Best Practice: Recruiting der Generation Y und Z

Projekt „Firmenpaten“: Azubis aus den Generationen Z und Alpha finden

Um Nachwuchs zu finden, sollten Unternehmen möglichst früh Kontakt zu Schülern aufnehmen. Das Nürnberger Projekt „Firmenpaten“ macht das möglich: Betriebe unterstützen Mittelschulen, zum Beispiel mit Geld, Handwerksarbeiten oder Berufsorientierung für Schüler – und steigern so ihre Chancen, Azubis zu gewinnen.

Die Unternehmerin Fadja Nayel hat das Projekt gemeinsam mit der IHK Nürnberg kürzlich ins Leben gerufen. Sie erklärt, wie davon beide Seiten profitieren sollen. Und warum die teils stereotype Charakterisierung der Generation Z auf diese Gruppe nicht zutrifft.

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© Fadja Anna Nayel

Frau Nayel, was ist das Ziel Ihres Projekts “Firmenpaten”?

Fadja Nayel: Ziel des Projekts ist, dass Unternehmen Mittelschulen unterstützen und selbst frühzeitig mit Schülern in Kontakt kommen können. Für die Unternehmen lohnt sich die Beteiligung sehr, denn viele können ihre offenen Stellen nicht mehr besetzen. Im besten Fall finden sie durch das Projekt Auszubildende.

Wie funktioniert das genau?

Nayel: Mittelschulen, die teilnehmen möchten, können sich bei uns melden. Wir suchen dann Unternehmen in der Nähe, die mit der jeweiligen Schulleitung oder einem Lehrer Kontakt aufnehmen. Zusammen bespricht man, wie die Betriebe die Schulen unterstützen können – etwa mit Geld, Mitarbeitern des Unternehmens oder Ähnlichem. Und die Unternehmen können anbieten, einen Tag der offenen Tür, Schnuppertage und Praktika zu ermöglichen oder ihre Azubis zu einem Infotag an die Schule zu schicken.

Bislang haben sich 18 Schulen bei uns gemeldet. Es lohnt sich, schon in den Klassen 6 und 7 anzufangen. Dann können die Schüler früh überlegen, ob die Berufe, die es in dem Unternehmen gibt, etwas für sie sein könnten.

Bis die Schüler als Azubis für Unternehmen infrage kommen könnten, dauert es dann aber ja noch ein paar Jahre.

Nayel: Das stimmt. Die Unternehmen können aber versuchen, den Kontakt zu halten. Sie können zum Beispiel die Eltern einladen, sich das Unternehmen auch mal anzuschauen. Und sie können den Schülern anbieten, öfter mal vorbeizukommen. Auch die Lehrer unterstützen das. Klar ist aber, dass sich die Mühe nicht immer lohnen wird.

Das Klischee von der anspruchsvollen, erlebnisfreudigen, sinnorientierten Generation Z trifft auf viele Mittelschüler nicht zu. Es gibt viele, die überhaupt kein Interesse an einer Ausbildung haben. Viele kommen aus Familien aus sozialen Brennpunkten, haben ein niedriges Bildungsniveau, mitunter auch mangelnde Deutschkenntnisse und wenig Unterstützung daheim.

Trotzdem sind sie für Betriebe eine wichtige Zielgruppe: Schon heute kommt jeder vierte Azubi in einem IHK-Beruf von einer Mittelschule.

Wie können Unternehmen sich an dem Projekt beteiligen?

Nayel: Das Projekt richtet sich an Unternehmen aller Größen und Branchen. Wer mitmachen will, sollte sich als Erstes an die IHK wenden. Danach wird dann der Kontakt zu einer Schule hergestellt. Das ist für die Unternehmen kostenlos. Sie sollten aber natürlich zeitlichen Aufwand für die Organisation einplanen.

Schon heute kommt jeder vierte Azubi in einem IHK-Beruf von einer Mittelschule.

Fadja Nayel, Gründerin "Projekt Firmenpaten"

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