Pressemeldung vom 30.10.2023 - Dachau - Ebersberg - Erding-Freising - Fürstenfeldbruck - Landeshauptstadt München - Landkreis München - Landsberg - Starnberg

IHK-Konjunkturumfrage: Münchens Wirtschaft im Rückwärtsgang

Large construction site including several cranes working on a building complex, with clear blue sky and the sun
© Smileus

Nach dem bereits ausgebliebenen Aufschwung im Frühjahr schaltet die Wirtschaft in München und Umland nun in den Rückwärtsgang. Der IHK-Konjunkturindex für die Region München fällt deutlich von 113 auf 102 Punkte, wie die IHK für München und Oberbayern mitteilt. Die Unternehmen befinden sich in einer schwierigen Gemengelage aus gestiegenen Zinsen, anhaltender Inflation, schwacher Weltkonjunktur und strukturellen Standortschwächen.

Schwierige Gemengelage für Firmen / Investitionspläne fallen verhalten aus

Bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage ist ein deutlicher Dämpfer zu sehen: Ein Drittel der Betriebe bezeichnet die Lage als gut, 17 Prozent sind unzufrieden. Dieses Verhältnis der Lageeinschätzungen liegt unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Überdurchschnittlich viele unzufriedene Unternehmen gibt es in der Industrie und im Baugewerbe. Zu der größeren Unzufriedenheit tragen auch akute Belastungen bei: Jeweils 60 Prozent der Unternehmen im Großraum München sehen sich durch starke Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen sowie Waren und durch fehlendes Personal in ihrem Geschäft ausgebremst. Die fehlende Nachfrage verschärft sich weiter und belastet nun 57 Prozent der Betriebe - im Frühjahr waren es noch 52 Prozent.

Die Geschäftserwartungen fallen wieder spürbar negativ aus und liegen damit deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts: Nur 16 Prozent der Betriebe rechnen mit einer Belebung ihrer Geschäfte, über ein Viertel geht von einer Verschlechterung aus. Besonders pessimistisch ist das Baugewerbe. Hier rechnet über die Hälfte mit einer Verschlechterung. Die tristen Geschäftserwartungen dürften auch mit den zahlreichen Risiken zusammenhängen, mit denen die heimischen Unternehmen konfrontiert sind: Der Arbeitskräftemangel wird von 62 Prozent der Betriebe als Risiko genannt. Eine weiterhin schwache Inlandsnachfrage fürchten mittlerweile 61 Prozent - im Frühjahr waren das nur 52 Prozent. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden zunehmend als Risiko wahrgenommen, ihre Nennung steigt von 50 auf 58 Prozent.

Als Folge fallen die Investitionspläne der Münchner Unternehmen verhaltener aus als noch im Frühjahr: 27 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen ausweiten, 17 Prozent möchten sie zurückschrauben. 14 Prozent der Unternehmen planen gar keine Investitionen. Auch die Beschäftigungspläne nehmen leicht ab: 18 Prozent der Unternehmen wollen Personal aufbauen, nahezu gleich viele Firmen wollen Stellen streichen (17 Prozent).

Heinz: Gegen schwächelndes Wachstum braucht es mutige Schritte

„Wir erleben aktuell eine massive Verunsicherung in der Wirtschaft in Landeshauptstadt und dem Umland“, sagt IHK-Vizepräsident Otto Heinz. „Vor allem der Blick nach vorne löste bei vielen Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region pessimistische Stimmung aus. Die Firmen sind derzeit mit einer regelrechten Gemengelage an Risiken und Unsicherheiten konfrontiert: Wirtschaftspolitisch schwierige Rahmenbedingungen, eine schwächelnde Weltwirtschaft und geopolitische Spannungen führen in Kombination zu massiver Verunsicherung und Zurückhaltung in der heimischen Wirtschaft.“

Diese Zurückhaltung in unsicheren Zeiten bremse die Investitionsdynamik, erklärt Heinz. „Deswegen braucht es für die heimischen Firmen wieder wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen. Wir haben motivierte Unternehmerinnen und Unternehmer sowie top ausgebildete Arbeitskräfte, die Lust auf neue Ideen und Innovationen haben. Damit unsere Wirtschaft aber wieder an Fahrt gewinnt, muss die Politik auf allen Ebenen mit mutigen Schritten und echten Reformen den Standort nachhaltig stärken. Die größten Baustellen sehen unsere Unternehmen bei der Energiepolitik, dem Mangel an Arbeitskräften sowie an der zunehmenden Flut von bürokratischen Auflagen: Wir brauchen einen schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien und vor allem der Stromnetze sowie verlässlich wettbewerbsfähige Energiepreise. Außerdem erwartet die Wirtschaft von der Politik, an allen Stellschrauben zu drehen, die den Arbeitskräftemangel abmildern. Zudem braucht es ein Ende der Bürokratieflut, die Innovationen und Lust am Unternehmertum ausbremst, und die Firmen in der Region mehr und mehr an die Belastungsgrenze bringt.“

Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht Mitte bis Ende September zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München und Starnberg sowie in der Landeshauptstadt befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.