Digitalisierung

Künstliche Intelligenz
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Digitalisierungsumfrage: Bayerns Wirtschaft kommt kaum voran

Bayernweite Webinarreihe „IT-Sicherheit“ mit knapp 1.000 Teilnehmern

Gründerförderung

Minus von 9 Prozent: BIHK-Präsident Lutz beklagt Gründerflaute in Bayern

Als alarmierend bezeichnete BIHK-Präsident Prof. Klaus Josef Lutz die offiziellen Gründerzahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik für das Jahr 2022. Demnach sank die Zahl der Existenzgründungen im Freistaat 2022 um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei gab es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Deutlich abwärts ging es im Handel (minus 15 Prozent) und im IT-Bereich (minus 19 Prozent). Zuwächse gab es im Gastgewerbe (plus 12 Prozent) sowie in der Freizeitwirtschaft (plus 21 Prozent). Die Selbstständigen-Quote im Freistaat ist mit 9,2 Prozent auf ein historisches Tief gefallen. 2011 lag der Anteil der Selbstständigen an allen Erwerbstätigen noch bei 12,3 Prozent. Als Konsequenz forderte Lutz ein besseres Gründungsklima, weniger Bürokratie und einfachere Steuerregeln. Zudem brauche es Lösungen für zwei Dauerprobleme der Selbstständigen: die permanente Unsicherheit wegen der Regeln gegen Scheinselbstständigkeit und zur Krankenversicherungspflicht.

Gründerzahl sinkt in Oberbayern um 13 Prozent, aber positiver Gründungssaldo

Nach gestiegenen Gründerzahlen in den Corona-Jahren 2020 und 2021 gab es wieder einen Rückgang zu verzeichnen: In Oberbayern wurden 33.760 Existenzgründungen gezählt, das entspricht einem Minus von 13 Prozent. Der Abwärtstrend zeigte sich auch bayernweit mit einem Minus von 9,3 Prozent. Gut für den IHK-Bezirk: Der Gründungssaldo war deutlich positiv. Den 33.760 Gründungen standen 25.698 Gewerbeabmeldungen wegen vollständiger Aufgabe des Unternehmens gegenüber.

Knapp 7.500 Gründungswillige nutzen IHK-Service für Einsteiger

Zum IHK-Service für Gründer gehören Einstiegsgespräche, in denen es um die Basics geht: grundlegende zur Selbstständigkeit. Dieser Service wurde ausschließlich online und telefonisch angeboten. 7.437 Gründungswillige haben ihn genutzt. Unterstellt man, dass jede dieser Personen auch gründet, hätten rund 22 Prozent aller Gründerinnen und Gründer in Oberbayern ein Einstiegsgespräch mit der IHK geführt.

Geringere Nachfrage nach der IHK-Gründungsberatung

Nachfrage nach der IHK-Gründungsberatung ist zum dritten Mal in Folge gesunken. 640 Gründungswillige nahmen den Service online oder telefonisch in Anspruch, 2020 hat die IHK noch 1.635 Beratungen gezählt. Im Unterschied zu den Einstiegsgesprächen erfolgt in der Gründungsberatung eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gründungsvorhaben. Schwerpunkte sind die Erstellung des Businessplans sowie Förderangebote und Finanzierungshilfen. 138 Gründerinnen und Gründer nutzten zudem die Online-Beratung von IHK-Experten in der IHK Gründungwerkstatt Deutschland und der Gründerplattform der KfW, um punktgenaue und bedarfsgerechte Unterstützung zu erhalten. Der Rückgang der Beratungsgespräche hat nach Angaben der IHK-Gründerexperten mehrere Gründe: die wirtschaftspolitische Unsicherheit, der Rückgang der Gründungszahlen und ein verknapptes Angebot. Die Beratungen wurden nur in begründeten Einzelfällen angeboten, da der Fokus der IHK-Arbeit auf der Bearbeitung der Anträge auf Wirtschaftshilfen lag.

