BIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2018

Boom der bayerischen Wirtschaft schwächt sich ab

Die bayerische Wirtschaft wird auch im kommenden Jahr wachsen, allerdings wird das Tempo geringer ausfallen. Der Boom wird damit schwächer. Dies sind die zentralen Ergebnisse der BIHK-Konjunkturumfrage im Herbst 2018.‎

Konjunktur: Engpass durch Fachkräftemangel

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Risikofaktoren für die bayerische Konjunktur

Der BIHK-Konjunkturindex, der Lageurteile und Geschäftserwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, sinkt moderat von 135 auf 131 Punkte. Die Stimmung ist weiterhin überdurchschnittlich gut.

Fast 60 Prozent der Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Dies ist Rekordniveau. Vor allem im bayerischen Dienstleistungsgewerbe und im Baugewerbe laufen die Geschäfte sehr gut. Diese Branchen profitieren aktuell besonders stark von der kräftigen Inlandsnachfrage.

Ihre Prognosen für die kommenden Monate haben die Unternehmen moderat heruntergesetzt. Dies hat zum einen jahreszeitliche Gründe, andererseits sind auch die konjunkturellen Risiken gestiegen: Die größte Wachstumsbremse ist der Fachkräftemangel (66 % sehen hierin ein Geschäftsrisiko). Die Unternehmen möchten zusätzliches Personal einstellen, doch immer häufiger bleiben offene Stellen unbesetzt. Auch das Exportgeschäft ist unsicherer geworden. Vor allem eine Eskalation des Handelskriegs zwischen China und den USA sowie der drohende harte Brexit gefährden die Exporterfolge der bayerischen Wirtschaft.

Die Mischung aus Zuversicht und wachsender Vorsicht spiegelt sich auch in den Investitionsplänen der Unternehmen wider: Der Investitionsmotor läuft weiter im Takt, wenngleich mit einer etwas geringeren Drehzahl.

Konjunktur der Branchen der bayerischen Wirtschaft

Industrie: Tempo leicht gedrosselt

Industrie Herbst 2018 in Bayern
© IHK

Die Industrieunternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage nicht mehr ganz so zufrieden, weil in den vergangenen sechs Monaten die Nachfrage aus dem In- und Ausland nicht mehr so dynamisch zugenommen hat. Per Saldo fallen die Lageurteile von 55 auf 51 Punkte. Aktuell bezeichnen 57 % ihre Lage als „gut“, nicht einmal jedes zehnte ist unzufrieden.

Die Industrie geht davon aus, dass es auch in den kommenden Monaten mit einem etwas gemächlicherem (Wachstums-)Tempo weitergeht: Rund eines von fünf Industriebetrieben rechnen mit einer Belebung, eines von zehn mit einer Eintrübung. Per Saldo sind die Geschäftserwartungen von 20 auf 11 Punkte gesunken. Dies ist der niedrigste Stand seit Herbst 2014.

Ihre Investitionen will die Industrie nicht mehr ganz so stark ausweiten wie zuletzt. 24 % rechnen mit einem Beschäftigungsaufbau, nur 10 % mit Stellenstreichungen. Zu Jahresbeginn lag dieses Verhältnis noch bei 30 zu 9.

Die zentrale Wachstumsbremse für die bayerische Industrie ist der Fachkräftemangel; 67 % sehen hierin ein Risiko, 56 % können offene Stellen längerfristig nicht besetzen. Am zweithäufigsten nennen die Industrieunternehmen die Rohstoff- und Energiepreise. Darüber hinaus werden auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kritischer gesehen, 47 % (zuvor 41 %) kreuzen dies als Problem an.

Bau auf Rekordjagd

Konjunktur Bayern Jahresbeginn 2018: Bau
© IHK

Die bayerischen Bauunternehmen sind weiter auf Rekordjagd. Fast acht von zehn Unternehmen sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Unzufriedene Betriebe gibt es so gut wie keine. Per Saldo erklimmen die Lageurteile mit 77 Punkten ein neues Allzeithoch. Die Auftragsbücher sind weiter prall gefüllt und die Kapazitäten stark ausgelastet. In alle drei Bausegmenten, dem Wohnungsbau, dem Wirtschaftsbau und im Bereich des öffentlichen Baus hat die Nachfrage weiter zugenommen.

Wie im Herbst üblich haben die Unternehmen ihre Erwartungen im Vergleich zum Frühjahr herabgesetzt, denn im Winterhalbjahr wird wegen der Witterung weniger gebaut. Betrachtet man hingegen die Ergebnisse der letzten Herbstumfrage, so liegen die Erwartungen der Unternehmen sogar leicht darüber. Aktuell rechnen 18 % mit einer Geschäftsbelebung und 2 % mit einer Eintrübung. Vor Jahresfrist lag das Verhältnis bei 15 zu 5.

