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Der Rhein-Main-Donau-Kanal

Der Panamakanal ist fertig ausgebaut. Auch in Bayern gibt es schon lange Pläne für einen Großkanal. Schon 793 erfolgte der erste Spatenstich für den Karlsgraben, der Rezat und Altmühl verband, der Ursprung des Rhein-Main-Donau-Kanals. Das Bayerische Wirtschaftsarchiv zeichnet die Geschichte des Kanals nach.

Eigentlich sollte er rechtzeitig zu seinem 100. Geburtstag 2014 neu eröffnet werden, doch Streiks und Geldstreitigkeiten verzögerten den Ausbau des Panamakanals. Erst jetzt durchfuhr ein chinesischer Frachter als erstes Schiff die 80 Kilometer lange Strecke zwischen Atlantik und Pazifik.

Die Pläne für einen Großkanal in Bayern reichen bis ins Mittelalter zurück. Schon Karl der Große wollte in seinem Reich eine Schiffahrtstraße errichten, um den Kaufleuten den beschwerlichen Handelsweg zwischen Nordsee und Schwarzem Meer zu erleichtern. 793 erfolgte der erste Spatenstich für den Karlsgraben, der Rezat und Altmühl verband. Rund 1100 Jahre später verwirklichte König Ludwig I. von Bayern nach zehn Jahren Bauzeit 1846 mit dem nach ihm benannten Kanal den Lückenschluss vom Main zur Donau.

Doch erst die Industrialisierung machte den umfassenden Ausbau besserer Verkehrswege notwendig. Der technische Fortschritt ermöglichte zudem den Bau größerer Transportschiffe mit höherem Frachtaufkommen. 1921 war es dann soweit: Vor 95 Jahren schlossen das Deutsche Reich und der Freistaat Bayern einen Staatsvertrag zum Bau einer „Europa in der Richtung Nordwest-Südost durchquerenden, den höchsten Anforderungen der Binnenschifffahrt entsprechenden Wasserstraße“.

Für die Ausführung setzten die Verantwortlichen auf ein privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen und gründeten dazu die Rhein-Main-Donau AG (RMD). Ihre Aufgabe war es, eine Verbindung von Aschaffenburg am Main bis Passau an der Donau zu verwirklichen. Für die Finanzierung des ehrgeizigen Projekts erhielt die Gesellschaft die Nutzungsrechte für die Wasserkraft an Main, Regnitz, Altmühl, Donau und Lech. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam das Unternehmen zum Erliegen und wurde 1947 wieder in Gang gesetzt. Es dauert noch 45 Jahre, bis der bayerische Ministerpräsident Max Streibl 1992 den 172 Kilometer langen Kanal seiner Bestimmung übergeben konnte.

Die Rhein-Main-Donau AG (RMD) errichtete seit ihrer Gründung 60 Wasserkraftwerke. Schon 1924 lieferte das erste Kraftwerk „Untere Mainmühle“ in Würzburg den ersten Strom. Der vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv betreute Archivbestand der RMD wirft Schlaglichter auf die Entwicklung der großen Binnenland-Wasserstraße, die zu den zehn längsten Kanälen der Welt gehört.

Dr. Richard Winkler, stv. Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs