Wenn Unternehmen Wissen teilen
Der Wissenstransfer ist für Unternehmen wichtig. Er sichert das nötige Know-how im Betrieb und somit die Zukunftsperspektive. Die Suche nach passenden Weiterbildungsangeboten kann sich jedoch als schwierig erweisen. In der Ausgabe 3/2017 der Lernwelt KMU erfahren Sie, wie andere Unternehmen den Wissenstransfer sichern.
Es gibt keine passenden Weiterbildungen. Was tun?
Gerade in Nischenbranchen ist es schwierig, die eigenen Mitarbeiter passgenau zu schulen. Das Angebot stimmt nicht oder das firmeninterne Fachwissen geht über das der Bildungsangebote hinaus. Diese Erfahrung machte auch die Firma Schnupp GmbH & Co. Hydraulik KG. Statt auf externe Dienstleister zu setzen, entwickelte sie ihre eigene Fortbildungsmaßnahme.
Nicht nur die eigenen Mitarbeiter profitieren
Der Schlüssel zum Erfolg war letztlich eine Kooperation. Da die Weiterbildung sich allein für die eigene Belegschaft nicht gerechnet hätte, suchte Schnupp eine Kooperation mit einem anderen Unternehmen. Schnupp suchte nach Betrieben, die ähnliche Probleme hatten und stieß dabei auf einen langjährigen Kunden, die Firma Sennebogen. Auch Sennebogen hatte Probleme, qualifizierte Weiterbildungen zu organisieren. Beide Firmen sind in der gleichen Branche tätig, bieten aber Lösungen für unterschiedliche Anwendungsgebiete an. Während Schnupp auf stationäre Maschinen spezialisiert ist, bietet Sennebogen mobile Geräte an. Die zugrunde liegende Technik ist dieselbe, die Anwendungen unterschiedlich.
Die ersten Schritte
Zunächst musste klar sein, ob auch alles passt. Die beiden Unternehmen setzten sich zusammen und schauten, ob sie sich das gleiche erhofften und welches Wissen sie in der Weiterbildung transportieren wollten. Die wichtigsten Fragen waren:
- Welche Abteilung braucht das Wissen?
- Welches Wissen benötigen die Mitarbeiter?
- Welches Wissen ist vorhanden?
- Passt das gemeinsame Know-how zusammen und ergänzen sie sich?
- Steht ausreichend Lehrpersonal zur Verfügung?
- Stehen Räume und Lehrmaterialien zur Verfügung?
Schnell wurde klar, dass alles stimmte und die beiden Unternehmen von einer Kooperation und der Weiterbildung profitieren würden.
Es entsteht eine Weiterbildung
Die beiden Unternehmen warfen ihr gesamtes Know-how zusammen und konzipierten eine Weiterbildung, die für beide Seiten gewinnbringend ist. Herausgekommen sind zwei Module. Ein Theorie und ein Praxis Modul.
- Theorie: Vermittlung von allgemeinen physikalischen Gegebenheiten und Wissen über die Komponenten wie Pumpen, Ventile, Speicher und Filter mit ihrer jeweiligen Wirkweise.
- Praxis: Das Gelernte anwenden, um einen deutlich besseren Lerneffekt zu erzielen.
Vorteil: Beide Firmen haben für viele Teile denselben Lieferanten und können somit deutlich praxisbezogener Wissen vermitteln als in eine rein theoretische Weiterbildung. Somit können sie ihre Mitarbeiter genau nach ihren Bedürfnissen schulen.
Mit einer Abschlussprüfung stellen die Prüfer sicher, dass die Mitarbeiter auch das gelernte verinnerlicht haben und die Weiterbildung mit einer weiteren Qualifikation verlassen können.
Wie genau es zu der Weiterbildung kam und welche weiteren Vorteile sich dadurch ergaben, finden Sie hier.
Im Vorfeld einer solchen Kooperation gilt es, einige Dinge abzuprüfen: Passt die Chemie? Braucht es eine Vorinvestition etwa in Räume oder Gerätschaften? Es müssen beide Seiten von einem solchen Konzept profitieren, dann hat es Erfolg. Auch sollte das Ganze sehr fachspezifisch gehalten werden und nicht als werbliche Maßnahmen für die eigenen Produkte gestaltet sein.
Die Belegschaft tauscht sich aus
Statt auf kostenintensive Weiterbildungen zu vertrauen, setzt spath printware &service GmbH & Co. KG auf den direkten Austausch der Mitarbeiter.
