15.11.2018 - Erding-Freising

Das schnelle Internet kommt zu langsam

Der Ausbau des schnellen Internets in den beiden Landkreis Erding und Freising kommt zwar voran, sorgt aber in der Wirtschaft für Ernüchterung. Zu diesem Schluss kam der IHK-Regionalausschuss Erding-Freising in seiner jüngsten Sitzung bei der Firma Jungheinrich. Im Fokus stand unter anderem das Programm des Freistaates, nach dem Gebiete mit einem bestehenden Anschluss von 30 Mbit/s oder mehr bereits als versorgt gelten und von einer Förderung ausgeschlossen sind.

IHK-Regionalausschuss berät über den Breitband-Ausbau

„Diese Schwelle ist veraltet und muss deutlich nach oben geschraubt werden. Immer mehr Unternehmen brauchen aufgrund der wachsenden Datenmengen die Perspektive für ein Gigabit-Netz. Die Politik muss über den Tellerrand schauen“, erklärt IHK-Vizepräsident und Ausschuss-Vorsitzender Otto Heinz. „Hemmschuh für diese Regelung sind die Vorgaben der EU“, ergänzt Freisings Breitbandmanager Christian Schlosser.

Ein weiteres Manko: Die Verlegung von Glasfaser kommt nur langsam voran. „Geld ist genug da, aber es gibt keine Kapazitäten bei den Tiefbaufirmen“, so Schlosser. Die tatsächliche Umsetzung würde rund vier Jahre dauern. Positiv betrachten die Mitglieder des Regionalausschusses aber die hohe Teilnahmequote am Förderprogramm. Im Landkreis Freising nehmen alle Kommunen teil, im Landkreis Erding 24 von 26. Franz Traßl, Breitbandmanager für den Landkreis Erding, erklärte aber auch: „Die Nachfrage nach Glasfaser ist geringer als aktuell tatsächlich gebaut wird“.

Wie die oberbayerischen Unternehmen insgesamt ihre Breitbandversorgung beurteilen, hat die IHK in einer Umfrage ermittelt. „Für fast 40 Prozent der Befragten ist ihre aktuelle Festnetz-Internet-Versorgung nicht ausreichend“, erläutert IHK-Expertin Franziska Neuberger. Ändert sich diese Situation in den nächsten zwei Jahren nicht, geben knapp 45 Prozent an, nicht wie geplant expandieren zu können. Für acht Prozent würde es existenzbedrohend werden. Nur weniger als ein Drittel sieht keine Auswirkungen.

Auf dieser Basis hat die IHK-Vollversammlung im Juli einen umfassenden Forderungskatalog verabschiedet. Darin spricht sich die Wirtschaft unter anderem dafür aus, nur reine Glasfaserprojekte zu fördern und einen Gigabit-Bonus einzuführen, damit Unternehmen direkt beim Bau eines Gigabit-Anschlusses unterstützt werden können. Um die Kabel-Verlegung zu beschleunigen und vereinfachen, sollen außerdem alternative Verlegemethoden für Glasfaser in Betracht gezogen werden.