IHK Studie

IHK-Energiewende-Barometer 2023

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Im Energiewende-Barometer bewerten Unternehmen den Fortschritt der Energiewende und die aktuelle Klima- und Energiepolitik. Dieses Jahr wurden vom 12. Juni bis 2. Juli knapp 600 bayerische Betriebe befragt.

Die Unternehmen in Bayern trotzten den Krisen der vergangenen Jahre und den ständigen und rasanten Veränderungen bei Energiekosten, -versorgungslage und politischen Vorgaben. Das anfängliche Anpacken weicht zunehmend Ernüchterung: Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen fürchteten so viele Betriebe energiewendebedingt um ihre Geschäfte. Die Wettbewerbsfähigkeit ist an vielen Stellen stark gefährdet. Jetzt ist politisches Handeln gefragt, um Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit bei grüner Energie zu gewährleisten und auf dem Weg zu einem klimaschonenden Energiesystem nicht den Standort aufs Spiel zu setzen.

Inhalt

Zusammenfassung und zentrale Ergebnisse

Methode

Mit dem Energiewende-Barometer stellt die IHK-Organisation jährlich die Ergebnisse einer Online-Unternehmensbefragung vor, an der sich das Ehrenamt und weitere Mitgliedsunternehmen der Organisation beteiligen. Das Barometer bildet eine Bewertung der Unternehmen zum Fortschritt der Energiewende sowie zur aktuellen Klima- und Energiepolitik ab. Die Befragung zur diesjährigen Auflage fand vom 12. Juni bis 2. Juli 2023 statt. Grundlage der vorliegenden Auswertung sind deutschlandweit 3.572 eingegangene Antworten, davon 596 aus Bayern (Vorjahr: 3.514 bzw. 505). Die bayerischen Antworten verteilen sich auf die Wirtschaftszweige Dienstleistungen (41 %), Industrie (40 %), Handel (12 %) und Bau (7 %).

Zentrale Ergebnisse

Mit großer Flexibilität entwickelten die bayerischen Unternehmen immer neue Lösungen und Strategien, um den Krisen der vergangenen Jahre zu trotzen und auf die ständigen und rasanten Veränderungen bei Kosten, Versorgungslage und politischen
Vorgaben zu reagieren. Das anfängliche Anpacken der Unternehmen weicht allerdings zunehmend der Ernüchterung:

  • Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen fürchteten so viele Betriebe energiewendebedingt um ihre Geschäfte.
  • Die Wettbewerbsfähigkeit ist an vielen Stellen stark gefährdet.
  • Einschränkung oder Verlagerung von Produktion wird für immer mehr Unternehmen zum gangbaren Weg aus der Krise.
  • Investitionen in Kernprozesse, aber auch in Innovation und Klimaschutz stehen kostenbedingt zurück.
  • Die Politik schaffte es trotz diverser Maßnahmen nicht, die Kostenlast nachhaltig zu senken und Unsicherheit abzubauen.
  • Der Mangel an Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit gefährden den Standort Bayern zunehmend.
  • Statt immer neuer und teils unausgegorener politischer Vorgaben braucht es jetzt dringend: bessere Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung mit grünem Strom, eine weitere Reduktion der Steuern und Abgaben auf den Strompreis sowie den konsequenten Ausbau notwendiger Übertragungs- sowie Verteilnetze.

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Energiewende in Bayern: Unternehmen ziehen Bilanz

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Hinweis: Alle Abbildungen auf dieser Seite sind eigene Darstellungen auf Basis der Datenerhebung des IHK-Energiewende-Barometers 2023.

