Wirtschaftslage Bayern

Konjunktur Frühjahr 2020: Historischer Einbruch in der bayerischen Wirtschaft

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© lev dolgachov

Die Corona-Pandemie hat zu einem massiven Einbruch in der bayerischen Wirtschaft geführt. Der BIHK-Konjunkturindex stürzt von 118 auf 81 Punkte ab. Damit ist die Stimmung auf einem ähnlich tiefen Rezessionsniveau wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008/2009 und der Rezession im Jahr 2003. Die Unsicherheit im Unternehmerlager ist ausgesprochen hoch. Die Unsicherheit im Unternehmerlager ist ausgesprochen hoch.

Inhalt

Pandemie trifft bayerische Wirtschaft mit Wucht

Die Wucht, mit der die Pandemie die bayerische Wirtschaft getroffen hat, ist von historischem Ausmaß: In seiner fast dreißigjährigen Geschichte ist der BIHK-Konjunkturindex noch nie so stark binnen so kurzer Zeit eingebrochen. Beide Teilindikatoren sind im Sturzflug nach unten gerauscht. Der Saldo der Geschäftslage fällt von 36 Punkten zu Jahresbeginn auf -18 Punkte. Und die Geschäftserwartungen sinken auf einen Saldowert von -20 Punkten. Damit sind die Unternehmen jedoch nicht ganz so pessimistisch wie während der Finanzkrise (-32 Punkte).

Fehlende Nachfrage ist für die Unternehmen aktuell und auch in den kommenden Monaten das größte Problem: Rund jedes zweite Unternehmen berichtet von wegbrechenden Aufträgen und Stornierungen. Nahezu jedes dritte beklagt unterbrochene Absatzwege. ‎Ausbleibender Umsatz und laufende Ausgaben führen bei rund einem Fünftel zu Liquiditätsschwierigkeiten. Die Unternehmen müssen daher Kosten senken.

Gekürzt wird bei Investitionen: Fast jedes dritte Unternehmen (30 %) verzichtet komplett auf Investitionen. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Abfrage der Investitionspläne vor 16 Jahren. Ein weiteres Drittel reduziert seine Investitionsbudgets. Und auch die Personalausgaben stehen auf dem Prüfstand: 33 % der Unternehmen müssen Beschäftigung abbauen, nur noch 5 % planen einen Stellenaufbau.

Am häufigsten reduzieren die Unternehmen ihre Personalkapazitäten, indem sie Kurzarbeit beantragen, flexible Arbeitszeitmodelle nutzen, Stellen nicht nachbesetzen oder befristete Stellen nicht entfristen. Einen Personalabbau durch betriebsbedingte Kündigungen planen indes 8 % der Unternehmen. ‎‎Damit wird die Arbeitslosigkeit – ‎ausgehend von einem äußerst niedrigen Niveau - ansteigen.‎

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Um möglichst schnell die Talsohle zu durchschreiten sind aus Sicht der Unternehmen insbesondere Steuersenkungen, die Verbesserung von Verlustverrechnungen, besseren Abschreibungsregeln sowie ein Investitionsprogramm notwendig. Hierdurch wird Nachfrage geschaffen und das Eigenkapital sowie die Liquidität der Unternehmen verbessert. Darüber hinaus braucht es ein Belastungsmoratorium, damit sich die Unternehmen in nächster Zeit voll und ganz auf ihr operatives Geschäft konzentrieren können und nicht durch ‎neue, unnötige politische ‎Belastungen zusätzlich gefährdet werden‎.

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Industrie in Bayern im Frühjahr 2020

  • Die Stimmung in der bayerischen Industrie ‎bricht nicht so stark ein wie zu Zeiten der ‎Finanzkrise. ‎
  • Der Rezession kann sich die Industrie ‎jedoch nicht entziehen: Aufgrund fehlender Nachfrage sowie ‎unterbrochener Lieferketten und ‎Absatzwege ‎verschlechtert sich die Geschäftslage massiv.
  • Auch der Ausblick für die kommenden ‎Monate ist von hoher Unsicherheit geprägt. ‎Eine unmittelbare Rückkehr zum ‎Vorkrisenniveau ist nicht zu erwarten.‎
  • Um Kosten zu senken, streichen die ‎Unternehmen ihre Investitionen und reduzieren ihr Personal.‎

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Dienstleistungsbranche in Bayern im Frühjahr 2020

  • Der Dienstleistungssektor ist normalerweise ‎der Fels in der Konjunkturbrandung. Die Auswirkungen des Corona-Virus spürt er jedoch mit voller Wucht. Die Lageurteile fallen tiefer und vor ‎allem steiler als während der Finanzkrise.‎
  • Auf die kommenden Monate blickt die ‎Branchen mit Sorgen: Zwei von fünf ‎Unternehmen rechnen mit einer weiteren ‎Eintrübung, nur eines von fünf rechnet mit ‎einer Belebung.‎
  • Fast jedes dritte Unternehmen (30 %) muss ‎Stellen streichen. In der Finanzkrise war es ‎jedes vierte (25 %).‎