Auch in der Bauwirtschaft nehmen die Risiken zu. 84 % sehen im Fachkräftemangel ein Geschäftsrisiko und zwei von drei Unternehmen können offene Stellen nicht besetzen. Die hohe Nachfrage nach Fachkräften, kombiniert mit dem Fachkräftemangel führt zu steigenden Preisen: Die Arbeitskosten werden von 45 % der Unternehmen als Risiko genannt. Immer stärker schlagen zudem auch die Energie- und Rohstoffpreise zu Buche: 44 % sehen dies als Geschäftsrisiko an. Dies sind 11 Prozentpunkte mehr als im Frühjahr.

Erfreuliche Lage im bayerischen Handel

Der bayerische Handel profitiert vom starken privaten Konsum. Höhere Löhne, steigende Beschäftigung und sichere Arbeitsplätze sind Garanten für gute Geschäfte: 49 % der Händler sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden, nur 12 % sind unzufrieden. Dies sind im langfristigen Vergleich sehr erfreuliche Werte. Auch für die kommenden Monate bleiben Unternehmen zuversichtlich, wenngleich sie ihre Wachstumsprognose spürbar herabgesetzt haben: 23 % der Händler rechnen mit einer Belebung und 11 % mit einer Eintrü-bung. Im Frühjahr lag das Verhältnis noch bei 30 zu 8. Die Entwicklung innerhalb des Handels ist dabei recht unterschiedlich. Während im Online-Handel die Umsätze solide steigen, ist das Umsatzplus im stationären Handel deutlich niedriger.

Die Händler sehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kritischer als zuletzt. Für 43 % der Händler sind sie ein Risiko, im Frühjahr waren es 39 %. Eines der Themen ist dabei der Datenschutz. Da der Handel viele Kundendaten be- und verarbeitet, ist die Branche von der neuen Datenschutzgrundverordnung in besonderer Weise betroffen, 69 % der Händler nennen sie als Risiko, branchenübergreifend liegt der Anteil bei 61 %.

Geschäfte der bayerischen Dienstleistungswirtschaft laufen gut

Konjunktur Bayern Jahresbeginn 2018: Dienstleistung
© IHK

Das bayerische Dienstleistungsgewerbe bleibt auf stabilem Wachstumskurs. Die Geschäfte laufen weiterhin sehr gut: 61 % der Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, nur 4 % unzufrieden. Mit einem Saldo von 57 Punkten wird die bisherige Rekordmarke vom Jahresbeginn sogar übertroffen. 53 % der Dienstleister sind voll ausgelastet.

Die Dienstleiter bleiben für die kommenden Monate optimistisch und rechnen weiterhin mit einer positiven Entwicklung: 27 % der Unternehmen erwarten sogar eine weitere Belebung, nur 12 % eine Eintrübung. Damit liegen die Erwartungen nur leicht unter dem Niveau vom Frühjahr.

Ihre Investitionen möchten sie ähnlich stark ausweiten wie zuletzt und dabei auch ihre Kapazitäten erweitern: 35 % der Unternehmen, die investieren, nennen als Motiv die Kapazitätserweiterung. Gleichzeitig benötigen die Unternehmen zusätzliches Personal: 25 % möchten zusätzliche Fachkräfte einstellen, 9 % Stellen streichen.

Größte Sorge bereitet den Dienstleistern der Fachkräftemangel; 63 % sehen hierin ein Geschäftsrisiko. Im Herbst 2017 berichteten 47 % der Unternehmen, dass sie offene Stellen nicht besetzen können, nun sind 52 % vergeblich auf der Suche nach Personal.

Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden von fast jedem zweiten Unternehmen als Risiko angesehen. Im Frühjahr lag dieser Wert noch bei 42 %. Die Themenliste im Dienstleistungsbereich ist lang: Datenschutzgrundverordnung, EZB-Niedrigzinspolitik, Brexit sowie bürokratische Auflagen und Hürden.

Risiken für die Konjunktur in Bayern im Herbst 2018

  • Der Fachkräftemangel ist das größte Risiko für die bayerischen Unternehmen. Im Jahresverlauf hat sich die Situation weiter verschärft: Der Anteil der Unternehmen, für die der Fachkräftemangel ein Problem darstellt, liegt mittlerweile bei 66 Prozent .
  • 46 Prozent sehen die aktuellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kritisch. Konkret sehen 51 Prozent die instabileren politischen Verhltnisse in Berlin als Risiko sehen.
  • 41 Prozent der Unternehmen sehen die Arbeitskosten als Risiko an.
  • Für 34 Porzent der Unternehmen sind die Energie- und Rohstoffpreise ein Risiko.

Wirtschaftspolitische Forderungen

  • Eine vorausschauende Wirtschaftspolitik ist unerlässlich.
  • Notwendige Reformen im Steuerrecht, der Energiepolitik müssen angegangen werden. Dazu gehören der Bürokratieabbau und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel.
  • Die Infrstruktur muss verbessert werden. Dazu gehören der beschleunigte Ausbau von Funk- und Breitbandnetzen.

Methodik der bayerischen Konjunkturumfrage

Für den bayerischen Konjunkturbericht wurden insgesamt 3.800 Unternehmen von den bayerischen IHKs schriftlich befragt. Die Konjunkturumfrage wird drei Mal im Jahr durchgeführt.