IHK Berufsbildung

Was erwartet die Wirtschaft von Schulabgängerinnen und Schulabgängern?

People on starting line. Group of young people are standing on starting line and are looking forward while isolated on white.

Diese Frage wird immer wieder gestellt – nicht nur von jungen Menschen, die eine betriebliche Ausbildung aufnehmen möchten, sondern auch von ihren Eltern, Lehrern und Lehrerinnen.

Bei der Vorbereitung für Ausbildung und Beruf ist vor allem eines wichtig: Sich rechtzeitig darum bemühen, mindestens zwei Jahre vor Schulende. Zur Vorbereitung gehört auch, sich darüber Gedanken zu machen, was man bereits zu Beginn einer Ausbildung mitbringen muss.

Warum ist die duale Ausbildung eine gute Entscheidung?

  • Bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Eine Ausbildung vermittelt die Kompetenzen, auf die zukünftige Arbeitgeber Wert legen.
  • Eine Ausbildung vermittelt fachliches Know How, fördert die Entwicklung sozialer und persönlicher Kompetenzen und bietet jedem die Chance, sich zu beweisen.
  • Rund 350 Berufe ermöglichen eine Auswahl nach persönlichen Neigungen und Interessen.
  • Vielfältige Entwicklungswege und Weiterbildungsmöglichkeiten – auch an einer Hochschule
  • Weitgehend finanzielle Unabhängigkeit direkt nach der Schule

Was bieten die Industrie- und Handelskammern?

  • Die IHKs in der Schule: Bildungsberaterinnen und -berater und Ausbildungsscouts stellen sich den Fragen rund um das Thema Ausbildung.
  • Bei Berufsorientierungsmessen wie der IHKjobfit stellen Unternehmen, Schulen und Hochschulen ihre Bildungsangebote vor.
  • Beratung zur Teilzeitausbildung und zu Auslandsaufenthalten im Rahmen der Ausbildung
  • Problemlösung: Auch bei Problemen während der Ausbildung helfen die Bildungsberaterinnen und -berater.

Das erwartet die Wirtschaft von Ihren Auszubildenden

  • Die Beherrschung des in der Schule vermittelten Wissens in Fächern wie Deutsch, Mathematik und Englisch, also fachliche Kompetenzen
  • Persönliche Haltungen und Eigenschaften, die für Arbeit und Beruf wichtig sind, wie z. B. Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit, d.h. persönliche Kompetenzen
  • Ein positives Sozialverhalten, z.B. die Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit anderen Menschen, also soziale Kompetenzen

Hier finden Sie detailliertere Informationen zu den drei Kernkompetenzen, die Unternehmen von ihren angehenden Auszubildenden erwarten.

Fachliche Kompetenzen

In Deutschland gibt es rund 350 Ausbildungsberufe und mit ihnen eine Vielfalt von Inhalten und Anforderungen. Bei aller Verschiedenheit und fachlicher Differenzierung werden jedoch bestimmte Basiskenntnisse berufsübergreifend vorausgesetzt. Dies sind im Wesentlichen:

Die deutsche Sprache

Unternehmen erwarten, dass einfache Sachverhalte mündlich und schriftlich klar formuliert und aufgenommen werden können. Im Geschäftsleben muss man sich gut ausdrücken und den richtigen Ton treffen. Das gilt für den persönlichen Umgang ebenso wie für Telefonate und für jede Art von Korrespondenz. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind ausreichende Kenntnisse der Rechtschreibung und der Grammatik erforderlich.

Einfache Rechentechniken

In allen Berufen ist präzises Rechnen und die richtige Anwendung mathematischer Formeln Grundvoraussetzung. Egal ob im Verkauf, der Buchhaltung, im IT-Bereich oder bei der Programmierung einer Maschine: die Beherrschung der Grundrechenarten, das Rechnen mit Dezimalzahlen und Brüchen, der Umgang mit Maßeinheiten, Dreisatz und Prozentrechnen sowie die Grundlagen der Geometrie sind notwendig, um den Anforderungen im Unternehmen gerecht zu werden.

Naturwissenschaftliche Kenntnisse

Auf dem schulischen Grundlagenwissen in Physik, Chemie, Biologie und Technik bauen vor allem die naturwissenschaftlichen Berufe auf. Freude an den Naturwissenschaften, dem Erkennen naturwissenschaftlicher Phänomene sowie eine positive Grundeinstellung zur Technik gehören in diesem Bereich dazu.

Wirtschaftliche Zusammenhänge

Wer in das Berufsleben einsteigt, braucht ein Grundverständnis der freien Marktwirtschaft. Hierzu gehört auch, die Rolle der wesentlichen Akteure im Rahmen unserer Wirtschaftsordnung (Unternehmen, Staat, Tarifparteien und private Haushalte) und das Prinzip der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit zu kennen. Erste Einblicke in die Realität eines Unternehmens vermitteln Schülerbetriebspraktika.

