Pressemeldung vom 14.11.2022 - Landkreis München

Konjunkturumfrage: Erwartungen der Wirtschaft im Großraum München im freien Fall

robotic arms in a car plant
© www.nataliyahora.com /fotolia

Ein großer Unsicherheitsschock bestimmt derzeit den Alltag in der Wirtschaft in der Region München. Die Energiekrise, eine hohe Inflation, die Abkühlung der Weltwirtschaft, der sich zuspitzende Fachkräftemangel und fragile Lieferketten bereiten den Unternehmen im Großraum der Landeshauptstadt große Sorgen und führen zu einer angespannten Stimmung, wie die traditionelle Konjunkturumfrage der IHK für München und Oberbayern im Herbst zeigt. Der IHK-Konjunkturindex für die Region brach um 21 Punkte ein und liegt mit 92 Zählern auf dem niedrigsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Die IHK hatte die Befragung von Ende September bis Mitte Oktober durchgeführt.

Größte Risiken für die Unternehmen sind Energie- und Rohstoffpreise / Weniger Investitionen

Die Geschäftslage sinkt im Vergleich zum Frühjahr zwar leicht, ist aktuell aber noch weitgehend gut. 37 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Lage als gut, nur 13 Prozent zeigen sich unzufrieden. Die Lagebeurteilung spiegelt sich vor allem in der Kapazitätsauslastung der Betriebe wider: 84 Prozent sind noch voll oder befriedigend ausgelastet. Dieser Umstand verschleiert jedoch, dass die akuten Belastungen für die Wirtschaft enorm sind: 77 Prozent der Unternehmen beklagen starke Preissteigerungen bei der Energie, 70 Prozent bezeichnen die Preissteigerungen bei Rohstoffen sowie Waren als belastend und 62 Prozent beklagen eine Knappheit bei Materialen sowie Rohstoffen.

Die erheblichen Belastungen zeigen sich bei den Geschäftserwartungen: Diese befinden sich im freien Fall und erreichen ein Allzeittief. Nur noch elf Prozent rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, 42 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Der ausgeprägte Pessimismus ist auf die vielen Risiken mit Blick auf die kommenden Monate zurückzuführen: Mit 76 Prozent bleiben die hohen Energie- und Rohstoffpreise das dominierende Geschäftsrisiko. Im Fachkräftemangel sehen 63 Prozent und auch in der Inlandsnachfrage sehen mit 61 Prozent deutlich mehr Unternehmen als noch im Frühjahr ein Risiko.

Die insgesamt unsichere Gemengelage sorgt für Zurückhaltung bei den Investitionsplänen. Die Investitionsdynamik nimmt in der Region München, wie auch in Bayern insgesamt, im Vergleich zum Frühjahr stark ab. Nur 15 Prozent wollen weiterhin ihre Investitionen ausweiten. Jedes vierte Unternehmen möchte sie zurückschrauben. 16 Prozent der Unternehmen planen gar keine Investitionen, mehr als im Frühjahr. Bei den Beschäftigungsplänen treten die Unternehmen ebenfalls auf die Kostenbremse: Nur 13 Prozent wollen Personal einstellen und 20 Prozent wollen Personal abbauen.

„Die Ergebnisse zeigen mit welcher Vielzahl an Herausforderungen die Unternehmen aktuell konfrontiert sind“, erklärt Peter Inselkammer, Vizepräsident der IHK aus der Landeshauptstadt und Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Stadt München. Er appelliert daher an die Politik, die Sorgen der Wirtschaft und die aktuelle Verunsicherung so vieler Unternehmen ernst zu nehmen und mit kraftvollen und entschlossenen Maßnahmen entgegenzusteuern. „Zuallererst muss die Politik schnell realistische Strategien für die Energiesicherheit Deutschlands aufzeigen und umsetzen. In Zeiten knapper und teurer Energie muss schlicht alles für einen unverzüglichen Ausbau des Energieangebots getan werden. Nur mehr Angebot hilft am schnellsten und nachhaltigsten, die Preise zu senken“, so der IHK-Vizepräsident.

Inselkammer betont, dass heute die Weichen für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts im Großraum München gestellt werden müssen. „Es geht nicht nur darum, die aktuellen Krisen abzufedern, sondern die gesamte Region fit für die Zukunft zu machen und als Heimat wettbewerbsfähiger Unternehmen zu erhalten. Eine Krise kann immer auch eine Chance sein. Unternehmerinnen und Unternehmer zeigen immer wieder aufs Neue, wie man sich neuen Gegebenheiten sowie Herausforderungen anpasst und auch neue Ideen sowie Herangehensweisen entwickelt“, so Inselkammer. „Das Korsett aus Bürokratie und Vorschriften muss dazu aber deutlich gelockert werden, ansonsten fehlt den Unternehmen die Luft für die notwendigen Innovationen und die nötige Geschwindigkeit. Auch die Politik wird sonst ihre selbstgesetzten Ziele nicht erreichen. Das fängt beim Ausbau der erneuerbaren Energien, der Verkehrsinfrastruktur und beim so dringend notwendigen Wohnbau an. Zusätzlich wirken neue bürokratische Belastungen für die Wirtschaft derzeit besonders toxisch. Daher muss der Gesetzgeber besondere Vorsicht walten lassen. Wer neue Regeln will, muss auch alte Regeln streichen können.“

Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München und Starnberg sowie in der Landeshauptstadt befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.