Die Entwicklungen in Energiewirtschaft und -politik bereiten den bayerischen Unternehmen massiv Sorgen. Während im letzten Jahr immerhin noch gut ein Viertel der befragten Betriebe der Energiewende positive Effekte auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit zuschrieb, gaben 2023 nur noch 14 % diese Antwort. Seit Beginn der Aufzeichnungen vor gut 10 Jahren fühlten sich noch nie so viele Unternehmen durch die Energiewende bedroht: rund 47 % der Betriebe sehen sich negativ oder sehr negativ betroffen. Über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg sehen die bayerischen Betriebe mehr Risiken als Chancen in der Energiewende: Sie stufen deren Effekt auf ihre Wettbewerbsfähigkeit mit einem Barometerwert von -28 ein. Das ist deutlich pessimistischer als im Vorjahr (-3,4) und das kritischste Ergebnis, seit die Umfrage zum Energiewende-Barometer durchgeführt wird.

Details können Sie der Grafik entnehmen und finden Sie in Kapitel 1 des IHK-Energiewende-Barometers.

Hinweis zum Barometerwert: Der Wert beruht auf Antworten auf die Frage „Wie beurteilen Sie insgesamt die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?“, wobei die Einschätzung „sehr negativ“ mit -100, „negativ“ mit -50, „neutral“ mit 0, „positiv“ mit +50 und „sehr positiv“ mit +100 in die Berechnung der durchschnittlichen Bewertung eingeht.

Branchenvergleich: Industrie sorgt sich am meisten

Die Industrie, deren Wettbewerbsfähigkeit vergleichsweise stark von einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung abhängt, sorgt sich am meisten. Sie bewertet die Energiewende mit dem negativsten je gemessenen Barometer-Wert von -41. Fast zwei Drittel der Industriebetriebe fürchten energiewendebedingt „(sehr) negative“ Konsequenzen für ihre Geschäfte. Im Handel stellen sich mit 55 % über die Hälfte und deutlich mehr Unternehmen als im Vorjahr auf schwere Zeiten ein (Barometer-Wert: -31). Höhere Energiekosten wirken hier gemeinsam mit Lieferkettenproblemen und Kaufkraftverlust der Kunden.

Die Bau- und die Dienstleistungsbranche profitieren von den energie- und klimapolitischen Entwicklungen vergleichsweise mehr. Energetische Sanierungen und Services im Bereich Energiewende und Klimaschutz füllen die Auftragsbücher. Sie blicken daher etwas weniger pessimistisch in die Zukunft – dort sorgen sich jeweils gut 36 % der befragten Unternehmen um die Konsequenzen der Energiewende. Allerdings ist das im Vorjahresvergleich eine um jeweils gut 10 %-Punkte schlechtere Bewertung. Die höheren Preise und kundenseitige Verunsicherung gehen auch an diesen Branchen nicht spurlos vorbei.

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Energie- und Stromversorgung: Kosten und Unsicherheiten weiter hoch

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Anfang 2022 führte zu großen Preisverwerfungen und Versorgungsunsicherheiten an den Strom-, Energie- und Rohstoffmärkten. Trotz großer Sorge kam es im Winter 2022/2023 jedoch zu keinen Versorgungsengpässen bei Gas und Strom. Die leergelaufenen Gasspeicher konnten durch enorme politische und wirtschaftliche Anstrengungen und dank günstiger Witterung rechtzeitig ausreichendem befüllt werden.

Trotz zwischenzeitlicher Beruhigung der Märkte hallen die Konsequenzen der Krise deutlich nach. Fast alle bayerischen Unternehmen waren in den der diesjährigen Umfrage vorhergehenden 12 Monaten (Juli 2022 bis Juni 2023) horrenden Preissteigerungen ausgesetzt. Auch bei den Energierohstoffen wie Gas, Öl und Kohle sind erneut Preissteigerungen zu verzeichnen. Zudem sorgt sich die Wirtschaft seit dem Ausbruch des Krieges auch um den Aspekt schwankender Energiepreise.

Details können Sie den Grafiken entnehmen und finden Sie in Kapitel 2.1 und 2.2 des Energiewende-Barometers.