74 Teilnehmer buchen IHK-Gründerseminare

IHK-Seminare zur Existenzgründung wurden von insgesamt 74 Teilnehmern besucht. Die Seminare wurden online angeboten. Die Existenzgründer konnten die Inhalte flexibel aus einzelnen Modulen wählen.

247 Gründer nutzen die IHK-Coachingförderung

Das Gründer-Coaching ist seit Jahren eines der erfolgreichsten Instrumente im Angebot des IHK-Gründerservices. 247 Gründer nutzten eine Coachingförderung. Im Rahmen des Vorgründungs- und Nachfolgecoachings erhielten 151 Gründungswillige eine maßgeschneiderte Unternehmensberatung mit bis zu 70 Prozent Beratungskostenzuschuss aus Fördermitteln des Freistaats Bayern und des Europäischen Sozialfonds. Als Regionalpartner des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) trug die IHK zudem dazu bei, dass 96 Gründer das Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ für Jungunternehmer in Anspruch nehmen konnten.

Digitalisierung

Digitalisierungsumfrage: Bayerns Wirtschaft kommt kaum voran

Die IHK-Organisation befragt jährlich Unternehmen zum Stand der eigenen Digitalisierung. Für das Jahr 2022 fiel das Fazit ernüchternd aus. Den erwarteten Digitalisierungsschub gab es nicht: Die Mehrheit der Unternehmen sah sich selbst als digital nicht gut aufgestellt. Natürlich hatten als Folgen des Ukraine-Kriegs Themen wie Strompreis und Energie- und Rohstoffversorgung Priorität. Gleichwohl zeigten folgende Ergebnisse der Umfrage, welcher Handlungsbedarf für Bayerns Politik und Wirtschaft besteht:

  • 1. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Digitalisierungsgrad der Wirtschaft in Bayern nur leicht verbessert (2,98 auf 2,91).
  • 2. Hauptmotiv für Digitalisierung war für viele Unternehmen eine Flexibilisierung der Unternehmensprozesse/Workflows. Dies lässt sich vermutlich zum Teil auf die Einführung neuer agiler Arbeitsstrukturen und -modelle zurückführen.
  • 3. Innovationschancen werden verpasst: Mögliche Neuentwicklungen waren nicht mehr so häufig der Grund für die Digitalisierung als im Vorjahr. Dadurch wächst die Gefahr, dass Bayern im internationalen Vergleich weiter abgehängt wird.
  • 4. Die Breitband-Verfügbarkeit hat bayernweit zugenommen. 79 Prozent der Unternehmen äußerten sich über das Angebot zufrieden. 2020 waren es noch 66 Prozent. Trotzdem: Der Ausbau der Breibandinfrastruktur steht unverändert ganz oben auf der Wunschliste der Unternehmen: 59 Prozent wünschen sich hier mehr Unterstützung der Politik.
  • 5. Nur 44 Prozent der Unternehmen beschäftigen sich bei der Weiterentwicklung der digitalen Kompetenzen mit den Themen Datenschutz und IT-Sicherheit. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl sogar zurückgegangen.
  • 6. Bayerische Unternehmen setzen im Bundesvergleich überdurchschnittlich oft neue digitale Technologien, wie bspw. KI oder Edge-Anwendung, ein oder planen die kurzfristige Einführung neuer Technologien.
  • 7. Bayerns Unternehmen machen einiges für ihre Cyber-Sicherheit – aber doch zu wenig: 95 Prozent verwenden Backups, 84 Prozent aktualisieren laufend ihre IT-Sicherheitsmaßnahmen, aber nur 42 Prozent haben einen IT-Notfallplan.
  • 8. 52 Prozent der bayerischen Unternehmen halten den Zeit- und Kostenaufwand für die größte Hürde auf dem Weg zu mehr Cybersicherheit. Was aus ihrer Sicht die Politik tun könnte, um den Aufwand zu senken: Prozessunterstützung und klare Ansagen zu den gesetzlichen Sicherheits- und Datenschutzanforderungen.
  • 9. Rechtsunsicherheit beim Datenschutz bleibt das Hauptproblem der Datennutzung. 51 Prozent der bayerischen Unternehmen sahen hier Schwierigkeiten.
  • 10. Das Thema „OpenData“ hat an Wichtigkeit gewonnen. 26 Prozent der Unternehmen meinten, darum müsse sich die Politik kümmern – ein Anstieg von über 5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.

