17.07.2015 - Garmisch-Partenkirchen

„Wir müssen dringend unsere Hausaufgaben machen“‎

Bilder der Karwendel-Postkartenidylle gingen vom G7-Gipfel im Landkreis Garmisch-Partenkirchen um die Welt. „Eine bessere Imagekampagne für unsere Tourismusregion hätten wir uns nicht wünschen können“, zog Gerhard Lutz, IHK-Vizepräsident ‎und Vorsitzender des IHK-Gremiums Garmisch-Partenkirchen, auf der Sommersitzung des IHK-Gremiums Bilanz. Doch allein auf die Anziehungskraft der Berge und Natur zu setzen, reicht aus Sicht der Unternehmer bei weitem nicht aus, um den Wirtschaftsstandort voran zu bringen. Harsche Kritik übte das IHK-Gremium nach Vorstellung der aktuellen IHK-Standortumfrage an der Jahrzehnte vernachlässigten Wirtschaftsförderung im Landkreis.

„Wir müssen dringend unsere Hausaufgaben machen. Wir sind schon jetzt in nahezu allen Bereichen das Schlusslicht in Oberbayern“, warnte Lutz eindringlich. In der aktuellen Standortumfrage der IHK für München und Oberbayern Die Betriebe im Landkreis Garmisch-Partenkirchen zeigten sich darin mit ihrem Wirtschaftsstandort ‎nur bedingt zufrieden. Insgesamt erhielt der Landkreis die Gesamtnote 2,6 und liegt damit deutlich unter dem Wert von 2,1 für ‎ganz Oberbayern. Am wenigsten zufrieden sind die Unternehmen mit dem Mangel ‎an Hochschulen in der Region, mit dem Preisniveau von Gewerbeflächen sowie mit ‎dem Angebot an Fachkräften.

Ganz oben auf der Wunschliste der Betriebe steht auch ‎eine bürokratieärmere Verwaltung. Obwohl überall die gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen gelten würden, so Lutz, würden die zuständigen Ämter Vorschriften unterschiedlich bürokratisch auslegen und anwenden. „Es sind Unterschiede wie Tag und Nacht bei der Bearbeitungsdauer und Unterstützung, ob ich beispielsweise einen Bauantrag im Landkreis Garmisch-Partenkirchen stelle oder in einem Nachbarlandkreis“, berichtete der Gremiumsvorsitzende. Dabei sei das Serviceverständnis ist vielen Bereichen des Landkreises noch verbesserungsfähig, monierten die IHK-Mitglieder.

Wirtschaftsförderung aufwerten

Allzu oft würden Projekte im Werdenfelser Land mit dem Argument des Naturschutzes ausgebremst. „Wir werden blockiert ohne Ende“, kritisierte Lutz. Dabei gehe es der Wirtschaft im Landkreis nicht darum, neue Industrie anzusiedeln und großflächig Flächen zu versiegeln. „Es muss aber möglich sein, Arbeitsplätze zu sichern, indem sich bestehende Unternehmen vor Ort weiterentwickeln können und junges, kreatives Gewerbe entstehen kann“, appellierte der IHK-Gremiumsvorsitzende.

Dabei sehen die Unternehmer durchaus erste Anzeichen, „dass die Wirtschaftsförderung seit der letzten Kommunalwahl einen neuen Stellwert hat“, betonte Lutz. Jetzt müssten aber alle Kräfte gebündelt werden, „um die angedachten und beschlossenen Schritte in Sachen Wirtschaftsförderung auch umzusetzen“, mahnte Lutz. Handlungsbedarf sieht der IHK-Gremiumsvorsitzende unter anderem bei der Aufwertung der Stellung und Mitsprachemöglichkeit der Wirtschaft in der Kreis-Entwicklungsgesellschaft (KEG). Außerdem plant Lutz mit anderen regionalen Mitstreitern einen Unternehmerverein mit Landkreis-Firmen ins Leben zu rufen,‎ „die 3.000-5.000 Arbeitsplätze repräsentieren und damit Druck auf Politik ausüben können“.

Imagegewinn für Tourismus

Vor der Diskussion um die Wirtschaftsstandort Garmisch-Partenkirchen hatten die IHK-Gremiumsmitglieder zunächst eine durchweg positive Bilanz zum G7-Gipfel gezogen. Der Ablauf des Gipfels hätte reibungslos funktioniert, die Unterkünfte waren ausgebucht. Geschäfte, die geöffnet hatten, verzeichneten gute Umsätze. Nun müsse sich langfristig zeigen, welchen Auswirkungen der Imagegewinn für den Tourismus in der Region habe.

Positive Zahlen für den Tourismus legte auch Stephan Märkl, Bürgermeister der Gemeinde Grainau, bei der Begrüßung des IHK-Gremiums Garmisch-Partenkirchen im Kurhaus Grainau vor, wo die Unternehmen erstmals tagten. Ein wichtiges Projekt für den Tourismus in Grainau und in der gesamten Zuspitzregion stellte schließlich Peter Huber, Vorstand Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG, dem IHK-Gremium vor. Er präsentierte den Mitgliedern die Pläne für die neue Eibsee-Seilbahn, die im Jahr 2017 in Betrieb gehen soll.