Versorgung: Etwas weniger Sorge um Strom- und Gasengpässe

Von den 2023 befragten bayerischen Unternehmen gaben 11 % an, Stromausfällen unter drei Minuten ausgesetzt gewesen zu sein. Knapp 6 % beobachteten längere Ausfälle. Das sind jeweils keine nennenswerten Veränderungen zum Vorjahr. Während 2019 noch ein Fünftel der Betriebe im Industriesektor über durch Stromversorgungsunterbrechungen verursachte Produktionsbeeinträchtigungen klagte, waren es in der jüngeren Vergangenheit jeweils deutlich weniger. Dieses Jahr machten nur rund 9 % der Industrieunternehmen diese Angabe (2022: 14 %; 2021: 15 %).

Trotz der derzeit stabilen und im weltweiten Vergleich guten Versorgungslage in Deutschland und Bayern, beschäftigt die Frage der Versorgungssicherheit die Unternehmen. Nach großer Besorgnis im vergangenen Jahr, angesichts einer drohenden Gas- und Stromknappheit im Winter 2022, machen sich dieses Jahr wieder etwas weniger Unternehmen Sorgen um Engpässe.

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Zunehmend negative Auswirkung auf Investitionen, Produktion und Wettbewerb

Nicht immer ist der Umbau der Energie- und Stromversorgung kurzfristig und zu wettbewerbsfähigen Kosten möglich. Unternehmen müssen dann andere Vorkehrungen treffen, um Preissteigerungen und mögliche Versorgungslücken abzufedern und ihre Wettbewerbsfähigkeit am Standort Bayern zu schützen. Eine Möglichkeit, auf eine steigende Kostenlast und Unsicherheit zu reagieren, besteht darin, finanzielle Ressourcen vorzuhalten.

2023 geben im Vorjahresvergleich deutlich mehr Unternehmen an, geplante Investitionen aufgrund der höheren Ausgaben für Strom und Gas zurückzustellen. Besonders besorgniserregend zeigt sich die Situation großer Industriebetriebe ab 500 Mitarbeitern. Hier gibt gut die Hälfte der 2023 befragten Unternehmen an, derzeit nicht mehr in Kernprozesse zu investieren. Rund ein Drittel gibt nichts mehr für F&E aus und knapp 30 % setzen aufgrund der hohen Strom- und Gaskosten beim Klimaschutz aus.

Wettbewerbsfähigkeit und Produktion am Standort

Während lediglich 28 % der bayerischen Unternehmen keine Auswirkungen der höheren Ausgaben auf Ihre Investitionstätigkeit verzeichnen, sehen 43 % durch die Zurückstellung von Investitionen wegen hoher Strom- und Gaskosten ihre Wettbewerbsfähigkeit am Standort gefährdet. In der Industrie schätzen zwei Drittel ihre eigene Lage so ein, bei den großen Industriebetrieben (ab 500 Mitarbeitern) sogar rund 71 %.

Für immer mehr Unternehmen ist die Verlagerung von Produktion ins Ausland bzw. deren Einschränkung im Inland daher eine Option, um bei dem hohen Kostendruck und Versorgungsunsicherheiten international wettbewerbsfähig zu bleiben. In der Industrie arbeitet bereits ein Drittel an Verlagerungsstrategien oder hat sie bereits umgesetzt (2021: ein Viertel).

Details können Sie den Grafiken entnehmen und finden Sie in Kapitel 2.3 des Energiewende-Barometers.

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Einspar- und Effizienzpotentiale: Ausweg aus der Energiekrise?