Mehr dazu: www.ihk-muenchen.de/IHK-Digitalisierungsumfrage

Digitalpolitische Stellungnahmen

Die IHK hat sich mit Stellungnahmen an einer ganzen Reihe digitalpolitischer Vorhaben beteiligt. Dazu gehörten u.a. die Themen IT-Sicherheit (NIS 2.0-Richtlinie), E-Government (OZG 2.0, Bayerisches Digitalgesetz), Digitalisierung auf EU-Ebene (Data Act) und IKT-Infrastruktur (Gigabitstrategie). Zum AIAct hat die IHK München einen Brandbrief an bayerische Vertreter bei der EU gesendet, um überbordende Bürokratie zu verhindern (Prozess läuft noch).

IHK-Fachausschuss Digitalisierung

Der Digitalisierungsausschuss hat viermal getagt – teilweise online, teilweise als Präsenzveranstaltung. Eine Sitzung fand gemeinsam mit dem Industrie- und Innovationsausschuss statt. Inhaltlich hat sich der Ausschuss u.a. mit folgenden Themen beschäftig: die Digitalpolitik des Freistaats (Bayerisches Digitalgesetz und Digitalplan), Daten und der EU-Data Act, E-Government, Quantencomputing und Metaverse. Zusätzlich hat der Ausschuss einen Workshop zum Thema „Digitale Kompetenzen“ durchgeführt, um zu ermitteln, wo die Unternehmen bei diesem Punkt Verbesserungsbedarf sehen.

Mehr Nutzerorientierung bei digitalen Angeboten der öffentlichen Verwaltung

Die Schaffung eines bundesweiten Unternehmensportals soll das bringen, was von der IHK seit Jahren gefordert wird: eine zentrale E-Government-Lösung, die alle Verwaltungsprozesse für die Unternehmen bündelt. Die IHK-Organisation hat sich an der Entwicklung dieses Portals beteiligt. Die IHKs in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen haben für ihre Mitgliedsunternehmen eine Umfrage gestartet, um zu ermitteln, was die Firmen von dieser Plattform erwarten. Die IHK für München und Oberbayern hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, Unternehmen auch direkt an dem Entwicklungsprozess zu beteiligen. Im Herbst konnten Vertreter von kleinen, mittleren und großen Unternehmen an drei Digitallaboren des bayerischen Digitalministeriums teilnehmen, um gleich praktisch zu zeigen, wie sich diese Lösung wirtschaftsfreundlich gestalten lässt.

IHK-Initiative „Pack ma’s digital“ – üppiges Webinar-Angebot

Die IHK hat Digitalisierungs-Initiative „Pack ma’s digital“ erfolgreich fortgesetzt. Ziel war erneut, oberbayerische Unternehmen mit kompetenten Partnern in ihrer Digitalisierung zu unterstützen. Dafür konnten mittlerweile rund 190 Digitaldienstleister als Unterstützer gewonnen werden. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Initiative mit Hilfe von Webinaren umgesetzt. Schwerpunkte waren die Webinar-Reihe IT-Sicherheit und die Fortsetzung der IHK-Google-Zukunftswerkstatt (22 Webinare). In Zusammenarbeit mit anderen bayerischen IHKs und dem DIHK wurden weitere Webinare zu digitalen Themen veranstaltet. Siehe auch: www.packmasdigital.de

