Pressemeldung vom 17.02.2016 - Erding-Freising
Azubi-Rekrutierung wird für Betriebe zur Herausforderung
Freising – Im Landkreis Freising absolvieren wieder mehr Jugendliche eine Ausbildung. Insgesamt stellten die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung im vergangenen Jahr 718 Auszubildende neu ein, 1,8 Prozent mehr als im Jahr 2014. Damit koppelt sich der Landkreis deutlich vom oberbayerischen Trend ab. Hier gingen die Anzahl der Neu-Verträge um 0,3 Prozent zurück. Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der IHK für München und Oberbayern für das Jahr 2015 hervor.
„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es wird auch für die Betriebe im Landkreis immer schwieriger geeignete und genügend Azubis zu rekrutieren“, sagt Otto Heinz, Vorsitzender des IHK-Gremiums Erding-Freising. Verstärkt ausgebildet wird im Landkreis in den kaufmännischen Berufen (plus 8,4 Prozent). Hier konnten insbesondere der Einzelhandel (131 Neu-Verträge/Vorjahr 99) und die sonstigen kaufmännischen Berufe (139/ Vorjahr 105) zulegen. Rückläufig sind dagegen die Neu-Verträge im gewerblich-technischen Bereich (minus 6,7 Prozent), allen voran in der Metalltechnik (60 Neu-Verträge/Vorjahr 68).
„Trotz dieser insgesamt erfreulichen Bilanz ist es höchste Zeit zu handeln. Ansonsten läuft uns langfristig der Fachkräftemangel aus dem Ruder“, mahnt Heinz. Erforderlich seien vor allem gesellschaftliches Umdenken und die Abkehr vom vorherrschenden Akademisierungswahn. „Die duale Ausbildung muss wieder als attraktive und echte Alternative zum Studium wahrgenommen werden“, fordert der Gremiumsvorsitzende. Noch immer würden die Karrierechancen nach der betrieblichen Ausbildung und die Fortbildungsmöglichkeiten über Meisterkurse bis zum Hochschulstudium unterschätzt.
Außerdem müsse die rasche Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt weiter vorangetrieben werden, so der IHK-Gremiumsvorsitzende. „Das von den bayerischen IHKs entwickelte „3+2 Modell“ hat letztendlich bewirkt, dass Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, nicht nur für die Dauer ihrer dreijährigen Ausbildungszeit ein Bleiberecht haben, sondern darüber hinaus auch in den folgenden zwei Jahren nicht abgeschoben werden dürfen“, sagt Heinz.
Derzeit erlernen im Landkreis Freising 189 ausländische Jugendliche einen Ausbildungsberuf bei Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Ihr Anteil an den insgesamt 1.849 Auszubildenden in IHK-Berufen liegt momentan bei 10,2 Prozent. In drei Berufsintegrationsklassen werden außerdem mehr als 50 jugendliche Asylbewerber auf das Berufsleben vorbereitet.
Damit die Integration in den Arbeitsmarkt weiter Fahrt aufnimmt, wird die Wirtschaft selbst in Vorleistung gehen: Dazu stellen die bayerischen IHKs acht Millionen Euro für berufs- und ausbildungsbegleitende Sprachförderung, den Aufbau von Unter-stützungsstrukturen oder die spezifische Fortbildung von Ausbildern für Flüchtlinge zur Verfügung. Dazu hat die IHK einen ersten Leitfaden mit allen wichtigen Informationen rund um die Themen Ausbildung und Beschäftigung von Asylbewerbern zusammen-gestellt (abrufbar unter www.muenchen.ihk.de/fluechtlinge). „All diese Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel werden aber erst langfristig greifen“, betont Heinz.
Insgesamt sind zurzeit 394 IHK-zugehörige Unternehmen im Landkreis Freising in der Ausbildung aktiv und stehen für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.