Exponat Juni 2025

Von Kabelsalat, Lochkarten und Roboterarmen

Jack Kilby (1923-2005) gilt als der „Vater des Mikrochips“. 1959 patentierte er seine bahnbrechende Idee, Transistoren, Widerstände und Kondensatoren in einem einzigen Bauteil - dem Mikrochip - zusammenzufassen. Damit legte er einen wichtigen Grundstein für die heutige Elektronik, Informationstechnologie und Datenverarbeitung.

Eine Welt ohne Mikrochips ist heute kaum noch vorstellbar. Vorläufer der digitalen Technik sind hingegen schon länger bekannt. Bereits 1805 erfand der französische Seidenweber Joseph-Marie Jacquard (1752-1834) eine Webmaschine, die mithilfe von Lochkarten das Weben der typischen Jacquardmuster ermöglichte. Diese Art des Webens prägte die junge Textilindustrie über Jahrzehnte hinweg maßgeblich. Hermann Hollerith (1860-1929), ein deutschstämmiger US-amerikanischer Erfinder, griff das bewährte Lochkartensystem auf und entwickelte daraus ein eigenes Verfahren zur massenhaften Datenverarbeitung. Dies begünstigte beispielsweise die Erfindung und Herstellung von Registrierkassen durch die NCR Corporation aus Dayton/Ohio, die ab 1953 in die elektronische Datenverarbeitung einstieg. Sie erarbeitete sich in diesem Bereich schnell eine führende Position. In Augsburg produzierte NCR ab 1947 Registrierkassen, der erste PC verließ das Augsburger Werk 1983. Der Augsburger Roboterhersteller KUKA profitierte ebenfalls von diesen technischen Fortschritten und fertigte ab 1956 die ersten automatischen Schweißanlagen. 1973 brachte das Unternehmen mit dem „Famulus“ den weltweit ersten sechsachsigen Industrieroboter auf den Markt und stieg damit auch in die Roboterproduktion ein, die ohne Mikrochips nicht möglich gewesen wäre. Spuren zur Geschichte der elektronischen Datenverarbeitung und digitalen Technik finden sich in verschiedenen Beständen des Bayerischen Wirtschaftsarchivs.

Walter Gaube