Bayernweite Webinarreihe „IT-Sicherheit“ mit knapp 1.000 Teilnehmern

Fast 1.000 Teilnehmende und jede Menge positives Feedback – das war die Bilanz der Webinar-Reihe „IT-Sicherheit“. Veranstalter der insgesamt fünf Webinare waren Bayerisches Digitalministerium, die bayerischen IHKs und weitere Unterstützer. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs hatte das Thema Cyber-Angriffe noch an Brisanz gewonnen. Besonders wichtig war daher, was Experten des Bayerischen Landeskriminalamts und des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz aus der Praxis berichteten. Sie erklärten, wie man die Wahrscheinlichkeit von Angriffen verringern und sich auf den Notfall vorbereiten kann. Für die Unternehmen direkt umsetzbar waren ferner die Hinweise der Webinare zur Informationssicherheit im Unternehmen und am Arbeitsplatz. Zum Abschluss erfuhren die Teilnehmer im fünften Webinar, wie ein Angriff auf einen bayerischen Mittelständler im Gesundheitswesen ablief – und wie damit umgegangen wurde. Der Erfolg der Webinar-Reihe hat gezeigt, wie hoch der Bedarf an Informationen rund um das Thema IT-Sicherheit ist. Wirtschaft und Staatsregierung ziehen daher an einem Strang. Die bayerischen IHKs und Digitalministerium bieten diese Webinar-Reihe im Rahmen des bayerischen Pakts für berufliche Weiterbildung 4.0 als „Digitalimpulse“ für Unternehmen an. Mehr dazu: www.bihk.de/itsicherheit

Bayernweite Webinarreihe „IHK-Google-Webinare“

Die bayerischen IHKs haben die gemeinsame Webinarreihe mit der Google Zukunftswerkstatt fortgesetzt. Inhaltlich ging es um die Themen Suchmaschinenoptimierung, Onlinemarketing, Cloud-Technologien und Fragen rund um das Home-Office. Um bei gleichbleibendem Aufwand mehr Webinare anbieten zu können, haben die bayerischen IHKs gemeinsam ein Programm entwickelt, sich bei der Webinardurchführung abgewechselt und allen IHK-Mitgliedern in Bayern angeboten. Unter dem Strich konnten so mehr Unternehmen über mehr Themen bedarfsgerecht informiert werden.

Google Career Certificates: IHK ermöglicht kostenlose Teilnahme

Dank der Kooperation mit der Google ‎Zukunftswerkstatt konnte die IHK ihren Mitgliedern einen besonderen Service ermöglichen: den kostenlosen Erwerb der Google Career Certificates. Diese Zertifikate sind als Fortbildungsprogramm Teil des „Pact for ‎Skills“ der Europäischen Kommission. Im Rahmen dieser Initiative bot die IHK Interessierten kostenfreie Online-Zugänge zu vier ‎verschiedenen IT-Fortbildungen an: IT-Support, UX Design, Data Analytics und Project Management. Das Angebot dieser kostenlosen Online-Kurse richtete sich insbesondere an Soloselbstständige, kleine und mittlere Unternehmen ‎und ihre Mitarbeiter. Mit durchschnittlich zehn Stunden pro Woche konnte ein kompletter Kurs innerhalb von 9 Monaten mit einem Zertifikat abgeschlossen werden.‎ Ab Juni 2021 bis März 2022 konnte man einen Kurs beginnen und bis Ende März 2022 abschließen.‎ Weitere Informationen: www.ihk-muenchen.de/google-career-certificates

Konferenz: KI für den Mittelstand 2022

Die Konferenz „KI für den ‎Mittelstand“ fand am 27. Oktober in der IHK München im Hybrid-Modus mit rund 100 Teilnehmern statt. Veranstalter war die IHK in Kooperation mit der appliedAI Initiative gGmbH und der fortiss GmbH. Ziel war zu klären, wie sich KI sinnvoll im Unternehmen einsetzen lässt. Experten und Expertinnen erklärten, was Künstliche Intelligenz genau ist, welche Chancen und Hürden damit einhergehen und wie „Best Practices“ funktionieren. Zudem wurden sechs innovative, regionale KI-Startups in kurzen Pitches präsentiert. Ebenso wurde das neun-monatige Programm „KI-Transfer-Plus“ des Staatsministeriums für Digitales vorgestellt, welches sich an Unternehmen richtet, die mit KI ganz am Anfang stehen und Begleitung durch Experten brauchen. Ein Use-Case aus diesem Programm zeigte die IfTA GmbH, die vorausschauende Wartung von Gasturbinen durch KI umsetzt.