weiterhin die Reduktion von Fahrzeuggrößen und die Bündelung von Verkehren.
Ebenso wie Verkehr und Mobilität heute muss auch autonomes Fahren zukünftig effizient gestaltet und entsprechend geregelt werden. Die deutsche Gesetzgebung hat bereits einen umfangreichen und international führenden Rahmen geschaffen.
Auch hinsichtlich des Parkraums bestehen Grenzen. Selbstfahrende Autos benötigen nicht per se weniger Parkraum, sie können ihn lediglich effizienter nutzen. Theoretisch haben autonome Fahrzeuge keinen Parkbedarf, und könnten, während das Fahrzeug nicht benötigt wird, weiter im Straßenraum fahren. Dies würde aber das Verkehrsaufkommen erheblich erhöhen und aktuelle Verkehrsproblematiken verschärfen. Dieses Szenario gilt es zukünftig zu regulieren.
Die größte Effizienz bieten autonome Fahrzeuge, wenn Sie als Sharing oder on-demand Services im Öffentlichen Verkehr genutzt werden und aufgrund einer damit einhergehenden verbesserten Effizienz im Angebot der Bedarf nach individuellen Fahrzeugen reduziert wird.
Energieeffizienz
Durch eine Vielzahl zusätzlicher Systemkomponenten ist zu erwarten, dass der Energieverbrauch automatisierter Fahrzeuge im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen ansteigt. Bei gleichbleibender oder wachsender Fahrzeugflotte geht damit eine stärkere Belastung des Energienetzes einher.
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