In der diesjährigen Umfrage gaben rund 61 % der bayerischen Unternehmen (Industrie: 70 %) an, dass die Einsparung von Energie für das eigene Geschäft in den vorhergehenden 12 Monaten an Bedeutung gewonnen hat. Gleichzeitig ist das Einsparpotential begrenzt. Die Hälfte der 2023 befragten Unternehmen sieht bei ihrem gesamten Endenergieverbrauch sowie beim Stromverbrauch nur noch minimales Einsparpotential. Jeweils rund 50 % geben an, in den kommenden fünf Jahren nichts mehr oder maximal 2 % sparen zu können. Am meisten ausgeschöpft ist das Potential bei Abwärme: 2023 geben drei Viertel der Betriebe an, bis 2028 gar nichts oder bis maximal 2 % einsparen zu können. Bei Gas sind es 65 %, die diese Angabe machen. Nicht einmal jedes zehnte Unternehmen schätzt, den Gasverbrauch um mehr als 10 % senken zu können.

Vorhandene Einsparpotentiale lassen sich zudem oft nicht ohne Weiteres heben, „Low-Hanging-Fruits“ sind teils schon geerntet. So gaben in der Industrie in den Umfragen der vergangenen 10 Jahre bereits zwischen 80 und 95 % der befragten Unternehmen an, Effizienzmaßnahmen in Planung und Umsetzung oder bereits abgeschlossen zu haben (2023: rund 93 %). Weitere Optimierungen sind mit erheblichem Aufwand und Risiko verbunden. Zudem stehen Unternehmen oft komplexer Regulierung sowie langen Planungs- und Genehmigungsverfahren gegenüber. Die bayerischen Unternehmen treiben verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der eigenen Energieeffizienz voran.

Details können Sie den Grafiken entnehmen und finden Sie in Kapitel 3 des IHK-Energiewende-Barometers.

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Umbau der Energie-, Wärmeversorgung und Mobilität als Reaktion auf Entwicklungen in Energiewirtschaft und -politik

Angesichts der aktuellen energiepolitischen und energiewirtschaftlichen Entwicklung arbeiten die bayerischen Unternehmen weiter an der Optimierung ihrer Energieversorgung und Wärmeversorgung sowie ihres Energieverbrauchs. Rund 84 % der 2023 Befragten geben an, Effizienzmaßnahmen im eigenen Unternehmen durchgeführt zu haben, gerade umzusetzen oder zu planen – 4 % mehr als im Deutschlanddurchschnitt und ein Plus von 4 %-Punkten zum Vorjahr.

Zudem beschäftigten sich die Unternehmen nochmals mehr mit Themen rund um die Eigenversorgung mit erneuerbarer Energie. Rund 70 % haben eigene erneuerbare Energieversorgungskapazität aufgebaut oder haben es vor. Das ist ein Plus von 8 %-Punkten im Vorjahresvergleich und 13 %-Punkte zum Vorkrisenwert 2021. Auch im überregionalen Vergleich liegen die bayerischen Betriebe hier vorn (Deutschland: 63 %).

Details können Sie den Grafiken entnehmen und finden Sie in Kapitel 4.1 des IHK-Energiewende-Barometers.

Wärmeversorgung

In Bayern beschäftigen sich die Unternehmen im Deutschlandvergleich überdurchschnittlich mit dem Umbau ihrer Wärmeversorgung. Am meisten setzen die Betriebe auf das Schließen von Abwärme-Kreisläufen: 43 % geben 2023 an, dies getan zu haben oder in Planung oder Umsetzung zu stehen. Knapp 40 % der 2023 befragten Unternehmen setzen bei der Wärmeversorgung am Umstieg auf einen CO₂-ärmeren Wärmeerzeuger oder einen strombasierten Prozess in Form einer Wärmepumpe arbeiten oder bereits umgestiegen sind. 35 % versorgen sich bereits überwiegend erneuerbar – z. B. über Biomasse oder Geothermie – oder haben es vor.

Analog zum Vorjahr setzen rund 13 % aller Betriebe in Bayern auf den Einsatz von wasserstoffbasierten Prozessen und Technologien. Wasserstofftechnologien sind oft noch nicht ausgereift, erfordern langwierige Planungs- und Pilotphasen und gehen mit hohem Kapitaleinsatz einher. Neben dem Schwerlastverkehr ist grüner Wasserstoff vor allem für einzelne Industrieunternehmen interessant, die mit bisheriger Technologie ihre energieintensiven Prozesse nicht dekarbonisieren können.

