Das Kombimodell

Ausbildung neu gestalten – Fachkräfte gewinnen

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Mit dem Kombimodell schafft die IHK ein neues Ausbildungsformat, das die Ausbildung von allen Jugendlichen - insbesondere auch von Geflüchteten und Migrant*innen - stabilisieren und somit das Fachkräftepotenzial für Unternehmen langfristig sichern soll.

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Vom Kombimodell in die unternehmerische Selbständigkeit

Der erste Kombimodell-Jahrgang Oberbayerns hat die Berufsausbildung zum Verkäufer bzw. zur Verkäuferin mit der Winterprüfung 2023/24 erfolgreich abgeschlossen. Die Kombimodell-Klasse, in der die Azubis mehr Sprachförderung und mehr Zeit zum Lernen erhalten haben, war im September 2021 an der Berufsschule für den Einzelhandel München Mitte gestartet und ist ein Gemeinschaftsprojekt der IHK für München und Oberbayern und dem Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München.

Die erfolgreichen Prüfungsabsolventen nutzen ihre Karrieremöglichkeiten nun auf ganz unterschiedliche Weise: Während die einen erst einmal als Fachkraft Verkäufer bzw. Verkäuferin weitere Berufserfahrung sammeln, setzen andere durch die nahtlos angeschlossene Ausbildung als Kaufmann/-frau im Einzelhandel auf Weiterentwicklung. Nach dem erfolgreichen Ausbildungsabschluss wurde sogar eine unternehmerische Selbständigkeit realisiert und ein Einzelhandelsgeschäft übernommen.

Abschlussfeier Kombimodell Handel

Mit mehr Zeit erfolgreich in der Ausbildung

Warum gibt es das Kombimodell?

Mit Blick auf den Fachkräftebedarf der Wirtschaft ist es unverzichtbar, alle Potenziale zu nutzen und alle Jugendlichen, die dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehen, zu qualifizieren. Unsere Erfahrungen aus den Beratungsgesprächen zeigen, dass es Unternehmen weiterhin schwer fällt, genügend Auszubildende zu finden und langfristig als Fachkräfte zu binden.

Gleichzeitig kämpfen vielfach Jugendliche, die ihre Ausbildung im Betrieb motiviert meistern, mit Frust in der Berufsschule. Der Grund: Oft reicht die Zeit im Fachunterricht nicht aus, um dort Wissenslücken füllen zu können. Häufig ist Nachhilfe notwendig, um die Fachwörter oder Fachkonzepte des Berufs zu erfassen. Leider reichen aber auch diese zusätzlichen Anstrengungen vielfach nicht aus: Wiederholungen der Abschlussprüfung oder Abbruch der Ausbildung sind nicht selten die Folge.

Hier setzt das neue Ausbildungsmodell - das Kombimodell an: Mit einem zusätzlichen Berufsschultag vertieft es die ‎duale Berufsausbildung. Damit bietet die Ausbildung im Kombimodell mehr Zeit zum Lernen von berufsspezifischem Grundwissen. Mit einem auf die jeweiligen Bedürfnisse der Azubis angepassten Unterrichts werden Wissenslücken geschlossen. Ziel ist es, die Potenziale aller Jugendlichen zu nutzen.

„In der Kombimodell-Klasse hatten wir viel mehr Zeit, um den Stoff zu wiederholen, Fragen zu stellen und Fachbegriffe zu üben, das hilft sehr.
Meine Noten waren noch nie so gut“.

Hariwan Naif-Abdi, Azubi im Kombimodell

Das Kombimodell schafft somit die Möglichkeit, Ausbildungen flexibel zu gestalten. Je nach dem individuellen Bedarf kann nach dem ersten intensiven Ausbildungsjahr weiterhin Unterstützung notwendig sein oder einen Wechsel in die Regelklasse erfolgen. Sie als Ausbilder*in stehen hier im engen Austausch mit der Berufsschule.

Das Kombimodell ist bereits seit 2016 erfolgreich bei der IHK zu Coburg im Einsatz. In Oberbayern wird es aktuell in Zusammenarbeit mit dem Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München und der Berufsschule Einzelhandels Mitte für den Beruf des Verkäufers/ der Verkäuferin angeboten.

Was ist das Kombimodell?

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© IHK
  • Es ist ein neues Ausbildungsmodell. Mit einem auf die jeweiligen Bedürfnisse der Azubis angepassten Unterricht werden Wissenslücken in der Berufsfachsprache, in Mathematik, Sozialkunde oder Wirtschaft direkt an der Berufsschule geschlossen.
  • Die Berufsausbildung verlängert sich je nach Verlauf um 6 Monate.
  • Das Kombimodell orientiert sich an der Teilzeitausbildung plus einen zusätzlichen Tag an der Berufsschule für individuelle Förderung.
  • Die künftigen Auszubildenden können so intensiver im Lernprozess unterstützt und gleichzeitig in Ihrem Ausbildungsbetrieb eingebunden werden.

Worin besteht der Mehrwert des Kombimodells für Unternehmen?

  • Kompetente Förderung zentral an der Berufsschule (nur eine Ansprechperson)
  • Entlastung der Ausbilder*innen
  • Stabilisierung der Ausbildung durch ganzheitlichen Ansatz - keine zusätzlichen Förderangebote nötig
  • Planungssicherheit über die gesamt Ausbildungszeit
  • Weniger Ausbildungs-Abbrüche durch dauerhaft motivierte Azubis

Der große Vorteil am Kombimodell für mich ist die Entlastung der Ausbilder durch die intensive Sprachförderung an der Berufsschule. Das klappt tatsächlich gut und hilft uns dabei, dass wir uns voll auf die betriebliche Ausbildung konzentrieren können.

Ibrahim Maiga
HR-Referent für Integration REWE Group, Zweigniederlassung Süd