Berufliche Bildung
Die Unternehmen in Deutschland brauchen eine leistungsfähige und starke Berufliche Bildung.
Als unverzichtbarer Standortfaktor sichert sie den Nachwuchs an betrieblich qualifizierten Fachkräften, der für die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft unserer Wirtschaft von
ausschlaggebender Bedeutung ist.
Auf einen Blick
Doch das Potenzial für die Berufliche Bildung schrumpft: Aufgrund der demografischen Entwicklung geht die Anzahl der Schulabgänger zurück. Gleichzeitig entscheiden sich immer mehr Schulabsolventen für ein Studium. Setzt sich dieser Trend ungebremst fort, wird es zu erheblichen Engpässen bei beruflich qualifizierten Fachkräften kommen.
Aus diesen Gründen sollte die Politik das Augenmerk insbesondere auf folgende Punkte richten:
- Leistungsfähigkeit der Beruflichen Bildung sichtbar machen
- Systematische, zielgruppenorientierte Berufsorientierungsangebote
- Potenziale für die berufliche Bildungskarriere sichern und erschließen
- Weiterbildungsbereitschaft fördern
Neben der Sicherung eines ausreichenden Nachwuchses an Hochschulabsolventen wird die Deckung des Bedarfs an beruflich Qualifizierten auch 2030 eine zentrale Herausforderung sein. Die sich zum Teil bereits abzeichnende Facharbeiterlücke ist durch eine konsequente Stärkung der dualen Ausbildung zu vermeiden, ansonsten wird am Bedarf der Wirtschaft vorbei qualifiziert.
Die Lage auf dem deutschen Ausbildungsmarkt hat sich grundlegend geändert: Von einem Mangel an Ausbildungsplätzen kann keine Rede mehr sein. Zu Beginn des Ausbildungsjahres 2016 blieben 43.500 Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Demografie und der nachhaltig starke Trend zum Studium schlagen hier zu Buche: Während vor 15 Jahren noch rund 30% eines Jahrgangs ein Studium aufnahmen, sind es heute bereits knapp 50%. Diese Entwicklung steht konträr zu dem Bedarf am Arbeitsmarkt. Der IHK-Fachkräftereport 2016 zeigt: Bereits heute fehlen in Bayern 139.000 Fachkräfte. Gesucht werden nicht in erster Linie Akademiker, sondern zu mehr als 80% beruflich qualifizierte Mitarbeiter. Daher muss die duale Ausbildung als echte Alternative zu Abitur und Studium in der Gesellschaft verankert und durch die Politik auch so vermittelt werden.
Die Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung sind daher gefordert, eine bundesweite, nachhaltige und zielgruppengerechte Informations- und Imagekampagne für die Berufliche Bildung greifbar zu machen, wird sich die Wahrnehmung des Stellenwerts der beruflichen Aus- und Weiterbildung positiv verändern und Jugendliche wieder verstärkt auf eine „Karriere mit Lehre“ setzen.
Forderungen
- Bundesweite Imagekampagne für die Berufliche Bildung
- Gleichberechtigte Bildungsoption in der Berufsorientierung
Der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt stellt eine große Herausforderung dar. Viele Schüler sind nur unzureichend über das gesamte Spektrum der Berufswahl informiert. Schulen sind daher gefordert, eine qualifizierte Berufsorientierung und -vorbereitung zu leisten. Insbesondere an Gymnasien muss eine verbesserte Berufsorientierung dazu beitragen, Abiturienten frühzeitig die Chancen einer Beruflichen Bildung zu vermitteln, um Studienabbrüchen vorzubeugen.
Forderung
- Sicherstellung einer qualifizierten Berufsorientierung
Um den drohenden Engpass bei beruflich qualifizierten Fachkräften abzufedern, sind über eine Weiterentwicklung der Allianz für Aus- und Weiterbildung zusätzliche Bewerberpotentiale zu erschließen:
- Auf ein angemessenes Verhältnis von zwei- und dreijährigen Berufen geachtet werden
- Förderung der Berufsausbildung in Teilzeit für Menschen in Familien- oder Pflegeverantwortung
- Menschen mit Behinderung sind verstärkt in die Berufliche Bildung zu integrieren
- Die Ausbildungsbeteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund ist zu steigern
- Übergänge von der akademischen in die berufliche Bildung optimieren
Die Politik ist gefordert, diese Zielgruppen durch spezifische, bedarfsgerechte Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten verstärkt für die duale Ausbildung zu gewinnen.
Forderung
Zusätzliche Bewerberpotenziale für die Berufliche Bildung erschließen
Im Zuge des rasanten technologischen Fortschritts wird die „Halbwertzeit“ von Wissen immer kürzer. Damit die Unternehmen ihre Qualifikationsbedarfe insbesondere mit Blick auf die Digitalisierung der Arbeitswelt decken können, gilt es, die Weiterbildungsbereitschaft der Mitarbeiter gezielt zu fördern. Handlungsfelder sind:
- Schaffung von Anreizen für eigenverantwortliche Weiterbildung (Bildungsprämie, steuerlicher Bildungsbonus)
- Ausbau von Förderprogrammen für den nachträglichen Erwerb von Qualifikationen (z. B. das Programm WeGebAU der Arbeitsagenturen)
- Konsequenter Abbau aller Bildungsbarrieren, die die Durchlässigkeit des Bildungssystems behindern (bundesweit einheitliche Regelungen)
- Angemessene Eingruppierung der speziellen deutschen Qualifikationsstufen im europäischen Gestaltungsraum. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung ist öffentlich deutlich zu machen.
Forderung
Anreize für eigenverantwortliche Weiterbildung ausbauen
Derzeit engagieren sich bundesweit rund 200.000 Prüferinnen und Prüfer ehrenamtlich in Aus- und Fortbildungsprüfungen der IHKs. Durch die Einbindung dieser fachlichen Experten wird die Brücke zur beruflichen Praxis geschlagen und die Qualität der öffentlich-rechtlichen Prüfungen sichergestellt. Zunehmend komplexe Anforderungen machen Prüfungen in der Praxis jedoch immer zeit- und damit auch kostenintensiver. Dieser steigende Aufwand geht zu Lasten der Ressource Ehrenamt. Bei der Modernisierung von Ausbildungsberufen und Fortbildungsab-schlüssen ist daher darauf zu achten, dass Prüfungen praktikabel und für das Ehrenamt leistbar bleiben.