Oberbayern 2030+ – unser Zukunftsdialog im Überblick
Als IHK für München und Oberbayern möchten wir die Zukunft an unserem Wirtschaftsstandort Oberbayern aktiv mitgestalten. Dazu fand zwischen 2019 und 2021 ein Zukunftsdialog mit über 500 Teilnehmenden aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft statt. Unter der Leitfrage, wie Menschen und Unternehmen künftig in Oberbayern leben und arbeiten könnten, wurden in vielfältigen Beteiligungsformaten mögliche Zukunftsszenarien erstellt und bewertet. Der Ausgangspunkt für das Beteiligungsvorhaben waren dabei die im Vorgängerdialog 2015 formulierten Handlungsfelder „Mobilität“, „Arbeit und Bildung“, sowie „Digitalisierung“.
Die Grundlage des Zukunftsdialoges bildeten zunächst Interviews mit zehn Expertinnen und Experten aus der Wirtschaft, Wissenschaft, Kirche und Politik. Die Expertinnen und Experten beschrieben die Vorteile des Standortes Oberbayern, identifizierten positive Auswirkungen früherer Investitionen, kritisierten allerdings auch das fehlende nachhaltige Flächenkonzept und bewerteten die Reaktion auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen als unzureichend.
Dr. Laura Bechthold
ist Wissenschaftlerin am Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen (Zeppelin Universität) und Senior Beraterin bei Philoneos. In Forschung und Praxis beschäftigt sie sich mit der Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation. Zuvor war sie Geschäftsführerin der Future of Leadership Initiative in München und arbeitete an Themen rund um Leadership im digitalen Zeitalter. Sie hat am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb im Bereich „Frauenförderung im Unternehmertum“ promoviert und war Programmkoordinatorin am Center For Digital Technology and Management (CDTM). Als eine zentrale Herausforderung in Oberbayern sieht sie die Stärkung der Innovationskraft insbesondere im ländlichen Raum.
Anselm Bilgri
war Benediktiner und Cellerar der Abtei St. Bonifaz sowie Prior im Kloster Andechs. Seit seinem Ordensaustritt schreibt er zahlreiche Bücher und arbeitet als Vortragender und Redner. Er gilt als Experte für werteorientierte Unternehmensführung. Der ehemalige Mönch gründete 2004 das Zentrum für Unternehmenskultur und überträgt Ideen aus der Philosophie und des Christentums auf moderne Organisationen. Außerdem ist er Gründer des Festivals „Orff in Andechs“ und Mitbegründer der Akademie der Muße, in welcher er zur Entschleunigung des Lebens schult.
Fabian Eckert
ist Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens RECUP. Mit der Gründung des Unternehmens schuf er ein innovatives und nachhaltiges Mehrwegsystem für Coffee-to-go-Mehrwegbecher und möchte damit zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft beitragen. Fabian Eckert studierte Leadership for Sustainability an der University of Malmö sowie Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule für angewandtes Management.
Martina Gille
studierte Soziologie, Psychologie und Pädagogik an der Ludwigs-Maximilians Universität München und ist seit 1985 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Jugendinstitut. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich unter anderem mit den Themen Wandel des Geschlechterverhältnisses, Wertorientierungen, Lebensentwürfe und gesellschaftliches Engagement von Jugendlichen. Seit 2008 koordiniert die Jugendforscherin im Rahmen des Projekts „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten" das Kompetenzteam Jugend. Sie sieht Oberbayern besonders von Trends wie Nachhaltigkeit und Bevölkerungszuwachs stark beeinflusst.
Prof. Dr. Christoph Lütge
ist Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsethik an der TU München und beschäftigt sich unter anderem mit Ethik der Digitalisierung (Künstliche Intelligenz und autonomes Fahren). Seit 2019 ist er Direktor des neu gegründeten TUM Institute of Ethics in Artificial Intelligence. Er ist außerdem Mitglied der Ethikkommission „Automatisiertes und Vernetztes Fahren“ und seit 2017 gewähltes Mitglied des Executive Committee der International Society of Business, Economics, and Ethics.
Dr. Dominik Pförringer
ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit eigener Praxis in München sowie Lehr- und Forschungstätigkeit an der TU. Zudem ist er als Startup-Mentor und VC-Berater in der Gründerszene tätig. Er befasst sich seit vielen Jahren in Forschung und Lehre mit der Prozessoptimierung und Digitalisierung des Gesundheitssystems in Deutschland. Wenn er in die Zukunft Oberbayerns schaut, sieht er vor allem Handlungsbedarf im technischen und logistischen Bereich - das heißt konkret: im Münchener Verkehrskonzept, der landesweiten Mobilfunkabdeckung und der digitalen Vernetzung im Gesundheitssystem.