Die englische Sprache

Englisch ist Weltsprache. Grundkenntnisse helfen in vielen Situationen weiter – im Berufs- wie im Privatleben. Einfache Sachverhalte sollten daher auf Englisch verstanden und ausgedrückt werden können. Die Fähigkeit zu alltäglicher Konversation auf Englisch wird insbesondere in international tätigen Unternehmen erwartet.

Digitale Kompetenz

Informations- und Kommunikationstechnologien sind allgegenwärtig in der Lebens- und Arbeitswelt. Grundkenntnisse in der Nutzung von rechner- und internetgestützten Anwendungen sind unverzichtbar. Ebenso wichtig ist ein reflektierter und kritischer Umgang mit moderner Technik und Neuen Medien.

Politik und Kultur

Am Arbeitsplatz ist Teamwork gefragt, dazu gehören Offenheit und Toleranz. Kenntnisse der eigenen Kultur und der Kultur des Anderen fördern gegenseitiges Verständnis. Man sollte daher in Grundzügen vertraut sein mit den wichtigen Etappen der Geschichte Europas und der Welt, relevanten sozialen und politischen Konzepten wie Demokratie, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Staatsbürgerschaft und Bürgerrechten, aber auch den großen Religionen und Weltanschauungen.

Persönliche Kompetenzen

Businessman showing statistics to his colleague
© domoyega / thinkstock

Lern- und Leistungsbereitschaft

Die Arbeitswelt befindet sich in ständigem Wandel. Lern- und Leistungsbereitschaft sind Grundbedingung für Erfolg in Ausbildung und Berufsleben, ebenso wie Interesse und Lust an Neuem. Dabei ist Lernen ein lebenslanger Prozess und erfordert von jedem auch die Fähigkeit, das Lernen selbst nach eigenen Ansprüchen zu organisieren.

Frustrationstoleranz und Belastbarkeit

Misserfolge gehören auch zu einem erfolgreichen Berufsleben. Mit Belastungen und Enttäuschungen umzugehen und diese auszuhalten, will gelernt sein. Wichtig ist, gerade bei Misserfolgen, dass man trotzdem dran bleibt und lernt. Manche Ziele können nicht schnell erreicht werden. Wer zu schnell aufgibt, verspielt Chancen.

Qualitätsbewusstsein

Ein Bewusstsein für die Qualität der eigenen Arbeit ist Bedingung für Erfolg in Ausbildung und Beruf. Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und Konzentration sorgen für hochwertige Arbeitsergebnisse. Hohe Qualität zahlt sich aus – für einen selbst und das Unternehmen. Durch Flüchtigkeitsfehler hingegen kann dem Unternehmen oder der eigenen Person erheblicher Schaden entstehen.

Kreativität und Flexibilität

Kreativität und Flexibilität sind Ursprung aller Innovationen und damit für die Wirtschaft unverzichtbar. Jedes Arbeitsumfeld bietet Chancen zur Veränderung und Verbesserung. Das fängt bei der Gestaltung der täglichen Arbeitsabläufe oder des eigenen Arbeitsplatzes an und geht bis zur Verwirklichung von neuen Produktideen bei Ingenieurinnen und Ingenieuren. Gefragt ist ein Stück Unternehmergeist: die Fähigkeit, Ideen in Taten umzusetzen.

Soziale Kompetenzen

Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit

Der Erfolg eines Unternehmens hängt immer auch von der Zusammenarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Die Unternehmensziele können erreicht werden, wenn jeder Einzelne dazu beiträgt, Informationen auszutauschen, Erfahrungen weiterzugeben und Verbesserungsvorschläge zu machen. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit verlangt Vertrauen, das durch Zuverlässigkeit entsteht. Übertragene Aufgaben müssen auch ohne ständige Kontrolle entsprechend der vorhandenen Leistungsfähigkeit erfolgreich gelöst werden.

Konflikt- und Kritikfähigkeit

Unterschiedliche Meinungen, Haltungen und Ansichten können zu Differenzen führen. Sie sollten jedoch sachlich und konstruktiv bewältigt werden. Das setzt Kommunikations- und Argumentationsvermögen ebenso voraus wie die Fähigkeit, mit Veränderungen und mit neuen Herausforderungen angemessen umgehen zu können. Neben einem sachorientierten Kritikverhalten gegenüber anderen sollte auch die Fähigkeit vorhanden sein, das eigene Tun kritisch zu hinterfragen, Fehler einzusehen und sie korrigieren zu wollen.

Höflichkeit und Freundlichkeit

Umgangsformen, das heißt der wertschätzende und aufmerksame Umgang mit der Kundschaft, den Kolleginnen und Kollegen sowie den Geschäftspartnern, sind die persönliche Visitenkarte im Berufsleben. Wer freundlich ist, hat schneller und leichter Erfolg. Dies gilt für die Beziehungen des Unternehmens nach außen natürlich genauso wie für ein gutes Betriebsklima im Inneren.

Toleranz

Für ein offenes und angenehmes Miteinander von Menschen ist es wichtig, auch Meinungen und Ansichten gelten zu lassen, die von der eigenen Anschauung abweichen. Andere Haltungen respektieren zu können, die dem demokratischen Wertesystem entstammen, ist für das Berufsleben in einer globalen Wirtschaft notwendig.

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