Als Fachhändler und Lösungs-Anbieter von Service- und Druckkonzepten, Printsupplies, Hardware, Sicherungsmedien bis zu Officesupplies ist es für spath wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Das durch Fachliteratur oder Schulungen der Hersteller erworbene Wissen trägt spath in die gesamte Belegschaft.
Jour Fixe
Ein Mitarbeiter protokolliert das erworbene Wissen und gibt es in regelmäßigen „Jour-Fixe“ an seine Kollegen weiter. Diese Treffen dauern etwa eine halbe Stunde. Aus jeder Abteilung nimmt ein Mitglied teil. Die Teilnehmer tauschen sich über Fachthemen, Probleme oder die Optimierung von internen Arbeitsabläufen aus. Die Mitglieder geben dann die Erkenntnisse an ihre Teammitglieder weiter. Sind die Themen detailreich, gibt es noch eine Rundmail an alle Teams.
Einarbeitung
Häufige sind neue Mitarbeiter Quereinsteiger, die wenig Erfahrungen im Vertriebs- und Branchenwesen haben.
Jeder neue Mitarbeiter bekommt in seinem ersten Jahr einen Paten zur Seite gestellt, der bei Problemen hilft.
Die Einarbeitung erfolgt zunächst ohne Kundenkontakt. In den ersten 2-3 Wochen lernt der neue Mitarbeiter alles Wichtige für seine Tätigkeit. Zunächst erklärt ein IT-Spezialist dem Mitarbeiter das Warenwirtschaftssystem und das Kundenbeziehungsmanagement. Am Nachmittag bekommt der Mitarbeiter dann eine Aufgabe gestellt, die dann von einem Teammitglied ausgewertet werden und mit dem neuen Mitarbeiter besprochen werden. Dadurch wird der Status Quo festgestellt und welche Wissensgebieten noch ausbaufähig sind.
Danach bekommt der Mitarbeiter Einblick in die anderen Bereiche wie Logistik, Einkauf, Technik und Qualitätssicherung. Auf diese Weise bekommt der neue Angestellte ein Bild von den internen Arbeitsabläufen.
Wissenssicherung bei Azubis
Round Table
Die Azubis treffen sich einmal im Monat und sprechen über ein vorher festgelegtes Thema, welches mit der Firma zutun hat. Die Auszubildenden diskutieren dann über das Thema und so kommt es häufig zu neuen Perspektiven und Verbesserungsvorschlägen.
Jobrotation
Großhandels-Azubis durchlaufen die Jobrotation. Nach einer Einarbeitungszeit im eigenen Team, arbeiten sie in den folgenden sechs Monaten in den anderen Vertriebsteams. Die Arbeit bleibt im Grunde die gleiche, jedoch arbeitet jedes Team etwas anders. Somit lernt der Auszubildende verschiedene Herangehensweisen an bestimmte Themen.
KollegenCoaching
Auszubildende helfen schwächeren Azubis auf Augenhöhe. Dabei müssen die Azubis nicht denselben Ausbildungsgang oder Ausbildungsbetrieb haben. Im Vordergrund steht die zwischenmenschliche Unterstützung beim Lernen.
Letztlich setzt das Wissensmanagement von spath auf viele kleine Puzzlestücke, die den Wissenstransfer und Erhalt sichern. Auf diese Weise profitieren nicht nur einzelne Mitarbeiter von Weiterbildungsmaßnahmen, sondern die gesamte Belegschaft.
Wissensmanagement hört sich so groß an! Dabei muss es nicht immer das ausgefeilte System sein. Wichtig ist 'das große Ganze', nämlich: Neues Wissen zu sammeln, zu erhalten, zu nutzen, weiterzugeben und zu bewahren. Dann greifen viele kleine Maßnahemen wie Zahnräder ineinander und führen zum Ziel begeisterte Mitarbeiter im Team zu haben.
Beispiel 1: Schnupp GmbH & CO. Hydraulik KG
Hersteller von Hydraulikaggregaten, Hubgestellen und PressenFurther Str. 63
94327 Bogen
Tel: +49 (0) 94 22-8525 0
Fax: +49 (0) 94 22-8525 10
www.schnupp.de
Beispiel 2: spath printware & service GmbH & Co. KG
GroßhandelWillstätterstraße 95
90449 Nürnberg
Tel: +49 (0) 911 - 51 977-0
Fax: +49 (0) 911 - 51 977-399
www.spath-printware.de