26.03.2019 - Eichstätt - Ingolstadt - Neuburg-Schrobenhausen - Pfaffenhofen

Heimische Rohstoffe gewinnen– wie lange noch?‎

Der Bauboom in Bayern und in der Region 10 geht unvermittelt weiter. Ob die dafür notwendigen Baumaterialien auch künftig durch heimische Rohstoffe gedeckt werden können, ist aber fraglich. Politik und Branchenvertreter suchten nun auf dem Rohstofftag in der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt nach Lösungen. Wie aus dem aktuellen Rohstoffreport des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) hervorgeht, melden in Bezug auf Basismetalle wie Eisen, Aluminium und Kupfer bereits über die Hälfte der befragten Unternehmen Preissteigerungen und mehr als 40 Prozent Versorgungsengpässe. Auch bei den heimischen Rohstoffen wie Steine und Erden wird die Versorgung immer schwieriger und die Preise ziehen deutlich an.

Rohstofftag der IHK mit Staatssekretär Weigert und Branchenvertretern in Ingolstadt

„Die Branche erwartet von der Politik unter anderem, dass überzogene Auflagen bei der Genehmigung von Abbauflächen angepasst werden. Gleichzeitig ist die Politik gefordert, mehr in Sachen Ressourceneffizienz zu tun und beispielsweise die Entwicklung von Recyclingtechnologien zu stärken “, fasst IHK-Experte Björn Athmer die Ergebnisse des Reports zusammen. Mehr politische Rückendeckung forderte auch der Unternehmer Manfred Hoffmann. Konkret sollen bei der Fortschreibung des Regionalplanes auch Vorranggebiete zur Rohstoffgewinnung aufgeführt werden.

„Wir haben ein offenes Ohr für die Belange der Rohstoffwirtschaft“, bekräftigt Staatssekretär Roland Weigert die Haltung des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Allerdings: „Neben dem Zugang zu den Rohstoffen müssen aber auch die Auswirkungen deren Förderungen berücksichtigt werden.“ Politik, Verwaltung und Wirtschaft müssten Rücksicht auf die Belange der Bürger vor Ort nehmen, dafür brauche es tragfähige Lösungen, so der Staatssekretär.

Ähnlich sieht es Peter Kammer, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer. „Auch wir als IHK müssen die unterschiedlichen Interessenslagen abwägen“. Man verfolge deshalb einen breiten Ansatz: „Auf unsere Anregung hin arbeitet die Staatsregierung nun an einem eigenen Rohstoffatlas. Mit Umweltminister Glauber sind wir bereits im Gespräch. Beim Problem der langwierigen Genehmigungsverfahren setzen wir auf die Digitalisierung. Mit neuen E-Government-Angeboten sollen die Prozesse deutlich beschleunigt werden, ein erstes Pilotprojekt ist bereits angelaufen“, so Kammerer.

Welche Bedeutung die Rohstoffproduktion hat, erläuterte Klaus Seitz vom Initiativkreis Kiesabbau in der Region 10. Jährlich würden hier vier Millionen Tonnen Sand und Kies gefördert, das seien umgerechnet rund 200.000 Lkw-Ladungen. Diese Versorgung sei jedoch langfristig nicht sichergestellt, da in den kommenden zwei Jahren mehrere Betriebsgenehmigungen auslaufen. „In der Region wird gebaut, als gäbe es kein Morgen mehr. Woher die notwendigen Baumaterialien kommen, wird aber ausgeklammert“, so Seitz. Die mittlere Entfernung zwischen Abbaustelle und Abnehmer beträgt laut Seitz rund 20 Kilometer. Bereits ab 50 Kilometern würden die Transportkosten den Rohstoffpreis übersteigen.