Gabriele Volz
ist Bankkauffrau und Diplom-Betriebswirtin (FH) mit Schwerpunkt Finanz-, Bank- und Investitionswirtschaft. Sie ist seit 2009 Geschäftsführerin des Real Asset und Investmentmanagers Wealthcap sowie diverser Tochtergesellschaften. Sie verantwortet das Investment-, Asset- und Portfoliomanagement sowie den Vertrieb. 2018 wurde sie im Rahmen des Real Estate Women Summit als Managerin des Jahres ausgezeichnet. Herausforderungen wird Oberbayern ihrer Meinung nach in Zukunft vor allem im Bereich Infrastruktur und Wohnraum haben. Außerdem plädiert sie für Kooperationen über die Stadtgrenzen hinaus.
Dr. Stefan Lampenscherf
ist Geschäftsführer des Hirschvogel Gerg Innovationszentrums. Er studierte Physik unter anderem an der TU Dresden und promovierte in Materialwissenschaften. Seine Karriere begann er 2000 bei Siemens in der Entwicklung von Energietechnologien. Er durchlief dort mehrere Stationen vom Projektleiter über Programm-Manager bis hin zum Head of Research Group. Sein Fokus lag stets in der Forschung zu Materialtechnologien, Energieerzeugung und Prozesstechnologien. 2013 erhielt er die Siemens-Auszeichnung „Forscher des Jahres“.
Roland Weigert
Roland Weigert ist seit November 2018 im Bayerischen Landtag als Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums tätig. Nach dem Abschluss seines Studiums der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften im Jahr 1995 widmete sich Weigert der Politik. Seinen Einstieg fand er als Wirtschaftsreferent des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen. Danach arbeitete er zehn Jahre als Landrat in Neuburg-Schrobenhausen. Sein jetziges Ministerium ist zuständig für die zukunftsweisenden Themen Wirtschaft, Landesentwicklung, Technologie und Energie
Zukunftslabor
Im weiteren Verlauf des Beteiligungsprozesses erarbeiteten über 60 Unternehmerinnen und Unternehmer, Lehrkräfte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Verwaltungsangestellte sowie Auszubildende in den Zukunftslaboren in München und Rosenheim verschiedene Zukunftsszenarien für 2040. Die Szenarien bezogen sich auf die Ausprägung des Klimawandels und den technologischen Fortschritt.
Zukunftscafé
Anschließend fand ein Zukunftscafé mit 20 Teilnehmenden, darunter viele Schülerinnen und Schüler, statt. In diesem Workshop entwickelten die Teilnehmenden fikitve Profile zu vier Personas zwischen 20 und 60 Jahren mit verschiedenen Bedürfnissen und Lebensrealitäten in Anlehnung an die zuvor erstellten Zukunftsszenarien. Die Ausprägung des Klimawandels und der technologische Fortschritt haben dabei unterschiedliche Auswirkungen auf den Alltag der jeweiligen Persona und ihr wirtschaftliches Verhalten.
Exklusive Talkrunde zur Projekthalbzeit
Nach den Präsenzworkshops fanden aufgrund der Corona-Pandemie alle weiteren Veranstaltungen virtuell statt. Zur Halbzeit des Projektzeitraumes tauschten sich zudem 14 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft in einer exklusiven Talkrunde aus und reflektierten die vorläufigen Ergebnisse im Hinblick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Zentrale Ergebnisse von Oberbayern 2030+
Im Laufe des Dialogprozesses bildeten sich die Themen Digitalisierung und nachhaltiges Handeln als tragende Säulen für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort ab. Zudem definierten die Teilnehmenden drei wesentliche Handlungsfelder für zukünftige Vorhaben: „Intelligente Mobilität“, „Innovation“ und „individualisierte Bildung“. Blicken wir in die Zukunft, so muss die Wirtschaft genau in diesen Bereichen bereits heute aktiv werden. Dabei ist die Innovationskraft unserer Unternehmen von großer Bedeutung. Gleichzeitig gilt ein Appell an die Politik, Anreize und Rahmenbedingungen für einen innovativen und nachhaltigen Wirtschaftsstandort zu schaffen. Nur so wird Oberbayern auch 2030+ ein attraktiver Standort für unsere Wirtschaft bleiben und den Menschen, die hier leben, eine besonders hohe Lebensqualität bieten können. Die erarbeiteten Ergebnisse fließen bis heute in die Strategie und Arbeit der IHK für München und Oberbayern ein.
Unsere Partner
Begleitet haben den Dialog die Münchner Agentur für Strategieentwicklung TATIN Strategy Activation GmbH und das Team von Universitätsprofessorin Dr. Marion Weissenberger-Eibl am Lehrstuhl für Innovations- und Technologiemanagement des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).