Gemeinsam unternehmen wir Verantwortung

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10. Bayerische CSR-Tag mit Ministerpräsident Söder

8. Marktplatz Gute Geschäfte

Ausschuss Unternehmensverantwortung tagt viermal

Nachhaltigkeit und Green Deal – die EU macht Druck

Es war das alles bestimmende Thema in den Medien und öffentlichen Debatten: der Ukrainekrieg und seine Folgen. Energie- und Rohstoffkrise, die Debatte um fossile Brennstoffe (Gas, Flüssiggas-Terminals, Fracking) und Kernkraft - die grüne Transformation lief auch im Kriegsjahr 2022 weiter, die EU hat große Schritte zur Erfüllung der Ziele ihres Green Deals gemacht. Mitten in der Krise haben Energieminister, Parlament und Kommission sich darauf verständigt, den Emissionshandel auszuweiten. Das Verbrennen fossiler Brennstoffe wird teurer, von 2027 an wird auch für Wärme und Verkehr ein CO2-Preis gelten. Der Ausbau von Solar- und Windenergie soll EU-weit massiv beschleunigt werden.

Oft bekam vor allem die Fachwelt mit, dass die EU weitere wichtige Vorhaben auf den Weg gebracht hat: die Festlegung der Flottengrenzwerte für Autos und Lkws, das Recht auf Reparatur, die einheitliche Messung von Verkehrs- und Logistikemissionen, der Einstieg in eine integrierte Wasserwirtschaft, Förderung von Maßnahmen zur CO2-Entfernung aus der Atmosphäre und gegen die Verseuchung der Gewässer mit Mikroplastik. Auch den grünen Wandel des Finanzsystems – Stichwort Sustainable Finance – hat die EU vorangetrieben. Die neue Europäische Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen ist ein großer Schritt. Zudem hat die EZB angekündigt, man werde das Kreditportfolio der Banken erstmals unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit prüfen. Auf nationaler Ebene hat die Vorbereitung auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes, das zum 1.1.2023 in Kraft trat, in der Wirtschaft für Diskussionen gesorgt.

Ziel der IHK-Arbeit war es, dafür zu sorgen, dass kleine und mittlere Unternehmen nicht den Anschluss verpassen an diesen Mega-Trend. An erster Stelle stand daher das Ziel, im Rahmen der gesetzlichen Aufgabe der Interessenvertretung, zu einer möglichst mittelstandsfreundlichen Ausgestaltung der grünen Regulatorik beizutragen. Nicht weniger wichtig war es, die IHK-Mitglieder über das, was die Politik plant oder beschlossen hat, zu informieren. Und natürlich unterstützte die IHK die Unternehmen mit passgenauen Service-Angeboten dabei, die neuen Anforderungen umzusetzen.

BIHK erweitert Handlungshilfe “Nachhaltige Lieferkette für KMU“

Die Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes hat für viel Diskussionen und Unsicherheit im Mittelstand gesorgt. Vielen Unternehmerinnen und Unternehmern war nicht klar, was auf sie zukommt – ob als direkt oder indirekt betroffenes Unternehmen. Die bayerischen IHKs (BIHK) haben auf diesen Informationsbedarf reagiert. Im Rahmen des Umwelt- und Klimapakts Bayern haben die IHKs gemeinsam mit dem Infozentrum WirtschaftUmwelt des bayerischen Landesamtes für Umwelt die Handlungshilfe „Nachhaltige Lieferkette“ aktualisiert und erweitert. Die Handlungshilfe ist ein Online-Ratgeber, die Gestaltung wurde im Interesse der Nutzer überarbeitet und erweitert. Inhaltlich umfasst das Angebot u.a. einen Vorbereitungs-Check für KMUs, ein Schulungskonzept für den Einkauf, mehrere Fallstudien von Unternehmen und eine Präsentationsunterlage zur Information und Sensibilisierung von Lieferanten. Aufgrund der großen Nachfrage der Mitgliedsunternehmen haben die IHKs darüber hinaus die Webinarreihe „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – Was kommt auf (kleine und mittlere) Unternehmen zu?“ fortgesetzt.

