17. Münchner Agenturgipfel:
KI fordert Kreativität in Agenturen heraus
Acht Referenten, eine Botschaft: Künstliche Intelligenz (KI) verändert rasant, wie und wofür wir in Marketing und Medien arbeiten. Bis in etwa fünf Jahren wird automatisierter Content, der oft vereinfachend unter „KI“ subsumiert wird, in immer mehr Feldern zum Einsatz kommen. Gut 120 Besucher informierten sich beim 17. Agenturgipfel am 28. Januar 2020 über Möglichkeiten von KI in der Kreativwirtschaft.
Insights von acht Experten aus Marketing und Medien
Best-of der Vorträge rechts und in den Bildergalerien unten.
Wer vor dem „Agenturgipfel“ dachte, „KI ist ja doch noch Science-Fiction“, verließ den vollen Börsensaal ein paar Stunden später wohl überrascht. Acht Experten hatten zig Use cases dabei: exakte Prognosen fürs Wetter oder Online-Käufe, News, die nicht von Menschen geschrieben werden (und dennoch lesbar sind) sowie Chatbots, die mit Kunden interagieren – erstaunlich gut dank automatisierter, zum Teil selbstlernender Systeme.
Nach Begrüßung durch Moderatorin Susanne Rohrer erläuterte Thomas Neumann, Mitglied der IHK-Hauptgeschäftsführung, warum KI als Thema: Immer mehr Kampagnen in weniger Zeit, aber mit höherer Komplexität – das sind Herausforderungen für Agenturen. Und (Kunden-) Daten, die auf verschiedenen Stellen in Unternehmen liegen, aber von Marketingabteilungen nicht stringent genutzt werden (können). Insofern erstaunlich: Sieben von zehn Besuchern der dmexco gaben im September 2019 an, dass für sie KI im Marketing der größte Trend sei. Gefragt wurden 850 deutsche Messebesucher.
Die drei Kooperationspartner der Veranstaltung führten zum Thema: Ist KI ein handfester Trend oder doch eher Hype? Dr. Annegret Haffa, Vorstandsmitglied der Deutschen Public Relation Gesellschaft e.V., Landesgruppe Bayern, stellte in den Raum, dass es gerade auch für kleine und mittlere Agenturen essentiell sei, sich mit diesen Technologien und Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Petra Lorenz, Geschäftsführerin des Werbefachverbands CommClubs Bayern e.V. wies auf Fachkräftemangel und ihre Initiative „Take Munich“ hin: Sie bietet bereits in Runde zwei etwa 20 Studierenden für drei Monate kostenfreien Wohnraum und pauschal 2.000 Euro bei ihren Einblicken in die Kreativ- und Werbewirtschaft der bayerischen Landeshauptstadt. Alexander Wunschel, Präsident des Marketing-Clubs München, betonte den Audio-/Podcast-Boom.
Damit war die Tagung aufgefächert: Grundlegende Begriffe, Anwendungen und gg.falls Standards wurden durch Referentinnen von Vodafone und Microsoft erklärt, Trends speziell im Marketing erläutert. Zwei Gründer von der Aiconix GmbH, Hamburg, sowie der Tawny GmbH, München, und der Geschäftsführer von AX Semantics aus Stuttgart stellten Anwendungsmöglichkeiten und ihre Kundenbeispiele vor – gerade auch für kleine und mittelständische Unternehmen. Zwei Geschäftsleiter der Agenturgruppen Serviceplan und Weber Shandwick begründeten, welche Änderungen durch KI in Marketing und Medien sie zum Teil in radikaler Weise erwarten. Handreichungen, wie damit umzugehen ist und konkrete Tipps zum Einstieg gab es auch. Eine Möglichkeit ist die AI School von Microsoft.
Wie KI und Daten zu bekommen und gestaltend zu nutzen sind, wurde auch in Bezug auf ethische Fragen diskutiert. Datenschutz als ein Thema war auch eine der zahlreichen, sehr alltagsnahen Fragen aus dem Publikum, ob bzw. wie etwa globale Datenerfassung zu regulieren sei. Dr. Michel Bartl, Tawny GmbH, plädierte für ein Bemühen um eine EU-weite Regelung, die anders als in anderen Erdteilen die herrschenden Standards beachte. „Im Marktforschungssetting muss die „Opt-in“-Regelung gelten.“ Ihr zufolge, muss jede/r Nutzer/in selbst explizit zustimmen, wie seine/ihre Daten genutzt würden. Er schlug einen KI-Codex vor für IT-Fachleute und Programmierer – vergleichbar mit demjenigen von Ärzten oder Journalisten. „KI made in Europe“ mit solchen Systemen nur als Assistenzsystemen.
Eine Malwand lud in der Pause die Teilnehmer dazu ein, ihre Gedanken zu KI festzuhalten. Über Slido gab etwa die Hälfte ein Voting zur Agenturgipfel-Halbzeit ab: Demnach sehen etwa 8 von 10 mehr Chancen durch KI im Job als Gefahren (16 Prozent). Bei privater Nutzung legte von 40 Umfrage-Teilnehmern ein Drittel den Fokus auf Gefahr, 65 Prozent stimmten für „KI ist mehr Chance“. Fazit:„KI für alle“ ist schon am Start. Für jede Agentur- und Unternehmensgröße gab es am 17. Agenturgipfel handfeste Hinweise, wie man direkt loslegen kann.