Details können Sie den Grafiken entnehmen und finden Sie in Kapitel 4.2 des IHK-Energiewende-Barometers.

Mobilität

Maßnahmen zur Umstellung des eigenen Fuhrparks gehören 2023 zu den häufigsten Reaktionen der bayerischen Unternehmen auf Veränderungen in Energiewirtschaft und -politik. Rund 72 % der Befragten haben eigene Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge aufgebaut oder haben es vor, 69 % planen die Beschaffung eigener E-Fahrzeuge oder besitzen sie schon. Die Beschaffung von Fahrzeugen mit anderen alternativen Antrieben, wie z. B. Wasserstoff, haben erst 14 % der 2023 Befragten realisiert, in Planung oder Umsetzung. Die bayerischen Unternehmen gehen beim Umbau ihres Mobilitätskonzeptes etwas zurückhaltender vor als im Vorjahr, liegen im Deutschlandvergleich aber deutlich vorne.

Details können Sie den Grafiken entnehmen und finden Sie in Kapitel 4.3 des IHK-Energiewende-Barometers.

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Klimastrategie und Treibhausgasbilanzierung als Reaktion auf Entwicklungen in Energiewirtschaft und -politik

Betriebliches Klimaschutzmanagement zielt darauf ab, langfristig klimaschonend am Standort Bayern wirtschaften zu können. Es hilft Unternehmen außerdem, Potentiale für den Umbau der betrieblichen Prozesse und Energieversorgung zu identifizieren und Erfolge zu dokumentieren. Die Beschäftigung mit der eigenen Treibhausgasbilanz landet auch in diesem Jahr unter den Top 10 Maßnahmen der bayerischen Unternehmen zur Reaktion auf die Entwicklungen in Energiewirtschaft und -politik. Ein beachtlicher Anteil der 2023 befragten Unternehmen hat bereits eine Treibhausgasbilanz erstellt. Dieses Instrument kommt in der Industrie schon viel flächendeckender zum Einsatz als in der Gesamtwirtschaft. Die Unternehmen gehen bei der Bilanzierung unterschiedlich ambitioniert vor (Scope 1, 2 oder 3).

Details können Sie den Grafiken entnehmen und finden Sie in Kapitel 4.4 des IHK-Energiewende-Barometers.

Hinweis zur Definition von Scopes: In der Umfrage wurden die Scopes mit folgenden Definitionen abgefragt: Scope 1 = Berücksichtigung dir. Emissionen am Standort, insbes. Einsatz von Brennstoffen; Scope 2 = Berücksichtigung indir. Emissionen aus Bezug von Strom, Dampf, Fernwärme; Scope 3 = Berücksichtigung indir. Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, z. B. eingekaufte Waren und Dienstleistungen, Dienstreisen, Pendler, Logistik.

Klimaneutralitätsziele

Nicht nur die Klimabilanzierung, sondern auch das Thema Klimaneutralstellung beschäftigt die bayerische Wirtschaft. Rund 46 % der 2023 befragten Betriebe geben an, ein Klimaneutralitätsziel zu verfolgen, 8 % wirtschaften nach eigenen Angaben bereits klimaneutral (Industrie: 57 % bzw. 6 %)⁸. Das sind jeweils minimal mehr als im Vorjahr. Rund 47 % der Unternehmen haben sich bislang keine eigenen Ziele in Sachen Klimaneutralität gesteckt.