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Handel in Bayern im Frühjahr 2020

  • Im Handel bricht die Geschäftslage ‎drastisch ein: Fast jeder zweite Betrieb ‎(46 %) bezeichnet seine Lage als „schlecht“. ‎
  • Trotz Lockerung der ‎Ausgangsbeschränkungen bleiben die ‎Erwartungen sehr pessimistisch: 61 % der ‎Händler rechnen damit, dass bis zum ‎Jahresende die Nachfrage ausbleibt.‎
  • Der KFZ-Handel sowie der stationäre ‎Bekleidungs- und Möbelhandel erleiden ‎besonders hohe Einbußen. ‎

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Bauwirtschaft in Bayern im Frühjahr 2020

  • Im bayerischen Baugewerbe sind die Spuren des Corona-Virus im Branchenvergleich ‎bislang weniger tief. Aufgrund ‎zuvor voller Auftragsbücher können die ‎Auswirkungen aktuell noch etwas ‎abgefedert werden. ‎
  • Die Geschäftslage ist zwar deutlich ‎gesunken, das Baugewerbe ist allerdings ‎die einzige Branche mit einem positiven ‎Saldo der Geschäftslage. Mehr als jedes ‎zweite bezeichnet seine Lage als gut.‎
  • Auch im Baugewerbe sind die Erwartungen für die kommenden Monate jedoch eingebrochen. Dies dürfte in erster Linie am ‎rückläufigen Wirtschaftsbau liegen.‎

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Tourismuswirtschaft in Bayern im Frühjahr 2020

  • In der Tourismusbranche haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders tiefe Spuren hinterlassen: 98 % der ‎Tourismusbetriebe mussten einen ‎Umsatzrückgang hinnehmen, 94 % ‎bezeichnen ihre Lage als „schlecht“. ‎
  • Auch in der Jahresbilanz erwarten fast alle ‎Unternehmen einen Umsatzrückgang.‎
  • Knapp 60 % wollen in der aktuellen ‎Situation keine Investitionen tätigen. Zum ‎Vorjahreszeitpunkt planten 89 % der ‎Unternehmen mit Investitionen.‎
  • Gut zwei Drittel der Unternehmen ‎müssen Stellen abbauen. ‎
  • Fehlende Umsätze und fortlaufende ‎Kosten führen bei jedem zweiten Betrieb zu ‎Liquiditätsengpässen.‎

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Konjunktur in Bayern: Welche Maßnahmen werden genutzt, welche gefordert

  • Insgesamt rund 80 % der Unternehmen bezeichnen ihren aktuellen Liquiditätsstatus als gut oder befriedigend. Die Mehrheit der Unternehmen, 57 %, geht in den kommenden Monaten nicht von einer Verschlechterung aus.
  • Allerdings sehen sich 5 % bereits in einer existenzbedrohenden Schieflage, weitere 16 % bewerten ihren Status als „schlecht“. Die Mehrheit dieser Unternehmen geht davon aus, dass sich die Lage weiter verschlechtert.
  • Die eingeleiteten Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung zur Abmilderung der wirtschaftlichen Auswirkungen werden von den Unternehmen angenommen: 59 % der Unternehmen haben bereits Maßnahmen beantragt.
  • Am häufigsten wird Kurzarbeit zur Abfederung des Nachfrageeinbruchs genutzt. Aber auch die Reduzierung von Steuervorauszahlungen, Soforthilfen und Stundungen leisten wichtige Beiträge.
  • Auch in den kommenden Monaten werden diese Maßnahmen notwendig bleiben, um die Coronafolgen abzumildern. Immerhin sehen 82 % keine Notwendigkeit für eine zusätzliche direkte
  • Unterstützungsmaßnahme.
  • Am häufigsten fordern die Unternehmen steuerliche Erleichterungen. Ganz oben auf der Liste steht die Senkung von Unternehmenssteuern. Dazu werden bessere Verlustverrechnungen und bessere Abschreibungsregeln gefordert.
  • Ergänzend plädieren die Unternehmen für eine Investitionsoffensive. Mit mehr staatlichen und privaten Investitionen werden einerseits die Wachstumsmöglichkeiten für die Zukunft gestärkt und andererseits wird kurzfristig Nachfrage geschaffen.

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Methodik der Umfrage

Für den bayerischen Konjunkturbericht wurden insgesamt 3.800 Unternehmen von den bayerischen IHKs schriftlich befragt. Die Konjunkturumfrage wird drei Mal im Jahr durchgeführt.

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