Position

IHK Regionalausschuss Traunstein zu den Kommunalwahlen 2020

City Traunstein at sunrise
© Jochen Netzker

Der IHK Regionalausschuss Traunstein vertritt die rund 13.500 IHK-zugehörigen Unternehmen im Landkreis Traunstein. Mit Blick auf die im Frühjahr 2020 bevorstehenden Kommunalwahlen sind aus Sicht der regionalen Wirtschaft nachfolgende Handlungsfelder von besonderer Bedeutung für den Erhalt und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts.

Inhalt

Nachhaltige Mobilität

Wirtschaft und Bürger benötigen eine leistungsfähige und nachhaltige Mobilität. Der ÖPNV ist dabei eine ‎wichtige, in einem Flächenlandkreis wie Traunstein aber nicht die einzige relevante ‎Verkehrsform. Ziel muss ein integriertes Mobilitätskonzept sein, das alle ‎Verkehrsträger gleichberechtigt berücksichtigt. Dazu gehören

  • ausreichend dimensionierte Beförderungskapazitäten und
  • bedarfsgerechte Takte beim ÖPNV,
  • aber auch die ‎intelligente Verknüpfung aller Verkehrsträger wie ‎ÖPNV, Pkw, Lkw, Radverkehr, Sharing-Angebote usw..‎

Dazu gehört auch, an geeigneten Stellen in ausreichender Zahl P&R Möglichkeiten bereitzuhalten. Die Taktung des ÖPNV sollte sich dabei nicht nur an der Schülerbeförderung orientie‎ren, sondern ebenfalls das Mitarbeiter-pendlerverhalten der regionalen Betriebe berück‎sichtigen. Auf Grund der hohen Verkehrsbelastung im Landkreis werden aktive und ‎wirksame Maßnahmen zur Reduzierung bzw. Vermeidung von Ausweichverkehren ge‎fordert.‎

Der sechsstreifige Ausbau der Bundesautobahn A8 fällt zwar in die Handlungskompetenz des Bundes. Seitens der Wirtschaft wird aber vom Landkreis eine klare Positionierung für einen entsprechenden Ausbau erwartet.

Digitale Infrastruktur stärken

Eine leistungsfähige IKT-Infrastruktur ist eine zentrale Voraussetzung ‎für die digitale Zukunft der Unternehmen. Die permanent steigenden Anforderungen erfordern eine ebenso kontinuierliche Fortführung des Breitband- und Mobilfunkausbaus. Eine fest definierte Zielmarke für die verfügbaren Bandbreiten und Übertragungs-geschwindigkeiten ist aktuell nicht absehbar.

Der terrestrische Ausbau sollte ausschließlich mit Glasfaser durchgeführt werden. Die Anbindung sollte dabei in jedem Fall bis ins Gebäude (sog. FTTB oder FTTL) erfolgen. Die derzeit in vielen Fällen genutzte Vectoring-Technik bietet aus Sicht der Wirtschaft keine ausreichenden Ausbaureserven.

Ein zuverlässiges Mobilfunknetz ist nicht nur die notwendige Grundlage für zeitgemäßes, digitales mobiles Arbeiten. Bestehende Funklöcher in den aktuellen Mobilfunknetzen im Landkreis müssen daher zügig und flächendeckend beseitigt werden. Insbesondere Funklöcher entlang der Hauptverkehrsachsen (Straße und Schiene) sollten mit Vorrang geschlossen werden. Der neue 5G-Mobilfunkstandard ist vor allem eine von mehreren wichtigen Voraussetzungen für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Region. Die Infrastruktur für den neuen 5G-Standard muss daher konsequent und zeitnah geschaffen werden.

Fachkräfte sichern

Der Mangel an Fachkräften und Auszubildenden wird von den Traunsteiner Unterneh‎men am häufigsten als Risikofaktor ‎für die Zukunft genannt. Zur Lösung sind vielfältige ‎Maßnahmen erforderlich. Die unterdurchschnittliche Beschäftigungsquote bei Frauen ‎weist auf ein brachliegendes Fachkräftepotenzial hin. Dieses könnte durch den flächen‎deckenden Ausbau flexibler Betreuungsstrukturen, ‎sowohl für Kinder ‎bis zu zwölf Jah‎ren als auch für pflegebedürftige Angehörige, gehoben werden. Gleichzeitig müssen ‎Schulen und insbesondere die Berufsschulen für ‎eine flächendeckende Versorgung der ‎Region gesichert werden. Das Engagement des Landkreises im Rahmen des geplanten ‎Campus Chiemgau wird seitens der regionalen Betriebe ausdrücklich begrüßt.‎

Flächen für Gewerbe und Wohnen

Das Thema bezahlbarer Wohn‎raum steht in engem Zusammenhang mit der Fachkräftesicherung. Die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum für Bezieher ‎niedriger aber ‎auch mittlerer Einkommen hat unmittelbaren Einfluss auf die Fachkräftesituation im ‎Landkreis. Die Topographie, aber auch die Belange von Naturschutz und ‎Tourismus ‎erschweren die Möglichkeiten im Vergleich zu anderen Regionen deutlich. Das Ziel ‎muss es daher sein, vorhandene Flächen konsequent und unter Nutzung aller rechtlichen Möglichkeiten, ggf. auch durch gezielte Anpassungen der Bauordnung, zu nutzen. ‎Dazu gehört insbesondere auch, brachliegende innerörtliche Flächen zu aktivieren und ‎für leerstehende Immobilien bei Bedarf eine Umnutzung zu ermöglichen. Weitere Chan‎cen ergeben sich durch eine systematische Nachverdichtung, z.B. durch höhere Ge‎schossflächenzahlen, den Ausbau von Dachgeschossen, Neubauten in Stelzenbauwei‎se oder grundsätzlich mehrgeschossige Gewerbebauten. Für eine strukturierte und ‎landkreisweite Umsetzung sollte die Einführung eines ‎regionalen Flächenmanagements ‎erwogen werden.‎

Gleiches gilt für Gewerbeflächen. Ausreichender Gewerbegrund ist für Bestandsunter‎nehmen wie neue Betriebe essentiell. Landkreis und Kommunen sind aufgefordert, eine ‎vorausschauende Planung von Gewerbeflächen vorzunehmen, um der regionalen Wirt‎schaft Entwicklungsperspektiven zu bieten. Mit Blick auf einen verantwortungsvollen ‎Umgang mit der Ressource Fläche ist aus Sicht der Wirtschaft ein landkreisweites, akti‎ves und strategisches Flächenmanagement gefragt. Wie bei anderen Themen auch, ‎bedarf es dabei einer deutlichen Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit.‎

Bürokratieabbau

Eine weitere große Herausforderung im Landkreis Traunstein ist aus Sicht der regiona‎len Betriebe der Bürokratieabbau. Eine bürokratiearme Verwaltung bringt Zeit- und Kos‎tenersparnisse für beide Seiten, Unternehmen wie Verwaltung. In einer immer schnelle‎ren und agileren Wirtschaft müssen Verwaltungs-, insbesondere Genehmigungsverfah‎ren vereinfacht und beschleunigt werden. Auch gilt es, die Verwaltungsangebote und -leistungen, sowie die entsprechenden Prozesse möglichst in allen Kommunen einheitlich aufzustellen.

Mit der Zertifizierung nach RAL hat der Landkreis Traunstein bereits vielversprechende ‎neue Wege beschritten. Diese Schritte müssen konsequent fortgesetzt werden, insb. ‎sollten die digitalen Angebote der Verwaltung gerade für Unternehmen zügig ausgebaut ‎werden.