Pressemeldung vom 16.06.2023 - Bad-Tölz-Wolfratshausen

Trotz allgemeiner Flaute: Plus bei Gründungen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen

erfolgreiche junge frau hält einen vortrag zur existenzgründung
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Nach dem Corona-Hoch lässt die Dynamik bei Unternehmensgründungen in Oberbayern deutlich nach – allerdings nicht im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Nach Berechnungen der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern auf Basis von Angaben des Landesamts für Statistik stieg die Zahl der Existenzgründungen im Landkreis 2022 um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf knapp 1.100 Fälle (Oberbayern: minus 13 Prozent). Zuwächse gab es im Landkreis zum Beispiel bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern (plus 40 Prozent; 25 Neugründungen in 2021, 35 in 2022), bei den sonstigen wirtschaftsnahen Dienstleistungen (plus 18 Prozent; 128 Neugrün­dungen in 2021, 151 in 2022) oder auch im Gastgewerbe (plus 18 Prozent; 39 Neugrün­dungen in 2021, 46 in 2022). 63 Prozent der Gründungen erfolgten im Nebenerwerb.

Weiter viele Gründungen im Nebenerwerb / Insgesamt weniger Selbstständige

Wie ganz Oberbayern verzeichnet der Landkreis dagegen einen langfristig rückläufigen Trend bei der Selbstständigenquote, also dem Anteil der Selbstständigen an allen Erwerbstätigen. Dieser ist im Landkreis seit 2011 von 17,6 auf 14,4 Prozent im Jahr 2021 geschrumpft und hat damit ein historisches Tief erreicht. Trotz Zuwächsen bei der erwerbstätigen Bevölkerung insgesamt ist die Zahl der Selbstständigen in den vergangenen zehn Jahren demnach um rund 1.300 Personen geschrumpft.

Aktuell bewerten Selbstständige das Geschäftsklima laut ifo-Index vom Juni im Vergleich zur Gesamtwirtschaft deutlich ungünstiger. Im Vormonat berichteten 19 Prozent der Kleinstunternehmen und Soloselbstständigen von Existenzsorgen gegenüber 7 Prozent der Unternehmen in der Gesamtwirtschaft. Die IHK plädiert daher für eine aktive Wirtschaftspolitik, die auf die besonderen Bedürfnisse von Gründern und Selbst­ständigen eingeht und keine weitere Verunsicherung schafft, zum Beispiel bei den Themen Scheinselbst­ständigkeit und Altersvorsorgepflicht.

„Der ständig anwachsende und immer komplexere Grundstock an Bürokratie verursacht anteilig umso höhere Kosten, je kleiner ein Unternehmen ist“, betont Renate Waßmer, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen und IHK-Vizepräsidentin. „Wir brauchen eine viel stärkere Kultur der Selbstständigkeit, ein besseres Gründungsklima, weniger Bürokratie und einfachere Steuerregeln. Selbstständige, Start-Ups und neue Unternehmen stehen für Innovationen und Dynamik. Auch sie legen das Fundament für unsere zukünftigen wirtschaftlichen Erfolge“, so Waßmer weiter.