Pressemeldung vom 17.05.2022 - Starnberg

Starnberger Wirtschaft auf Fachkräfte angewiesen – auch aus dem Ausland

Concentrated young bearded guy in formal wear is preparing for an interview, sitting in the hall on chair, reading his cv
© ©deagreez - stock.adobe.com

17.05.2022 - Der Fachkräftemangel und die anstehenden Renteneintritte der sogenannten Babyboomer-Generation bereiten den Unternehmen im Landkreis Starnberg zunehmend große Sorgen. Welche Möglichkeiten gibt es, aus dem Ausland Fachkräfte anzuwerben und einzustellen, welche bürokratischen Hürden sind dabei zu beachten und welche Erfahrungen machen die heimischen Unternehmen? Über diese drängenden Fragen haben die sich die Mitglieder des IHK-Regionalausschusses Starnberg bei ihrer jüngsten Sitzung ausgetauscht.

Katja Lindo fordert weniger Bürokratie bei Personaleinstellungen aus Drittstaaten

Die Unternehmerinnen und Unternehmer trafen sich bei der Volksbank Raiffeisenbank in Herrsching. Der Austausch machte deutlich: Ohne Fachkräfte aus dem Ausland, flexibleren Renteneintritten sowie dem Ausbau der ganztägigen Kinderbetreuung ist eine Lösung des Fachkräftemangels nicht möglich.

Im Jahr 2030 wird in Bayern vermutlich ein Fachkräfteengpass von 630.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erreicht werden, berichtete Elfriede Kerschl, Referatsleisterin bei der IHK für Fachkräfte, Weiterbildung und Frauen in der Wirtschaft. „Die Unternehmen in allen Branchen und in allen Regionen werden zu spüren bekommen, dass immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter demnächst in Rente gehen werden, aber zeitgleich die offenen Stellen nicht alle nachbesetzt werden können“, so die IHK-Expertin. Ein Ausschussmitglied bestätigte das drohende Problem. Der Unternehmer prognostizierte, dass man einige Aufgaben zwar durch künstliche Intelligenz sowie digitale und automatisierte Prozesse ersetzen könne, aber das sei auch aufgrund der dafür nötigen Internetverbindung sowie der steigenden Strompreise nur eingeschränkt möglich.

Vor allem die Anwerbung und das Einstellen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Nicht-EU-Staaten stand im Fokus des Austausches im Regionalausschuss. Über die Schritte und Abläufe einer solchen Personalgewinnung im Ausland im Rahmen des seit Frühjahr 2020 bestehenden Fachkräfteeinwanderungsgesetztes informierte Elfriede Kerschl von der IHK die Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie machte deutlich: „Die Anwerbung im Ausland kostet Geld und Zeit.“ Aber vor allem das neue, beschleunigte Fachkräfteverfahren sei eine deutliche Erleichterung für die hiesigen Unternehmen sowie für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Ein Unternehmer berichtete von seinen Erfahrungen mit den neuen Einwanderungsregeln für Fachkräfte. Das Verfahren sei bei weitem humaner als die frühere Praxis und mache das Einstellen von dringend benötigten Fachkräften aus dem Ausland einfacherer – und dieses Personal benötige die Wirtschaft in der Region dringend, so das Ausschussmitglied.
Einig waren sich die Mitglieder des Regionalausschusses, dass der Landkreis Starnberg mit anderen Wirtschaftsregionen in Deutschland, Europa und der Welt um Fachkräfte konkurriere und im harten Wettbewerb stehe. „Ganz klar müssen sich die Arbeitgeber attraktiv positionieren können. Bezahlbarer Wohnraum und angemessene Lebenskosten müssen da auch mit im Vordergrund stehen. Da ist auch die Politik gefragt“, fasst Katja Lindo, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Starnberg, die Diskussion zusammen.

Die Ausschussvorsitzende setzt sich dafür ein, dass die Anwerbung und Einstellung aus dem Ausland unbürokratischer, schneller und einfacher werden. „Das strategische Rekrutieren von Fachkräften aus Ausland und die dazugehörige politische Unterstützung können und sollen die Lücke nicht komplett schließen. Es gilt weitere, zusätzliche Maßnahmen voranzutreiben: Die Kinderbetreuung muss ausgebaut werden, und Frauen müssen wirtschaftlich, strukturell und politisch stärker motiviert werden, sich in der Wirtschaft einzubringen. Weiterhin müssen wir dringend über Lösungen für einen flexibleren Renteneintritt diskutieren“, fordert Lindo. „Der Fachkräftemangel ist sicher eine der größten Herausforderungen für die lokale Wirtschaft in den kommenden Jahren.“