Nachhaltigkeitsberichtspflichten: IHK drängt auf weniger Bürokratie

Mitten in der Krise haben sich im Sommer 2022 EU-Parlament, Rat und Kommission auf einen neuen Richtlinientext zur Nachhaltigkeitsberichterstattung geeinigt: die sogenannte Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Das Ganze ist eine Verschärfung der seit 2017 bestehenden Berichtspflicht für kapitalmarktorientierte Unternehmen, Banken und Versicherungen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Sie müssen darlegen, was sie für den Umweltschutz (E-Environmental), ihre Mitarbeiter, die Gesellschaft oder die Menschenrechte (S-Social) tun und wie sie Korruption und Bestechung (G-Governance) bekämpfen. Zudem müssen sie seit dem 1. Januar 2022 ihre grünen Umsätze, Investitionen und Betriebsausgaben aus dem Geschäftsjahr 2021 aufschlüsseln.

Die Nachhaltigkeitsberichtspflicht wird in den nächsten Jahren auf alle großen Unternehmen sowie kapitalmarktorientierte KMU aller Wirtschaftssektoren ausgeweitet. Als „groß“ gilt, wer mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllt: Bilanzsumme über 20 Millionen Euro, Netto-Umsatz über 40 Millionen Euro, mehr als 250 Mitarbeiter. Europaweit sind offiziell rund 50.000 Unternehmen von der neuen CSRD betroffen, in Deutschland sind es etwa 15.000 Unternehmen, und damit etwa 30-mal mehr Unternehmen als bislang. Die IHK-Vollversammlung hat sich mit diesem Thema befasst. Die Unternehmerinnen und Unternehmer warnten vor zu viel Bürokratie, Wettbewerbsnachteilen und vor dem Risiko, mittelständische Produktionsbetriebe könnten sich nicht mehr finanzieren. Das Plenum verabschiedete eine Position, die eine möglichst praxistaugliche Ausgestaltung der Richtlinie vorsieht. Kleine und mittlere Unternehmen dürften nicht überfordert werden.

Umweltmanagementsystem EMAS – IHK unterstützt bei der Einführung

Oberbayerns Wirtschaft ist von diesem EU-Instrument absolut überzeugt: Das europäische Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ermöglicht es Unternehmen, mit Eigeninitiative Ressourcen einzusparen. Dies schützt die Umwelt, senkt die Kosten, bietet Rechtssicherheit und Transparenz nach innen und außen. So sind EMAS-Organisationen gut vorbereitet auf die Vorgaben der CSRD sowie des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (EU-Ebene oder nationale Ebene). Die Zahl der EMAS-Organisationen ist EU-weit auf knapp 4.000 gestiegen. Die IHK München hat zu diesem Erfolg beigetragen: Sie betreut als EMAS-Registrierungsstelle EMAS-Organisationen aus den Kammerbezirken Coburg, Nieder- und Oberbayern, Schwaben und Oberpfalz. Zum Beratungsangebot der IHK München in Sachen EMAS gehört der gemeinsam mit den anderen bayerischen IHKs (BIHK) erstellte Praxis-Leitfaden, der interessierten Organisationen umfassende Informationen zum Einstieg und zur kontinuierlichen Fortführung gibt. Der Leitfaden beantwortet alle grundsätzlichen Fragen zum EMAS-Umweltmanagementsystem und zeigt zudem Schnittstellen zu weiteren Managementsystemen (z.B. DIN-14001, DIN-50001, ISO 9001, ISO 45001, Nachhaltigkeitsmanagement) auf. Zusätzlich bietet die IHK München relevante Informationen rund um EMAS auf ihrer Ratgeberseite ihk-muenchen.de/emas an. Auf dieser Seite sind neben dem Leitfaden, den zur Registrierung notwendigen Dokumenten auch aktuelle Informationen rund um EMAS abrufbar.

