Vorwort IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl

Liebe Leserinnen und Leser,

Dr. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern
© Goran Gajanin

wir alle dachten, die Krise sei vorbei. Wir alle hofften, nach den Corona-Jahren würde Bayerns Wirtschaft wieder durchstarten. Ein schöner Plan, bis am 24. Februar 2022 eine neue Zeitrechnung begann. Der Ukraine-Krieg und seine Folgen haben multiple Schockwellen in der Wirtschaft ausgelöst: Energiekrise, Inflation, Materialknappheit, Lieferengpässe, Arbeitskräftemangel, die logistischen Folgen der Null-Covid-Politik Chinas, die handelspolitischen Spannungen zwischen USA und China. Mit den Unternehmern unseres Präsidiums und der Vollversammlung diskutierten wir 2022 nicht nur einmal die Frage, wie heftig und wie lange uns diese Schocks durchschütteln. In der BIHK-Konjunkturumfrage vom Mai haben wir bei den Geschäftserwartungen den größten Absturz ermittelt, den wir je gemessen haben. Im August schossen die Energiepreise in nie gekannte und nie geahnte Höhen. Und danach war alles dominiert von der Sorge, dass unseren Unternehmen über den Winter das Gas ausgehen könnte.

Zum Glück sind die befürchteten Katastrophen-Szenarien ausgeblieben. Zum Glück können wir in Bayern auch Krise. Unter den genannten Umständen haben sich unsere Unternehmen glänzend geschlagen. Als IHK haben wir dazu einen Beitrag geleistet, das wird von diesem Geschäftsbericht detailliert dokumentiert. Vorab will ich einige Punkte herausgreifen:

Gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger haben wir Bilanz gezogen einer historisch einmaligen Aufgabe der IHK. Als Bayerns Bewilligungsstelle für die Corona-Hilfen des Bundes haben wir bis dato fast 450.000 Anträge bearbeitet und Bayerns Selbstständigen, Betrieben und Einrichtungen zu Zuschüssen von rund 12 Milliarden Euro verholfen. Gemeinsam mit unserem Präsidenten Prof. Klaus Josef Lutz habe ich jedes politische Gespräch genutzt, um darauf hinzuweisen, welche Branchen und Unternehmen in der Energiekrise Hilfe brauchen – und dass eine sichere, bezahlbare Energieversorgung für Bayerns Wirtschaft Thema Nr. 1 ist.

Wir haben eine ifo-Studie in Auftrag gegeben und veröffentlicht, die der Politik verdeutlicht, dass wir von Chinas Rohstoffen noch abhängiger sind als von russischem Gas. Wir haben Unternehmen, die in Russland investiert oder dort viel Geschäft gemacht hatten, bei der Suche nach Alternativ-Märkten unterstützt. Wir haben uns auf allen politischen Ebenen gegen zusätzliche Belastungen unserer Unternehmen gewehrt. Die Stichworte kennt jeder Unternehmer: Sustainable Finance, Taxonomie, Lieferkettensorgfaltsgesetz. Wir haben uns so intensiv wie nie für den Erhalt des Chemiedreiecks in Südostbayern engagiert. Wir haben zudem mitten in der Krise die Themen vorangebracht, die für Zukunft stehen: grüne Antriebe im Schwerverkehr, Schienengüterverkehr, Nachhaltigkeit, IT-Sicherheit, Förderung von Start-ups, steuerliche Forschungsförderung und marktwirtschaftliche Ansätze für den Klimaschutz.

Was ich in einem Krisenjahr bemerkenswert finde: Es gab wieder ein Plus an neuen Ausbildungsverträgen. Das zeigt, wie langfristig unsere Unternehmen denken. 2022 hat sich erneut gezeigt: Noch nie hat sich die Politik so sehr für unsere Arbeit interessiert wie in den jüngsten Krisenjahren. Das hat seinen Grund. Die folgenden Abschnitte zeigen, wie gut die Selbstverwaltung der Wirtschaft auch in schwierigen Zeiten funktioniert. Ich lade Sie gerne ein, die folgenden Abschnitte zu lesen. Vielleicht werden auch Sie überrascht sein, an wie vielen Themen wir gearbeitet haben. Das ist eine Leistungsbilanz, die nur dank eines gemeinsamen großartigen Einsatzes unseres Ehrenamts und unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zustande kam. Dafür bedanke ich mich aus ganzem Herzen zusammen mit unserem Präsidenten Klaus Josef Lutz. Wenn Sie Fragen, Ideen oder Vorschläge haben, bitte melden Sie sich. Ich freue mich über Ihr Feedback.

Ihr Manfred Gößl
IHK-Hauptgeschäftsführer