Hürden beim betrieblichen Klimaschutz

Es gibt vielfältige Herausforderungen, mit denen die Unternehmen auf dem Weg zu klimaschonenden Prozessen und Geschäftsmodellen konfrontiert sind. Als besonders hinderlich beim Klimaschutz zeigen sich die immer neuen und mitunter nicht ausgereiften energiepolitischen Entscheidungen. 64 % der befragten Unternehmen sehen hier ein Hindernis. Damit Hand in Hand gehen bürokratische Lasten. Diese stufen die Unternehmen in Bayern als zweitgrößtes Hemmnis für betrieblichen Kilmaschutz ein, 44 % geben an, dass sie langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren am Klimaschutz hindern. Mehr als ein Drittel der Unternehmen sieht 2023 den Mangel an Fachkräften als einen der drei größten Hemmschuhe beim Klimaschutz. Als herausfordernd stufen die bayerischen Unternehmen außerdem die hohen Energiekosten ein: für 28 % stellen sie eine Erschwernis bei der Umsetzung ihrer Klimaschutzpläne dar.

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Außenbeziehungen: Zögern bei Erschließung neuer Märkte, Produkt- und Geschäftsfelder

Die hiesigen Entwicklungen in Energiewirtschaft und -politik beeinflussen auch die Außenbeziehungen der bayerischen Unternehmen und übertragen sich so auf Kunden und Lieferanten im In- und Ausland. Mit rund 63 % geben etwas weniger der Befragten als im Vorjahr an, zusätzliche Energiekosten an Kunden weiterzugeben oder dies vorzuhaben.

Das Zurückhalten von Investitionen in F&E sowie in den Klimaschutz spiegelt sich auch im außenwirksamen Verhalten der Unternehmen wider. Während sich zuletzt immer mehr Unternehmen auf klimaschonende Produkte und Dienstleistungen ausgerichtet hatten oder dies planten und entsprechende Impulse auch über Beschaffungskriterien an ihre Lieferketten weitergegeben hatten, zeigt das diesjährige Umfrageergebnis eine rückläufige Tendenz – sowohl in der Gesamtwirtschaft als auch im Industriesektor. Auch beim Erschließen neuer Geschäftsfelder zeigt sich ein leichtes Minus gegenüber der letztjährigen Umfrage. Eine Produktionsverlagerung ins Ausland bzw. deren Einschränkung im Inland ziehen Betriebe bei großem Wettbewerbsdruck in Erwägung. Wie schon oben ausgeführt, ergibt die diesjährige Umfrage bei den Verlagerungstendenzen einen neuen Negativrekord.

Details können Sie der Grafik entnehmen und finden Sie in Kapitel 5 des IHK-Energiewende-Barometers.

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Forderungen an die Politik: Was die Unternehmen jetzt dringend brauchen

Der Blick in die unternehmerische Zukunft trübt sich angesichts der Veränderungen in Energiewirtschaft und -politik zunehmend. Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage zum IHK-Energiewende-Barometer zeigen, dass trotz Kampfgeist die Luft bei vielen Unternehmen dünn wird. Die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Bayern ist an vielen Stellen nicht mehr gegeben, Investitionen in Innovation und Klimaschutz werden zurückgestellt.

Was sollte die Politik dringend tun, um zukünftig Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit grüner Energie zu gewährleisten und auf dem Weg zu einem klimaschonenden Energiesystem nicht den Standort aufs Spiel zu setzen?

An welchen Stellen fordern die bayerischen Unternehmen 2023 besonders das Eingreifen oder Nachsteuern der Politik ein? Mit Abstand am kritischsten stufen die Unternehmen die derzeitigen Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge ein. Rund drei Viertel der Unternehmen in Bayern fordern außerdem weitere Entlastungen auf die Steuern und Abgaben für Strom. Weit über die Hälfte fordert, einheitliche Zonen beim Strompreis innerhalb Deutschlands beizubehalten. Die gut gemeinten Strom- und Gaspreisbremsen brachten für die meisten Unternehmen keine, oder zumindest keine nachhaltige Entlastung. Zunehmende Engpässe bei den Übertragungs- und Verteilnetzen prangern gut zwei Drittel an (Großindustrie: 72 %).

Details können Sie der Grafik entnehmen und finden Sie in Kapitel 6 des IHK-Energiewende-Barometers.

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