8. Marktplatz Gute Geschäfte in der IHK

Der Marktplatz Gute Geschäfte fand am 3. Mai bereits zum achten Mal in der IHK für München und Oberbayern statt. Die Idee ist einfach, aber effektiv: Der Marktplatz bringt Unternehmen, die sich engagieren wollen, mit gemeinnützigen Organisationen, die für ihre sozialen Projekte Unterstützung brauchen, zusammen. Veranstalter war die Freiwilligen-Agentur Tatendrang in Kooperation mit der IHK und der Landeshauptstadt München. In nur 90 Minuten fanden sich unter Gemeinnützigen und Unternehmen etliche „Traum-Paare“ für Herzens-Projekte zusammen, die die Organisationen ohne tatkräftige Unterstützung nicht hätten realisieren können. Dazu gehörten beispielsweise die Organisation eines Sommerfests für blinde Menschen, ein Bewerbungscoaching für Jugendliche, ein Zoobesuch sowie ein Eisessen mit Senioren oder Renovierungsarbeiten im Garten einer Senioreneinrichtung.

Die IHK München fungierte nicht nur als Kooperationspartner, sondern warb auch fünf eigene Projekte ein. IHK-Kollegen führten diese im Zeitraum Juni 2022 bis Februar 2023 durch. Dabei wurden insgesamt 116 Stunden (58 Stunden IHK, 58 Stunden Mitarbeiter) eingebracht.

Jubiläumsveranstaltung – 10. Bayerischer CSR-Tag mit Ministerpräsident Söder

Zum Jubiläum eine Mega-Ausgabe des Formats: Der 10. bayerischer CSR-Tag fand am 29. September in der IHK für München und Oberbayern statt. Die Resonanz war jubiläumswürdig. Rund 400 Teilnehmer waren in Präsenz oder virtuell mit dabei. Und so hochkarätig besetzt war die Veranstaltung noch nie: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kam persönlich, BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz eröffnete die Top-Veranstaltung und diskutierte auf dem Podium mit. Europaparlamentarierin Henrike Hahn (Grüne) war aus Brüssel zugeschaltet. Einen aufrüttelnden Impuls lieferte Keynote-Speakerin Jule Bosch. In ihrem provokanten Vortrag unter dem Slogan „What the fuck – Wie wir mit Unternehmensaktivismus die Zukunft retten (vor uns selbst)?“ beschäftigte sie sich mit der entscheidenden Frage: Warum nur passiert in der Welt das Gegenteil von dem, was nötig und wünschenswert wäre? Mit der Fortsetzung des „linearen Denkens“ seien die heutigen Probleme nicht mehr zu lösen. „Es genügt nicht, nur weniger schlecht zu sein“, sagte Bosch. Wer Veränderung wolle, brauche große, gute Ziele.

Ausschuss Unternehmensverantwortung: vier Sitzungen, große Themen

Viermal tagte der neu berufene Ausschuss Unternehmensverantwortung unter der Vorsitzenden Kathrin Wickenhäuser-Egger und ihrer Stellvertreterin Sabine Braun. Die über vierzig Unternehmerinnen und Unternehmern haben sich zum Ziel gesetzt, nachhaltiges und verantwortliches Wirtschaften in der Region zu stärken und engagierten Unternehmen eine Stimme zu geben. Dabei standen die Schwerpunktthemen der Ampel-Koalition sowie die Folgen des Krieges in der Ukraine für eine nachhaltige Entwicklung im Fokus. Auch die individuellen Herausforderungen wie die Nachhaltigkeits- und Klimaschutzstrategien im eigenen Unternehmen sowie die Mobilitäts- und Konsumtransformation fanden Raum für Diskussion.